Digitale Ringvorlesung zum 100. Todestag (1): Genie und Irrsinn bei Oskar Panizza
Oskar Panizza (1853-1921) war einer der kontroversesten Autoren seiner Generation. Bereits zu seinen Lebzeiten ebenso bewundert wie umkämpft, provozierten Panizzas Schriften über seinen Tod hinaus: Nachlassverwalter verschlossen sie vor der Öffentlichkeit, Nationalsozialisten instrumentalisierten sie, Gerichte verboten sie, teils bis in die 1990er-Jahre hinein. Die breite öffentliche Anerkennung, die prominente Fürsprecher wie Kurt Tucholsky, Karl Kraus und Lion Feuchtwanger, Walter Benjamin, George Grosz und Heiner Müller prophezeiten oder forderten, blieb jedoch aus. Stattdessen verstellt seine scharfzüngige Kritik an Kirche, Staat und Gesellschaft oft bis heute den Blick auf das ästhetische Potential seines Werks, das auch 100 Jahre später nichts an Relevanz und Diskussionsbedarf eingebüßt hat.
Die digitale Ringvorlesung samt Begleitprogramm mit Beiträgen von internationalen Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und Künstler*innen präsentiert neue Blicke auf Panizzas kontroverse „Klassiker“ und rückt bislang kaum beachtete Texte in den Fokus. Alle Veranstaltungen sind nach dem Live-Termin auf dem YouTube-Kanal von Oskar Panizza zu finden. Das Literaturportal Bayern – neben der Monacensia im Hildebrandhaus Kooperationspartner der Ringvorlesung – stellt die Videos in seiner Oskar Panizza-Reihe vor.
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Der erste Abend nahm „Genie und Irrsinn“ bei Panizza in den Blick. Thomas Röske analysierte die in der Psychiatrie entstanden Zeichnungen Panizzas, die heute Teil der von ihm geleiteten Sammlung Prinzhorn des Universitätsklinikums Heidelberg sind, und ordnete sie sowohl in Panizzas Gesamtwerk als auch die aktuellen Forschungen zu Kunst im psychiatrischen Kontext ein. Heinz-Peter Schmiedebach brachte vor dem Hintergrund seiner Forschungen am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Berliner Charité die Ambivalenzen in Panizzas wohl bekanntestem Psychiatriegedicht Das rothe Haus mit dem Genie-Wahnsinn-Diskurs und der psychiatriekritischen Bewegung um 1900 in Verbindung. Der Abend wurde moderiert von Nike Thurn.
PD Dr. Thomas Röske ist Leiter der Sammlung Prinzhorn des Universitätsklinikums Heidelberg. Prof. Dr. Heinz-Peter Schmiedebach ist Stiftungsgastprofessur für Medical Humanities am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Berliner Charité. Dr. Nike Thurn ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Museum Berlin.
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Oskar Panizza (1853-1921) war einer der kontroversesten Autoren seiner Generation. Bereits zu seinen Lebzeiten ebenso bewundert wie umkämpft, provozierten Panizzas Schriften über seinen Tod hinaus: Nachlassverwalter verschlossen sie vor der Öffentlichkeit, Nationalsozialisten instrumentalisierten sie, Gerichte verboten sie, teils bis in die 1990er-Jahre hinein. Die breite öffentliche Anerkennung, die prominente Fürsprecher wie Kurt Tucholsky, Karl Kraus und Lion Feuchtwanger, Walter Benjamin, George Grosz und Heiner Müller prophezeiten oder forderten, blieb jedoch aus. Stattdessen verstellt seine scharfzüngige Kritik an Kirche, Staat und Gesellschaft oft bis heute den Blick auf das ästhetische Potential seines Werks, das auch 100 Jahre später nichts an Relevanz und Diskussionsbedarf eingebüßt hat.
Die digitale Ringvorlesung samt Begleitprogramm mit Beiträgen von internationalen Wissenschaftler*innen, Journalist*innen und Künstler*innen präsentiert neue Blicke auf Panizzas kontroverse „Klassiker“ und rückt bislang kaum beachtete Texte in den Fokus. Alle Veranstaltungen sind nach dem Live-Termin auf dem YouTube-Kanal von Oskar Panizza zu finden. Das Literaturportal Bayern – neben der Monacensia im Hildebrandhaus Kooperationspartner der Ringvorlesung – stellt die Videos in seiner Oskar Panizza-Reihe vor.
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Der erste Abend nahm „Genie und Irrsinn“ bei Panizza in den Blick. Thomas Röske analysierte die in der Psychiatrie entstanden Zeichnungen Panizzas, die heute Teil der von ihm geleiteten Sammlung Prinzhorn des Universitätsklinikums Heidelberg sind, und ordnete sie sowohl in Panizzas Gesamtwerk als auch die aktuellen Forschungen zu Kunst im psychiatrischen Kontext ein. Heinz-Peter Schmiedebach brachte vor dem Hintergrund seiner Forschungen am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Berliner Charité die Ambivalenzen in Panizzas wohl bekanntestem Psychiatriegedicht Das rothe Haus mit dem Genie-Wahnsinn-Diskurs und der psychiatriekritischen Bewegung um 1900 in Verbindung. Der Abend wurde moderiert von Nike Thurn.
PD Dr. Thomas Röske ist Leiter der Sammlung Prinzhorn des Universitätsklinikums Heidelberg. Prof. Dr. Heinz-Peter Schmiedebach ist Stiftungsgastprofessur für Medical Humanities am Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Berliner Charité. Dr. Nike Thurn ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Historischen Museum Berlin.