Jugendliche der Adolf-Reichwein-Realschule Nürnberg setzen sich mit Zukunft auseinander
ZUR REIHE: „Zukunft öffnen!“ widmet sich den Ideenwelten der jungen Generationen. Sie können hier ihre Gedanken, Meinungen und Visionen über die Zukunft in vielfältiger Form zum Ausdruck zu bringen; in Gedichten, Essays, Erzählungen, Comics und Berichten. So entsteht eine kreative Plattform, die „nach vorne schaut“.
Für den folgenden Beitrag hat der Autor Lucas Fassnacht mit den Schülerinnen und Schülern der Adolf-Reichwein-Realschule in Nürnberg über ihre Zukunftsvisionen gesprochen und sie dazu angeregt, ihre Ideen mit erzählerischen Mitteln auszudrücken. Ihre inspirierenden Texte sind hier zu lesen.
*
Lucas Fassnacht über den Workshop:
Anfang Dezember 2024 treffen sich neun Nürnberger Jugendliche und setzen sich mit der Zukunft auseinander – es geht um ihr eigenes Leben, und es geht um das große Ganze. Unter der Leitung des Autors Lucas Fassnacht schärfen die Schülerinnen und Schüler der Adolf-Reichwein-Realschule nicht nur ihren Blick auf die Welt; sie suchen Antworten auf große Fragen, sie fassen ihre Gedanken in Worte, sie finden ihre eigene Sprache.
Gleichermaßen konzentriert wie gut gelaunt widmen sie sich der anspruchsvollen Aufgabe, die eigenen Sehnsüchte und Sorgen, Träume und Hoffnungen literarisch zu verarbeiten. Gemeinsam haben die Jugendlichen die folgenden sechs Texte für die Veröffentlichung bestimmt:
I.
Die Zukunft ist wie ein Fließband
Alles was passiert ist gleich Vergangenheit
Es bewegt sich immer gleich schnell
Immer am Arbeiten
Stoppt für nichts und niemand nie
Immer wieder ohne Rast und Ruh
Immer gleiche Kraft
Unendlichkeit
Konrad Weniger, 8a
(c) Lucas Fassnacht
II.
Hallo Valentin,
ich bin der Valentin Deutschbein, jetzt Mayer aus der Zukunft. Wie dir schon aufgefallen sein mag, hat sich der Name verändert, du, also ich haben sich immer eine wunderschöne Traumfrau gewünscht.
Mein Traum als Profi-Biker ist ebenfalls wahr geworden.
Wir wohnen jetzt in Kanada. Jetzt haben wir neue bodenständige Politiker, die was auf die Beine stellen können. Wir haben keinen Plastikmüll mehr, der Atommüll wurde ins Weltall geschickt – doch was sich zum Schlechten verändert hat, sind die Steuern, die um 30 Prozent gestiegen sind. Dafür hat sich unser größter Traum erfüllt, die Papierscheine stapeln sich in der Bank. Was ich sagen wollte: Hab keine Sorge um die Welt.
Valentin Deutschbein, 9a
III.
Die Zukunft ist eine Fabrik.
Alles dreht sich, nichts bewegt sich nicht.
Kleinere Zahnräder werden von größeren angetrieben.
Wie ein System,
Um am Ende Strom zu erzeugen,
Damit die Fabrik weiterleben kann.
Ein unendlicher Zyklus.
Unendlich.
Julian Boesch, 8c
IV.
Die Welt ist in manchen Zeiten sehr hart
und kann wie ein scharfes Messer sein.
Doch auch wenn es schlechte Tage geben wird,
werden wieder hellere kommen.
Auch wenn du es jetzt noch nicht glaubst, du wirst wachsen,
wachsen zu einer wunderschönen Blume.
Dein Leben wird bunter als ein Regenbogen.
Doch trotz der auch immer wieder schlechten Tage –
lass dich nicht verwirren,
denn nach jeder Wolke wird die Sonne trotzdem wieder hervorkommen.
