Logen-Blog [143]: Professor Hoppedizels Spuk und Gustavs Furcht
Daher zieht Shakespeare in seinen Geisterszenen die Haare des Ungläubigen in der Frontloge zu Berge... Der bedeutende Shakespeare-Illustrator Johann Heinrich Füssli zeichnete zwischen 1780 und 1785 diese eindringliche Darstellung der Geisterfurcht, als er den Auftritt des Geistes von Hamlets Vater ins Bild setzte.
Auch diese Sentenz ist bekannt: „Bloß heftige Phantasie, nicht Mangel an Mut schafft die Geisterfurcht.“ Wir haben sie auf dem Jean-Paul-Weg untergebracht, aber nun kann man lesen, wie sie weitergeht:
Und wer jene einmal in einem Kinde zum Erschrecken aufwiegelte, gewinnt nichts, wenn er sie nachher widerlegt und sie belehrt: „Es war natürlich.“ Daher fürchten sich in der nämlichen Familie nur einige Kinder, d. h. die mit geflügelter Phantasie – daher zieht Shakespeare in seinen Geisterszenen die Haare des Ungläubigen in der Frontloge zu Berge, offenbar vermittelst seiner aufgewiegelten Phantasie.
So weit, so klar – aber was bitte ist eine „Frontloge“? Ganz einfach: eine vordere Loge in einem Theater.
Die Geisterfurcht hat schon den kleinen Johann Paul besessen, er berichtet darüber in seiner Selberlebensschreibung. Er wusste also, worüber er 1791 schrieb, als er die Posse des Professor Hoppedizel erfand, der wie ein Nachtgespenst bei Falkenbergs herumspukt, um vor allem Ernestine in Furcht zu versetzen. Der Rittmeister ist da mutiger, ihn schockt nicht das „dreifüßige Gehen“, ihn wirrt nicht der Blitz, der durchs Schlüsselloch fällt, so dass er den seltsamen Professor leicht vertreiben kann. Aber Gustav... ihn überfällt die Angst vor dem lächerlichen Spuk. In sein Gehirn „riss dieses in der Luft hangende Gesicht mit der Ätznadel ein verzerrtes Bild hinein, das seine Fieberphantasien ihm einmal wieder unter die sterbenden Augen halten werden.“
Unter die sterbenden Augen? Plante Jean Paul tatsächlich einen Roman, an dessen Ende der Held sterben würde? Ist eine Episode wie die Gespensterepisode vielleicht doch mehr als einer jener 1000 Einfälle, die der Autor aus seinem Gehirnkasten lässt, um sie planlos in den Roman zu streuen?
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Daher zieht Shakespeare in seinen Geisterszenen die Haare des Ungläubigen in der Frontloge zu Berge... Der bedeutende Shakespeare-Illustrator Johann Heinrich Füssli zeichnete zwischen 1780 und 1785 diese eindringliche Darstellung der Geisterfurcht, als er den Auftritt des Geistes von Hamlets Vater ins Bild setzte.
Auch diese Sentenz ist bekannt: „Bloß heftige Phantasie, nicht Mangel an Mut schafft die Geisterfurcht.“ Wir haben sie auf dem Jean-Paul-Weg untergebracht, aber nun kann man lesen, wie sie weitergeht:
Und wer jene einmal in einem Kinde zum Erschrecken aufwiegelte, gewinnt nichts, wenn er sie nachher widerlegt und sie belehrt: „Es war natürlich.“ Daher fürchten sich in der nämlichen Familie nur einige Kinder, d. h. die mit geflügelter Phantasie – daher zieht Shakespeare in seinen Geisterszenen die Haare des Ungläubigen in der Frontloge zu Berge, offenbar vermittelst seiner aufgewiegelten Phantasie.
So weit, so klar – aber was bitte ist eine „Frontloge“? Ganz einfach: eine vordere Loge in einem Theater.
Die Geisterfurcht hat schon den kleinen Johann Paul besessen, er berichtet darüber in seiner Selberlebensschreibung. Er wusste also, worüber er 1791 schrieb, als er die Posse des Professor Hoppedizel erfand, der wie ein Nachtgespenst bei Falkenbergs herumspukt, um vor allem Ernestine in Furcht zu versetzen. Der Rittmeister ist da mutiger, ihn schockt nicht das „dreifüßige Gehen“, ihn wirrt nicht der Blitz, der durchs Schlüsselloch fällt, so dass er den seltsamen Professor leicht vertreiben kann. Aber Gustav... ihn überfällt die Angst vor dem lächerlichen Spuk. In sein Gehirn „riss dieses in der Luft hangende Gesicht mit der Ätznadel ein verzerrtes Bild hinein, das seine Fieberphantasien ihm einmal wieder unter die sterbenden Augen halten werden.“
Unter die sterbenden Augen? Plante Jean Paul tatsächlich einen Roman, an dessen Ende der Held sterben würde? Ist eine Episode wie die Gespensterepisode vielleicht doch mehr als einer jener 1000 Einfälle, die der Autor aus seinem Gehirnkasten lässt, um sie planlos in den Roman zu streuen?