Logen-Blog [34]: Über Erdhäufchen und Musenberge
Gustav, nun verwiesen auf ein kleines Spielfeld (denn Entführungen sollen definitiv nicht mehr vorkommen), kommt auf die Idee, eine Art Mückenlouvre zu bauen, wie es in einem anderen Werk des Dichters heißt. Er sammelt Insekten ein, um sie „in einen schönen Salomons-Tempel oder in eine Silberschlag-Noachitische Arche von Pappendeckel mit mehr Fenstern als Mauer zusammen“ zu drängen.[1] Auch hier begegnet, gleich doppelt, Biblisches: Der Erzähler spricht ausdrücklich von einem „vierten Salomonischen Tempel“, was insofern richtig ist, als dass der erste Tempel immerhin in der Bibel erwähnt wird – gefunden wurde er nie. Wie, ja ob er überhaupt jemals existierte, ist der kritischen Bibelwissenschaft und -archäologie[2] absolut zweifelhaft.
Eine neue Figur tritt auf: der Kammerjäger Robisch, eine zwielichtige Figur. Jean Paul erfindet weder einen hübschen Vergleich: „Ich will die Gelehrten-Republik eben nicht bereden, dass dieser Mausschächter so viele unterirdische Maulwürfe aus der Welt fortschickte, als jährlich schriftstellerische hineintreten, um sich auf die Hinterfüße zu setzen und dann mit den Vorderfüßen, die an beiden Maulwurfarten Menschenhänden gleichen, in den Buchläden und auf dem Leipziger Buchhändlermarkte ihre Erdhäufchen als kleine Musenberge aufzuwerfen.“ Der Mann habe, schreibt der Erzähler Jean Paul, eine „morastige Seele“ - weil er, wenn Rekruten ausgehoben werden, an der Spitze der Ausheber steht (er macht den Leithund, sagt Jean Paul), weil er allgemein die kleinsten Tiere, also nicht nur das Ungeziefer ausrottet – und weil er sich mit seinen „Fabrikaten“ an den kleinen Gustav herandrängt, doch ohne „elterliche Kindlichkeit“. Dies macht ihn zu einem niedrigen Menschen; ein „hoher Mensch“ besitzt vermutlich die Fähigkeit, sich auf das Niveau des Kindes zu begeben, ohne darin kleiner zu werden.
Ein solches „Fabrikat“ ist nun jenes Insektenhäuschen, aber was sonst noch? Wir erfahren es leider nicht, wir lesen nur, dass er Gustav einen Starmatz besorgt, der nun alles frisst, „was nichts zu fressen hatte“. Wieder ein Wortspiel, ein kleines – man freut sich, wenn man so etwas entdeckt (und es passiert minütlich).
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Gustav, nun verwiesen auf ein kleines Spielfeld (denn Entführungen sollen definitiv nicht mehr vorkommen), kommt auf die Idee, eine Art Mückenlouvre zu bauen, wie es in einem anderen Werk des Dichters heißt. Er sammelt Insekten ein, um sie „in einen schönen Salomons-Tempel oder in eine Silberschlag-Noachitische Arche von Pappendeckel mit mehr Fenstern als Mauer zusammen“ zu drängen.[1] Auch hier begegnet, gleich doppelt, Biblisches: Der Erzähler spricht ausdrücklich von einem „vierten Salomonischen Tempel“, was insofern richtig ist, als dass der erste Tempel immerhin in der Bibel erwähnt wird – gefunden wurde er nie. Wie, ja ob er überhaupt jemals existierte, ist der kritischen Bibelwissenschaft und -archäologie[2] absolut zweifelhaft.
Eine neue Figur tritt auf: der Kammerjäger Robisch, eine zwielichtige Figur. Jean Paul erfindet weder einen hübschen Vergleich: „Ich will die Gelehrten-Republik eben nicht bereden, dass dieser Mausschächter so viele unterirdische Maulwürfe aus der Welt fortschickte, als jährlich schriftstellerische hineintreten, um sich auf die Hinterfüße zu setzen und dann mit den Vorderfüßen, die an beiden Maulwurfarten Menschenhänden gleichen, in den Buchläden und auf dem Leipziger Buchhändlermarkte ihre Erdhäufchen als kleine Musenberge aufzuwerfen.“ Der Mann habe, schreibt der Erzähler Jean Paul, eine „morastige Seele“ - weil er, wenn Rekruten ausgehoben werden, an der Spitze der Ausheber steht (er macht den Leithund, sagt Jean Paul), weil er allgemein die kleinsten Tiere, also nicht nur das Ungeziefer ausrottet – und weil er sich mit seinen „Fabrikaten“ an den kleinen Gustav herandrängt, doch ohne „elterliche Kindlichkeit“. Dies macht ihn zu einem niedrigen Menschen; ein „hoher Mensch“ besitzt vermutlich die Fähigkeit, sich auf das Niveau des Kindes zu begeben, ohne darin kleiner zu werden.
Ein solches „Fabrikat“ ist nun jenes Insektenhäuschen, aber was sonst noch? Wir erfahren es leider nicht, wir lesen nur, dass er Gustav einen Starmatz besorgt, der nun alles frisst, „was nichts zu fressen hatte“. Wieder ein Wortspiel, ein kleines – man freut sich, wenn man so etwas entdeckt (und es passiert minütlich).