Und vergiss nie,
dass du Freunde hast, die hinter dir stehen
und dich in schweren Momenten halten werden.
So ist das Leben und so wird es auch bleiben.
Aber du bist du und schaffst alles, was du schaffen möchtest.
Du musst nur daran glauben,
dann wird es auch so geschehen.
Isabella Haak, 9c
(c) Lucas Fassnacht
V.
Ich wurde von dem mechanischen Zwitschern meines Weckers geweckt. Ich sah auf den Wecker und stellte fest, dass es das Jahr 2035 war. Ich packte den Wecker und schleuderte ihn gegen eine der undurchsichtigen Glaswände, die den Raum eingrenzten. Das Hologramm zerschellte ohne irgendein Geräusch. Ich setzte einen meiner Füße auf die erste der schwebenden Stufen, die hinauf zu meinem Bett führten, das auf einer Plattform an der Zimmerdecke hing. Verschlafen ging ich die Treppe zum Wohnzimmer hinunter, in dem schon der Hilfsroboter mir mein Frühstück richtete, das aus einem speziellen Vitaminwürfel bestand. Dieser bestand aus einem Haufen grauen Glibbers, der nach nichts schmeckte. Wärmend aß ich und sah mir die News auf einem Tablet an, das vor mir schwebte. Schon wieder nichts, weil keiner mehr auf irgendwelche Ideen kam und alle Sachen vom System gesteuert wurden. Diese KI las mit speziellen Implantaten unsere Gedanken und sortierte diese Gedanken an Neues und so etwas aus. Ich musste nicht in die Schule, da das System mir alles schon vermittelt hatte. Also stieg ich auf mein Schwebeboard, das so etwas wie ein schwebendes Surfbrett war. Ich fuhr damit durch meine Heimatstadt, vorbei an großen Gebäuden, in denen die Leute arbeiteten, um das System zu verbessern und die wenigen Fehler zu beheben, die ab und an aufkräuseln.
Plötzlich geschah es: Ich kam von der Fahrbahn ab, schoss über die Straßenbegrenzung hinweg und stürzte in den Fluss. Dieser riss mich weit weg von der Stadt, die ich mein Zuhause nannte. Der Fluss zog so stark an mir, dass ich kaum noch hochkam. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, erreichte ich das rettende Ufer und zog mich ans Land. Ich lag am Rand einer großen, grasbewachsenen Fläche, als ich versuchte, über den Chip meinen Standort herauszufinden, aber es passierte nichts. Wahrscheinlich hatte der Chip durch meine unfreiwillige Wildwasserfahrt Schaden genommen. Ich erhob mich langsam und sah mich um. Ich machte mich auf den Weg, dieses anscheinend unberührte Stück Land zu erkunden. Es sah sehr seltsam aus, gar nicht so wie in der Stadt, in der ich mein ganzes Leben verbracht hatte.
Auf meinem Weg durch die Steppe kam ich an einem Strauch mit kleinen roten Beeren vorbei. Ich griff nach einer von ihnen und zuckte zurück: Der Strauch hatte mir mit einem seiner Stacheln einen fetten Kratzer auf dem Handrücken verpasst. Ich versuchte es noch einmal, diesmal aber vorsichtiger, und kam sogar an eine der Beeren. Sie schmeckte leicht säuerlich und irgendwie auch süß. Ich aß noch ein paar dieser Beeren, bis ich einigermaßen satt war, dann ging ich weiter in Richtung des Waldes.
Als ich den Waldrand erreichte, sah ich hinein in ein Gewirr aus Schlingpflanzen und tropischen Bäumen. Ich marschierte einfach drauflos und betrat das Unterholz. Sofort umschloss mich das grüne Dickicht von allen Seiten. Nach einer Weile wusste ich nicht mehr, wo ich war; alles um mich herum war grün. Nach einem fast endlosen Marsch erreichte ich ein kleines Dorf. Die Hütten waren aus Bambus gebaut. In dem Dorf liefen Menschen umher, die Kleidung aus bunten Tüchern trugen. Eines der spielenden Kinder entdeckte mich und kam mit großen Augen auf mich zu. Es sagte etwas zu mir, was ich aber nicht verstand, da ich ohne Chip ja nicht jede Sprache verstehen konnte. Nun wurden auch ein paar der größeren Leute auf mich aufmerksam. Einige gingen schnellen Schrittes hinter einige der Hütten. Plötzlich kam ein groß gewachsener Mann hinter einer der Hütten hervor und sah mir direkt in die Augen.
