Loge-Blog [213]: Eiserne Musik und weiche Herzen
Ein gutes Mittel, dem zu vergeben, den eine eingebildete Beleidigung auf uns erbitterte, ist, ihm eine wahre anzutun.
Eben diese versöhnliche Weichheit schrieb sich bloß vom versteckten Bewußtsein her, dass er halb den Verdacht der Nebenbuhlerei verdiene; denn sonst hätt' er, von Stolz gehoben, dem andern zwar auch vergeben, aber ihn darum nicht stärker geliebt.
Es sind diese Winkelzüge der Seele, die Beziehungsfäden zwischen Gustav und Amandus, die aus dem Roman einen psychologischen machen. Die „wahre“ Beleidigung besteht darin, man muss erst einmal darauf kommen, dass Gustav an Beata denkt, die sich in sein Gefühlsleben eingeschlichen hat und nicht mehr entfernt werden kann. Auch dafür findet der Erzähler eine intrikate Formel:
Die größte Schönheit Beatens hätt' ihn nun nicht dahin bringen können, sie zu – meiden.
Allein es ist typisch für Gustav, dass er sein Interesse für Beata, die im neuen Schloss wohnt – er im alten, das vom neuen nur durch eine unbedeutende Mauer getrennt wird –, mit altruistischen Motiven nicht camoufliert, aber anreichert: er könne ja, denkt er, nachdem er als Legationssekretär gearbeitet habe, in ein Kollegium eintreten, um das „liegende Land“ voranzubringen. Somit ist der Fall klar: „Da gerade um 6 Uhr vom eisernen Orchester um den Stephansturm die abendliche Sphärenmusik in die Gassen niederfloß: so sank sein Herz in die Töne hinein, und er brachte seinem Freunde das weichste mit, das es außer der Brust Beatens gab.“
Das „eiserne Orchester“, die Begleitmusik zu jenen Gefühlen, die das „weiche Herz“ der innig Geliebten schon umfangen: ich bemerke da eine scheinbare Paradoxie, aber warum sollen die eisernen Glocken nicht ausläuten, was in Gustav weich verschlossen ist?
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Ein gutes Mittel, dem zu vergeben, den eine eingebildete Beleidigung auf uns erbitterte, ist, ihm eine wahre anzutun.
Eben diese versöhnliche Weichheit schrieb sich bloß vom versteckten Bewußtsein her, dass er halb den Verdacht der Nebenbuhlerei verdiene; denn sonst hätt' er, von Stolz gehoben, dem andern zwar auch vergeben, aber ihn darum nicht stärker geliebt.
Es sind diese Winkelzüge der Seele, die Beziehungsfäden zwischen Gustav und Amandus, die aus dem Roman einen psychologischen machen. Die „wahre“ Beleidigung besteht darin, man muss erst einmal darauf kommen, dass Gustav an Beata denkt, die sich in sein Gefühlsleben eingeschlichen hat und nicht mehr entfernt werden kann. Auch dafür findet der Erzähler eine intrikate Formel:
Die größte Schönheit Beatens hätt' ihn nun nicht dahin bringen können, sie zu – meiden.
Allein es ist typisch für Gustav, dass er sein Interesse für Beata, die im neuen Schloss wohnt – er im alten, das vom neuen nur durch eine unbedeutende Mauer getrennt wird –, mit altruistischen Motiven nicht camoufliert, aber anreichert: er könne ja, denkt er, nachdem er als Legationssekretär gearbeitet habe, in ein Kollegium eintreten, um das „liegende Land“ voranzubringen. Somit ist der Fall klar: „Da gerade um 6 Uhr vom eisernen Orchester um den Stephansturm die abendliche Sphärenmusik in die Gassen niederfloß: so sank sein Herz in die Töne hinein, und er brachte seinem Freunde das weichste mit, das es außer der Brust Beatens gab.“
Das „eiserne Orchester“, die Begleitmusik zu jenen Gefühlen, die das „weiche Herz“ der innig Geliebten schon umfangen: ich bemerke da eine scheinbare Paradoxie, aber warum sollen die eisernen Glocken nicht ausläuten, was in Gustav weich verschlossen ist?