„Stockhausen – Der Mann, der vom Sirius kam“ (Bd. 2). Von Thomas von Steinaecker

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(c) Thomas von Steinaecker (Szenario & Text) / David von Bassewitz (Ill.)

Im Winter 1989 begegnet der 12-jährige Thomas von Steinaecker in Wien zum ersten Mal seinem großen Idol, dem Komponisten Karlheinz Stockhausen. Die Umstände dieses Treffens widersprechen eigentlich den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit: Ein Junge aus dem Oberpfälzer Wald, der freiwillig, ja, gern die extrem komplizierte Musik der als unnahbar geltenden Avantgarde-Ikone hört? Aber dessen nicht genug: Aus der ersten Begegnung der beiden entsteht eine immer intensiver werdende Brieffreundschaft. Zunehmend geht es nicht mehr nur um konkrete Fragen zur Musik, man kommt ins Philosophieren, redet über die Alltagssorgen des Heranwachsenden, Steinaecker schickt dem Künstler erste schriftstellerische Versuche, der gibt Tipps. Oft kalauert man nur. Schließlich lädt Stockhausen den Jungen in sein Haus im abgeschiedenen Kürten ein und auf Tourneen zusammen mit seiner Entourage durch Europa. Steinaecker erlebt dabei einen Komponisten, der sich zunehmend nach außen als unverrückbares und emotionsloses Monument der Musikgeschichte gibt, während er privat an sich und der Welt (ver-)zweifelt, um göttlichen Beistand bittet und immer wieder von seiner traumatischen Jugend eingeholt wird; aber auch eine einfühlsame, humorvolle Seite zeigt, die er sich in der Öffentlichkeit längst verboten hat.

Doch nach und nach bekommt diese Freundschaft Risse. Steinaecker lernt den Preis kennen, den man zahlen muss, wenn man zum engsten Kreis eines vermeintlichen Genies gehören will – und der für Außenstehende genauso gilt wie für engste Familienmitglieder. Aber wer ist schon bereit, sich völlig dem Werk Stockhausens unterzuordnen und sein eigenes Leben hintanzustellen? Als der Komponist beginnt, mit seinen Kindern zu brechen, die bislang den Kern seines Ensembles darstellten, gerät Steinaecker ungewollt zwischen die Fronten eines Familiendramas, das ihn vollends mit sich mitzureißen droht, als Stockhausen im September 2001 wegen missverständlichen Äußerungen zu 9/11 zeitweise in der Welt zur persona non grata wird. Steinaecker muss sich entscheiden. Nicht nur zwischen Freundschaften, sondern auch, wie weit er sich einem genialen, aber ideologisch problematischen Künstler verschreiben will.

Anhand einer jugendlichen Figur, mit der sich auch Leser identifizieren können, die noch keinen Zugang zum Werk Karlheinz Stockhausens haben, bietet die Graphic Novel als Fortsetzung und Abschluss des bereits erschienenen ersten Bandes (Stockhausen – Der Mann, der vom Sirius kam) eine Einführung in dessen Spätwerk, den LICHT-Opern und dem KLANG-Zyklus. Der Zugang zu der komplexen Musik und Persönlichkeit wird nicht nur durch die unterhaltsame und berührende Geschichte erleichtert, sondern insbesondere auch durch die ausdrucksstarken Zeichnungen, die die Kompositionen emotional und einleuchtend visualisieren. Mit dem folgenden Auszug aus dem zweiten Band beteiligt sich Thomas von Steinaecker an „Neustart Freie Szene – Literatur“, einem Projekt des Literaturportals Bayern zur Unterstützung der Freien Szene in Bayern. Alle bisherigen Beiträge des Projekts finden Sie HIER.

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Thomas von Steinaecker (Szenario & Text) / David von Bassewitz (Illustrationen)