„Von wo kommst du, Fremder?“, fragte er.
„Aus der großen Stadt flussaufwärts“, antwortete ich und versuchte, mich an den Namen der Stadt zu erinnern.
„Wenn du möchtest, darfst du hier bei uns bleiben, so lange du möchtest. Sei unser Gast.“
Ich überlegte, ob ich lieber wieder zurückwollte in mein altes Leben, das voller Langeweile war, aber ich entschied mich, für die nächste Zeit erst einmal hier zu bleiben.
Konrad Weniger, 8a
(c) Lucas Fassnacht
VI.
Mein Name ist Mattei Schwarz. Geboren bin ich im Jahr 2000, jetzt ist das Jahr 2010. Ich habe eine ganz normale Kindheit gehabt, habe wie viele andere viel draußen gespielt. Als ich nach einem langweiligen Schultag nach Hause komme, um Hausaufgaben zu machen, sehe ich ein Blatt Papier auf der Straße liegen. Darauf steht in Blau geschrieben: "Für Mattei Schwarz." Als ich den Zettel umdrehe, sehe ich ein Rezept. Das Rezept lautet:
• Früchte (Erdbeeren, Himbeeren, Kiwi, Ananas)
• Milch
• Zimt
• Gecrushte Eiswürfel
Als ich mir das Rezept so anschaue, frage ich mich, ob wir alles dafür daheim haben, da ich das Rezept unbedingt nachmachen möchte. Also renne ich so schnell wie möglich nach Hause, um meine Hausaufgaben fertig zu machen. Als ich mich an meinen Schreibtisch setze und mein Heft öffne, fällt mir ein weiterer Zettel in die Hand, auf dem auch wieder "Für Mattei Schwarz" steht. Genau wie auf dem Rezept, das ich gefunden habe. Plötzlich fällt mir auf, dass das die Handschrift von meinem Lehrer ist. Als ich weiterlese, kann ich Folgendes lesen:
An Mattei Schwarz,
im Namen des Zeitreise-Komitees schicken wir dir das Rezept, um ins Jahr 2035 zu reisen. Allerdings klappt das nur unter einer Bedingung: Du darfst niemandem davon erzählen, auch nicht deinen Freunden. (Um in die Zukunft zu reisen, musst du zweimal das Rezept zubereiten. Den ersten Trank trinkst du am Samstag um 20 Uhr, danach musst du den zweiten Trank in deine Tasche stecken, dich ins Bett legen und deine Augen schließen.)
Dein Zeitreise-Komitee
Als ich das lese, klappt mir die Kinnlade runter. In die Zukunft reisen? Unmöglich! Aber ich habe ja noch drei Tage Zeit, um mir das zu überlegen. Ich verstecke den Zettel in meinem Tagebuch und mache mich über die Hausaufgaben her.
Als Samstag gekommen ist, habe ich mich entschieden, es zu machen, da meine Eltern eh erst am Dienstag wiederkommen und es dann auch keiner merkt. Also mache ich mich daran, den Trank zu mischen, zweimal, wie das Rezept sagt. Als es dann 10 vor acht ist, gehe ich in mein Zimmer, setze mich auf mein Bett und tue den zweiten Trank in meine Tasche. Danach trinke ich den ersten Trank, lege mich ins Bett und schließe meine Augen.
Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich, dass ich in einem komplett anderen Bett liege, und mein Zimmer sieht viel steriler aus. Nichts mehr von meinen Bildern, die an der Wand hingen. Plötzlich geht meine Tür auf, und die Frau, die gerade in mein Zimmer kommt, sagt: "Sohnemann, bist du wieder beim Verkleiden spielen eingeschlafen, oder was?" Da ich so perplex bin, antworte ich einfach stumpf: "Ja, muss wohl so sein." Meine augenscheinliche Mutter antwortet: "Sohnemann, komm doch bitte mit runter, es gibt Essen. Aber zieh dich noch um in deine anderen Kleidungsstücke, da deine Oma und Opa heute da sind. Sie haben sich extra her teleportiert, um dich zu sehen."
"Wa-wa-was?", stottere ich. "Oma und Opa?" Ich beende meinen Satz nicht, da mir einfällt, dass ich ja im Jahre 2035 bin.
Als ich die Treppe runtergehe, fällt mir auf, dass da ganz viele Roboter sind. Als ich zwei ältere Leute entdecke, denke ich mir, das müssen wohl Oma und Opa sein. Ich setze mich zu ihnen und lausche ihren Stimmen, als zwei Roboter ins Zimmer kommen und Essen auf den Tisch stellen. Nach dem Essen sagt Mama, dass ich mich doch bitte schön anziehen soll, da wir heute auf eine Feier gehen. Mein jüngster Cousin hat einen neuen Kopf-Chip bekommen, und das muss gefeiert werden. Dort angekommen, werde ich gleich von zwei kleinen Wesen umarmt. "Endlich, Mattei, du bist wieder hier! Wir haben dich so vermisst!" Genau in dem Moment klingelt mein Wecker, und ich wache wieder auf.
Meine Mutter steht an meinem – warte, was? – Krankenhausbett und schaut besorgt. Als ich frage, was passiert ist, sagt sie:
"Schatz, du wurdest von einem Auto angefahren, als du einen Einkaufszettel von der Straße aufgehoben hast. Zum Glück bist du wieder wach. Die Ärzte waren sich nicht sicher, ob du es überlebst, da du ziemlich am Kopf getroffen wurdest."
Mona Schauer, 9b
Jugendliche der Adolf-Reichwein-Realschule Nürnberg setzen sich mit Zukunft auseinander>
ZUR REIHE: „Zukunft öffnen!“ widmet sich den Ideenwelten der jungen Generationen. Sie können hier ihre Gedanken, Meinungen und Visionen über die Zukunft in vielfältiger Form zum Ausdruck zu bringen; in Gedichten, Essays, Erzählungen, Comics und Berichten. So entsteht eine kreative Plattform, die „nach vorne schaut“.
Für den folgenden Beitrag hat der Autor Lucas Fassnacht mit den Schülerinnen und Schülern der Adolf-Reichwein-Realschule in Nürnberg über ihre Zukunftsvisionen gesprochen und sie dazu angeregt, ihre Ideen mit erzählerischen Mitteln auszudrücken. Ihre inspirierenden Texte sind hier zu lesen.
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Lucas Fassnacht über den Workshop:
Anfang Dezember 2024 treffen sich neun Nürnberger Jugendliche und setzen sich mit der Zukunft auseinander – es geht um ihr eigenes Leben, und es geht um das große Ganze. Unter der Leitung des Autors Lucas Fassnacht schärfen die Schülerinnen und Schüler der Adolf-Reichwein-Realschule nicht nur ihren Blick auf die Welt; sie suchen Antworten auf große Fragen, sie fassen ihre Gedanken in Worte, sie finden ihre eigene Sprache.
Gleichermaßen konzentriert wie gut gelaunt widmen sie sich der anspruchsvollen Aufgabe, die eigenen Sehnsüchte und Sorgen, Träume und Hoffnungen literarisch zu verarbeiten. Gemeinsam haben die Jugendlichen die folgenden sechs Texte für die Veröffentlichung bestimmt:
I.
Die Zukunft ist wie ein Fließband
Alles was passiert ist gleich Vergangenheit
Es bewegt sich immer gleich schnell
Immer am Arbeiten
Stoppt für nichts und niemand nie
Immer wieder ohne Rast und Ruh
Immer gleiche Kraft
Unendlichkeit
Konrad Weniger, 8a
(c) Lucas Fassnacht
II.
