Logen-Blog [243]: Die gestörte Liebe macht den besten Menschen nicht besser
Es ist schon etwas länger her: in einem Brief, den Beata an Philippine schrieb, kam sie auf den Bruder zu sprechen, der ihr abhandenkam. Hier hing es um ein Porträt des Verschollenen, das ihr gleichfalls abhandenkam. Ein zweites Porträt – „etwas unähnlicher“, sagt sie – wäre einst im Hause Röper gewesen, aber auch dies scheint verschwunden wie der Porträtierte selbst. Der Erzähler weiß, dass Röper es versteigert hatte, „weil es das von Gustav war“.
Nun erhält er von einem Boten des Herren Oefel ein Paket mit der Mitteilung, dass das beiliegende Bildnis jenes sei, „das ihre Tochter für ihr eignes verlornes gehalten“, und das die Frau Röper ihm übergeben habe. Rückseits aber steht der Familienname „Falkenberg“ drauf, „der alle übrige widerlege“. „Ihr eignes“: das meint offensichtlich nicht ihr, Beatas Porträt, sondern das Porträt ihres Bruders, das sie eben vermisst. Außerdem darf der Leser an jenes Porträt denken, das bei Amandus gefunden wurde: das Bildnis Guidos, des Sohnes der geheimnisvollen Entführerin, das alle für das Konterfei Gustavs gehalten haben.
Alles klar?
Gustav ist diese Rückgabe zunächst unangenehm – denn es zeigt ihm, denkt er, den Hass, den Frau Röper und Beata ihm aufgrund des peinlichen Auftritts im Hause Röper entgegen bringen: denn man will ihn auch in effigie nicht mehr im Hause haben. Daraufhin wird sein Herz „ein wenig kälter gegen seinen Amandus“, dessen Porträt wiederum durch das zugestellte Bildnis unversehens „wärmer geworden war“, „Jean Pauls“ Schluss ist kategorisch: Die gestörte Liebe macht den besten Menschen nicht besser, bloß die glückliche. Allein Gustav beruhigt sich schnell wieder, weil er weiß, dass „die schönsten Augen und Lippen“ auf diesem Bildnis gewesen waren. Das gute Stück ist also eine Berührungsreliquie, ja: ein Fetisch, der den jungen Mann über den Verlust der Freundschaft und des Vertrauens seiner Beata ein wenig hinwegtröstet.
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Es ist schon etwas länger her: in einem Brief, den Beata an Philippine schrieb, kam sie auf den Bruder zu sprechen, der ihr abhandenkam. Hier hing es um ein Porträt des Verschollenen, das ihr gleichfalls abhandenkam. Ein zweites Porträt – „etwas unähnlicher“, sagt sie – wäre einst im Hause Röper gewesen, aber auch dies scheint verschwunden wie der Porträtierte selbst. Der Erzähler weiß, dass Röper es versteigert hatte, „weil es das von Gustav war“.
Nun erhält er von einem Boten des Herren Oefel ein Paket mit der Mitteilung, dass das beiliegende Bildnis jenes sei, „das ihre Tochter für ihr eignes verlornes gehalten“, und das die Frau Röper ihm übergeben habe. Rückseits aber steht der Familienname „Falkenberg“ drauf, „der alle übrige widerlege“. „Ihr eignes“: das meint offensichtlich nicht ihr, Beatas Porträt, sondern das Porträt ihres Bruders, das sie eben vermisst. Außerdem darf der Leser an jenes Porträt denken, das bei Amandus gefunden wurde: das Bildnis Guidos, des Sohnes der geheimnisvollen Entführerin, das alle für das Konterfei Gustavs gehalten haben.
Alles klar?
Gustav ist diese Rückgabe zunächst unangenehm – denn es zeigt ihm, denkt er, den Hass, den Frau Röper und Beata ihm aufgrund des peinlichen Auftritts im Hause Röper entgegen bringen: denn man will ihn auch in effigie nicht mehr im Hause haben. Daraufhin wird sein Herz „ein wenig kälter gegen seinen Amandus“, dessen Porträt wiederum durch das zugestellte Bildnis unversehens „wärmer geworden war“, „Jean Pauls“ Schluss ist kategorisch: Die gestörte Liebe macht den besten Menschen nicht besser, bloß die glückliche. Allein Gustav beruhigt sich schnell wieder, weil er weiß, dass „die schönsten Augen und Lippen“ auf diesem Bildnis gewesen waren. Das gute Stück ist also eine Berührungsreliquie, ja: ein Fetisch, der den jungen Mann über den Verlust der Freundschaft und des Vertrauens seiner Beata ein wenig hinwegtröstet.