Logen-Blog [342]
Der Fieberschlummer währte fort bis nach Mitternacht. Eine totale Mondfinsternis hob den Himmel und zog das erschrockne Auge des Menschen empor. Gustav sah, bewegt und gequält, naß zu dem weltenhohen Erdschatten hinauf, der am Monde wie an einem Silhouettenbrette lag. Er verließ die Erde, sie wurd' ihm selber ein Schatten: „Ach!“ dacht' er, „in dieser hohen fliegenden Schatten-Pyramide werden jetzt tausend rote Augen, wunde Hände und trostlose Herzen stehen und werden eingegraben, damit der Tote noch finstrer liege als der Lebendige. – Aber rückt denn nicht dieser Schatten-Polyphem (mit einem Mondauge) täglich um diese Erde herum, und wir bemerken ihn nur dann, wenn er sich auf unserem Mond anlegt.... Und so denken wir, der Tod komme nicht eher auf die Erde, als bis er unsern Garten abmähet.... und doch ist nicht ein Jahrhundert, sondern jede Sekunde seine Sense.“.... Auf diese Art betrübte und tröstete er sich unter dem beflorten Mond – Amandus wachte ängstlich auf; beide waren allein; der Mond ruhte mit seinem Schimmer auf seinem kranken Auge; „Wer hat denn den Mond zerschnitten,“ (sagt' er sterbheiß), „er ist tot bis auf ein Schnitzchen.“ Auf einmal wurden die Stubendecke und die entgegengesetzten Häuser flammend rot, weil die Leichenfackeln mit einem Edelmann, der auf sein Erbbegräbnis gefahren wurde, durch die stumme Gasse zogen. „Es brennt, es brennt“, rief der Sterbende und suchte aus dem Bette zu eilen. Gustav wollt' ihm verbergen, wie ähnlich ihm der sei, der unten zum letzten Male über die Gasse ging; aber Amandus, ängstlich als wenn ihn der Tod erdrückte, wankte über das halbe Zimmer in Gustavs Arme..... eh' er die Leiche sah, legte ihn ein Nervenschlag tot in diese Arme....
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Der Fieberschlummer währte fort bis nach Mitternacht. Eine totale Mondfinsternis hob den Himmel und zog das erschrockne Auge des Menschen empor. Gustav sah, bewegt und gequält, naß zu dem weltenhohen Erdschatten hinauf, der am Monde wie an einem Silhouettenbrette lag. Er verließ die Erde, sie wurd' ihm selber ein Schatten: „Ach!“ dacht' er, „in dieser hohen fliegenden Schatten-Pyramide werden jetzt tausend rote Augen, wunde Hände und trostlose Herzen stehen und werden eingegraben, damit der Tote noch finstrer liege als der Lebendige. – Aber rückt denn nicht dieser Schatten-Polyphem (mit einem Mondauge) täglich um diese Erde herum, und wir bemerken ihn nur dann, wenn er sich auf unserem Mond anlegt.... Und so denken wir, der Tod komme nicht eher auf die Erde, als bis er unsern Garten abmähet.... und doch ist nicht ein Jahrhundert, sondern jede Sekunde seine Sense.“.... Auf diese Art betrübte und tröstete er sich unter dem beflorten Mond – Amandus wachte ängstlich auf; beide waren allein; der Mond ruhte mit seinem Schimmer auf seinem kranken Auge; „Wer hat denn den Mond zerschnitten,“ (sagt' er sterbheiß), „er ist tot bis auf ein Schnitzchen.“ Auf einmal wurden die Stubendecke und die entgegengesetzten Häuser flammend rot, weil die Leichenfackeln mit einem Edelmann, der auf sein Erbbegräbnis gefahren wurde, durch die stumme Gasse zogen. „Es brennt, es brennt“, rief der Sterbende und suchte aus dem Bette zu eilen. Gustav wollt' ihm verbergen, wie ähnlich ihm der sei, der unten zum letzten Male über die Gasse ging; aber Amandus, ängstlich als wenn ihn der Tod erdrückte, wankte über das halbe Zimmer in Gustavs Arme..... eh' er die Leiche sah, legte ihn ein Nervenschlag tot in diese Arme....