Hallo Valentin,
ich bin der Valentin Deutschbein, jetzt Mayer aus der Zukunft. Wie dir schon aufgefallen sein mag, hat sich der Name verändert, du, also ich haben sich immer eine wunderschöne Traumfrau gewünscht.
Mein Traum als Profi-Biker ist ebenfalls wahr geworden.
Wir wohnen jetzt in Kanada. Jetzt haben wir neue bodenständige Politiker, die was auf die Beine stellen können. Wir haben keinen Plastikmüll mehr, der Atommüll wurde ins Weltall geschickt – doch was sich zum Schlechten verändert hat, sind die Steuern, die um 30 Prozent gestiegen sind. Dafür hat sich unser größter Traum erfüllt, die Papierscheine stapeln sich in der Bank. Was ich sagen wollte: Hab keine Sorge um die Welt.
Valentin Deutschbein, 9a
III.
Die Zukunft ist eine Fabrik.
Alles dreht sich, nichts bewegt sich nicht.
Kleinere Zahnräder werden von größeren angetrieben.
Wie ein System,
Um am Ende Strom zu erzeugen,
Damit die Fabrik weiterleben kann.
Ein unendlicher Zyklus.
Unendlich.
Julian Boesch, 8c
IV.
Die Welt ist in manchen Zeiten sehr hart
und kann wie ein scharfes Messer sein.
Doch auch wenn es schlechte Tage geben wird,
werden wieder hellere kommen.
Auch wenn du es jetzt noch nicht glaubst, du wirst wachsen,
wachsen zu einer wunderschönen Blume.
Dein Leben wird bunter als ein Regenbogen.
Doch trotz der auch immer wieder schlechten Tage –
lass dich nicht verwirren,
denn nach jeder Wolke wird die Sonne trotzdem wieder hervorkommen.
Und vergiss nie,
dass du Freunde hast, die hinter dir stehen
und dich in schweren Momenten halten werden.
So ist das Leben und so wird es auch bleiben.
Aber du bist du und schaffst alles, was du schaffen möchtest.
Du musst nur daran glauben,
dann wird es auch so geschehen.
Isabella Haak, 9c
(c) Lucas Fassnacht
V.
Ich wurde von dem mechanischen Zwitschern meines Weckers geweckt. Ich sah auf den Wecker und stellte fest, dass es das Jahr 2035 war. Ich packte den Wecker und schleuderte ihn gegen eine der undurchsichtigen Glaswände, die den Raum eingrenzten. Das Hologramm zerschellte ohne irgendein Geräusch. Ich setzte einen meiner Füße auf die erste der schwebenden Stufen, die hinauf zu meinem Bett führten, das auf einer Plattform an der Zimmerdecke hing. Verschlafen ging ich die Treppe zum Wohnzimmer hinunter, in dem schon der Hilfsroboter mir mein Frühstück richtete, das aus einem speziellen Vitaminwürfel bestand. Dieser bestand aus einem Haufen grauen Glibbers, der nach nichts schmeckte. Wärmend aß ich und sah mir die News auf einem Tablet an, das vor mir schwebte. Schon wieder nichts, weil keiner mehr auf irgendwelche Ideen kam und alle Sachen vom System gesteuert wurden. Diese KI las mit speziellen Implantaten unsere Gedanken und sortierte diese Gedanken an Neues und so etwas aus. Ich musste nicht in die Schule, da das System mir alles schon vermittelt hatte. Also stieg ich auf mein Schwebeboard, das so etwas wie ein schwebendes Surfbrett war. Ich fuhr damit durch meine Heimatstadt, vorbei an großen Gebäuden, in denen die Leute arbeiteten, um das System zu verbessern und die wenigen Fehler zu beheben, die ab und an aufkräuseln.
