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14.10.2022, 08:10 Uhr
Kunstministerium
Comic & Graphic Novel
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© Wolfgang Maria Weber/StMWK

Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern 2022 an Uli Oesterle

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Uli Oesterle mit Kunstminister Markus Blume. © Wolfgang Maria Weber/StMWK

Lyrik, Comics und Romane: Am 28. September 2022 wurden in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 22 Schriftstellerinnen und Schriftsteller von Kunstminister Markus Blume mit den Förder- und Arbeitsstipendien des Freistaates Bayern ausgezeichnet. Unter den geförderten Publikationsvorhaben finden sich Lyrik-, Erzähl- und Comicbände ebenso wie die Geschichte einer potenziellen Amour fou sowie eine im 19. Jahrhundert angesiedelte gesellschaftskritische „biofiction“. Das Literaturportal Bayern stellt in den kommenden 11 Wochen jeweils zwei der Preisträgerinnen und Preisträger mit einem Porträt, der Laudatio und einem Textauszug vor.

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Uli Oesterle, 1966 in Karlsruhe geboren. Nach Beendigung seines Studiums für Kommunikations-Design an der Akademie für Gestaltung/U5 verbrachte er zwei Jahre als Graphik Designer in Werbeagenturen. Seit den frühen 1990er-Jahren arbeitet er professionell als freiberuflicher Illustrator. Zu Beginn des neuen Jahrtausends spezialisierte er sich auf das Zeichnen von Wimmelbildern. Für seinen 1999 im Zwerchfellverlag erschienenen Comic Schläfenlappenphantasien wurde er 2000 für den Max & Moritz Preis nominiert. Sein 2009 erschienener Comic Hector Umbra wurde mit dem ICOM-Independent-Comic-Preis ausgezeichnet, zweimal für das das Festival BD Angoulème und für den Max & Moritz Preis nominiert. Seine Comic-Kurzgeschichtensammlung Kopfsachen, erschienen 2017 bei Carlsen, erhielt den Rudolph Dirks Award. Für seine Graphic Novel Vatermilch, deren erster Teil 2020 bei Carlsen erschien, wurde er mit dem Comicbuchpreis der Berthold Leibinger-Stiftung ausgezeichnet.

Laudatio von Alke Müller-Wendlandt:

Uli Oesterle setzt im zweiten Teil seiner auf vier Bände angelegten Comicbiographie Vatermilch die Geschichte des Markisenverkäufers und Lebemanns Rufus Himmelstoss fort. Dem Alkohol und Glückspiel verfallen, verlor er alles, verließ seine Familie und verschwand spurlos. Jahre später versucht sein Sohn Viktor, mittlerweile selbst Vater, dessen Leben im München der 70er-Jahre zu rekonstruieren und läuft dabei Gefahr, in dieselben destruktiven Muster zu verfallen. Die Graphic Novel über problematische Vater-Sohn Geschichten, zweifelhaften Männlichkeitswahn, Schuld, Obdachlosigkeit und Sehnsucht nach Vergebung bewegt sich dabei gekonnt zwischen unterhaltsamer Leichtigkeit und berührender Tiefe, selbstironischer Hemdsärmeligkeit und glaubwürdiger Milieustudie. Uli Oesterle erobert sich zeichnend den eigenen unbekannten Vater zurück, wechselt in einfallsreichen Bildfolgen immer wieder Perspektiven und Zeitebenen, hat wunderbar eigenwillige Charaktere geschaffen und liefert mit unverwechselbarem und leichtfüßigem Strich eine beeindruckende Zeitreise durch München.

 Auszug aus Vatermilch (Comicvorhaben)

© Uli Oesterle