Plötzlich geschah es: Ich kam von der Fahrbahn ab, schoss über die Straßenbegrenzung hinweg und stürzte in den Fluss. Dieser riss mich weit weg von der Stadt, die ich mein Zuhause nannte. Der Fluss zog so stark an mir, dass ich kaum noch hochkam. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit, erreichte ich das rettende Ufer und zog mich ans Land. Ich lag am Rand einer großen, grasbewachsenen Fläche, als ich versuchte, über den Chip meinen Standort herauszufinden, aber es passierte nichts. Wahrscheinlich hatte der Chip durch meine unfreiwillige Wildwasserfahrt Schaden genommen. Ich erhob mich langsam und sah mich um. Ich machte mich auf den Weg, dieses anscheinend unberührte Stück Land zu erkunden. Es sah sehr seltsam aus, gar nicht so wie in der Stadt, in der ich mein ganzes Leben verbracht hatte.
Auf meinem Weg durch die Steppe kam ich an einem Strauch mit kleinen roten Beeren vorbei. Ich griff nach einer von ihnen und zuckte zurück: Der Strauch hatte mir mit einem seiner Stacheln einen fetten Kratzer auf dem Handrücken verpasst. Ich versuchte es noch einmal, diesmal aber vorsichtiger, und kam sogar an eine der Beeren. Sie schmeckte leicht säuerlich und irgendwie auch süß. Ich aß noch ein paar dieser Beeren, bis ich einigermaßen satt war, dann ging ich weiter in Richtung des Waldes.
Als ich den Waldrand erreichte, sah ich hinein in ein Gewirr aus Schlingpflanzen und tropischen Bäumen. Ich marschierte einfach drauflos und betrat das Unterholz. Sofort umschloss mich das grüne Dickicht von allen Seiten. Nach einer Weile wusste ich nicht mehr, wo ich war; alles um mich herum war grün. Nach einem fast endlosen Marsch erreichte ich ein kleines Dorf. Die Hütten waren aus Bambus gebaut. In dem Dorf liefen Menschen umher, die Kleidung aus bunten Tüchern trugen. Eines der spielenden Kinder entdeckte mich und kam mit großen Augen auf mich zu. Es sagte etwas zu mir, was ich aber nicht verstand, da ich ohne Chip ja nicht jede Sprache verstehen konnte. Nun wurden auch ein paar der größeren Leute auf mich aufmerksam. Einige gingen schnellen Schrittes hinter einige der Hütten. Plötzlich kam ein groß gewachsener Mann hinter einer der Hütten hervor und sah mir direkt in die Augen.
„Von wo kommst du, Fremder?“, fragte er.
„Aus der großen Stadt flussaufwärts“, antwortete ich und versuchte, mich an den Namen der Stadt zu erinnern.
„Wenn du möchtest, darfst du hier bei uns bleiben, so lange du möchtest. Sei unser Gast.“
Ich überlegte, ob ich lieber wieder zurückwollte in mein altes Leben, das voller Langeweile war, aber ich entschied mich, für die nächste Zeit erst einmal hier zu bleiben.
Konrad Weniger, 8a
(c) Lucas Fassnacht
VI.
Mein Name ist Mattei Schwarz. Geboren bin ich im Jahr 2000, jetzt ist das Jahr 2010. Ich habe eine ganz normale Kindheit gehabt, habe wie viele andere viel draußen gespielt. Als ich nach einem langweiligen Schultag nach Hause komme, um Hausaufgaben zu machen, sehe ich ein Blatt Papier auf der Straße liegen. Darauf steht in Blau geschrieben: "Für Mattei Schwarz." Als ich den Zettel umdrehe, sehe ich ein Rezept. Das Rezept lautet:
• Früchte (Erdbeeren, Himbeeren, Kiwi, Ananas)
• Milch
• Zimt
• Gecrushte Eiswürfel
Als ich mir das Rezept so anschaue, frage ich mich, ob wir alles dafür daheim haben, da ich das Rezept unbedingt nachmachen möchte. Also renne ich so schnell wie möglich nach Hause, um meine Hausaufgaben fertig zu machen. Als ich mich an meinen Schreibtisch setze und mein Heft öffne, fällt mir ein weiterer Zettel in die Hand, auf dem auch wieder "Für Mattei Schwarz" steht. Genau wie auf dem Rezept, das ich gefunden habe. Plötzlich fällt mir auf, dass das die Handschrift von meinem Lehrer ist. Als ich weiterlese, kann ich Folgendes lesen:
An Mattei Schwarz,
im Namen des Zeitreise-Komitees schicken wir dir das Rezept, um ins Jahr 2035 zu reisen. Allerdings klappt das nur unter einer Bedingung: Du darfst niemandem davon erzählen, auch nicht deinen Freunden. (Um in die Zukunft zu reisen, musst du zweimal das Rezept zubereiten. Den ersten Trank trinkst du am Samstag um 20 Uhr, danach musst du den zweiten Trank in deine Tasche stecken, dich ins Bett legen und deine Augen schließen.)
Dein Zeitreise-Komitee
Als ich das lese, klappt mir die Kinnlade runter. In die Zukunft reisen? Unmöglich! Aber ich habe ja noch drei Tage Zeit, um mir das zu überlegen. Ich verstecke den Zettel in meinem Tagebuch und mache mich über die Hausaufgaben her.
Als Samstag gekommen ist, habe ich mich entschieden, es zu machen, da meine Eltern eh erst am Dienstag wiederkommen und es dann auch keiner merkt. Also mache ich mich daran, den Trank zu mischen, zweimal, wie das Rezept sagt. Als es dann 10 vor acht ist, gehe ich in mein Zimmer, setze mich auf mein Bett und tue den zweiten Trank in meine Tasche. Danach trinke ich den ersten Trank, lege mich ins Bett und schließe meine Augen.
Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich, dass ich in einem komplett anderen Bett liege, und mein Zimmer sieht viel steriler aus. Nichts mehr von meinen Bildern, die an der Wand hingen. Plötzlich geht meine Tür auf, und die Frau, die gerade in mein Zimmer kommt, sagt: "Sohnemann, bist du wieder beim Verkleiden spielen eingeschlafen, oder was?" Da ich so perplex bin, antworte ich einfach stumpf: "Ja, muss wohl so sein." Meine augenscheinliche Mutter antwortet: "Sohnemann, komm doch bitte mit runter, es gibt Essen. Aber zieh dich noch um in deine anderen Kleidungsstücke, da deine Oma und Opa heute da sind. Sie haben sich extra her teleportiert, um dich zu sehen."
"Wa-wa-was?", stottere ich. "Oma und Opa?" Ich beende meinen Satz nicht, da mir einfällt, dass ich ja im Jahre 2035 bin.
Als ich die Treppe runtergehe, fällt mir auf, dass da ganz viele Roboter sind. Als ich zwei ältere Leute entdecke, denke ich mir, das müssen wohl Oma und Opa sein. Ich setze mich zu ihnen und lausche ihren Stimmen, als zwei Roboter ins Zimmer kommen und Essen auf den Tisch stellen. Nach dem Essen sagt Mama, dass ich mich doch bitte schön anziehen soll, da wir heute auf eine Feier gehen. Mein jüngster Cousin hat einen neuen Kopf-Chip bekommen, und das muss gefeiert werden. Dort angekommen, werde ich gleich von zwei kleinen Wesen umarmt. "Endlich, Mattei, du bist wieder hier! Wir haben dich so vermisst!" Genau in dem Moment klingelt mein Wecker, und ich wache wieder auf.
Meine Mutter steht an meinem – warte, was? – Krankenhausbett und schaut besorgt. Als ich frage, was passiert ist, sagt sie:
"Schatz, du wurdest von einem Auto angefahren, als du einen Einkaufszettel von der Straße aufgehoben hast. Zum Glück bist du wieder wach. Die Ärzte waren sich nicht sicher, ob du es überlebst, da du ziemlich am Kopf getroffen wurdest."
Mona Schauer, 9b