Logen-Blog [93]: Liebesgeschichten und Heiratssachen
Hier wohnte, freilich etwas später, doch immerhin 12 Jahre lang, der kaum zu überschätzende Mensch und Dichter Victor Hugo mit seiner Frau: an der Place des Vosges. Den Bart ließ er sich allerdings erst später wachsen – lange, nachdem er in der späten Jean-Paul-Zeit die Liebesbriefe an Adèle Foucher geschrieben hatte. (Fotos: Frank Piontek, 13.2. 2013)
Wieder so ein seltsames zeitliches Zusammentreffen: Jean Paul schaute sich 1821/22 den Roman noch mal an, Beethoven schrieb seine drei letzten Klaviersonaten, und Victor Hugo verlobte sich im ersten Jahr mit Adèle Foucher, um sie im zweiten zu heiraten. Die Sache war nicht einfach. Erst, nachdem Hugos Mutter im Juni 1821 gestorben war und Victor und Adèle sich ein langes Jahr nicht gesehen hatten, konnten sie heiraten. Mich faszinieren im schönen Maison Victor Hugo an der Place des Vosges vor allem diese Geschichten: Liebesgeschichten und Heiratssachen, wie Johann Nestroy gesagt hätte. Dank Audioguide lausche ich in einen Liebesbrief hinein, den der Dichter an seine geliebte Verlobte geschrieben hat; ich stehe vor ihr, als die Worte in mein Ohr dringen: eine hübsche junge Frau, auch sie eine Frau der Jean-Paul-Zeit. So könnte Sophie Paulus ausgesehen haben, die der gefeierte Dichter 1817 und 1818 in Heidelberg traf, „die fast nur mich und die Bibel liest“ und die für späte Eheturbulenzen sorgte.
Julie Duvidal de Montferrier: Portrait d'Adèle Foucher (1822)
Doch welcher Unterschied zwischen dem Bayreuth des „Biedermeier“ und dem Paris Ludwigs XVIII. (obwohl: restaurativ ging es hier wie dort zu). Interessanterweise aber hat schon der junge Hugo eine königliche Pension erhalten – so wie der Dichter vom Fürstprimas von Dalberg, dann vom bayerischen König eine jährliche Zuwendung erhielt, womit die finanziellen Sorgen des freischaffenden Schriftstellers endgültig ausgeräumt wurden.
Eine andere, wichtige Frau – Hugo hatte viele Frauen – trat 1833 in sein Leben: die Schauspielerin Juliette Drouet. An dieses sehr besondere Wesen schrieb er 20.000 Liebesbriefe – zwanzigtausend! Als sie 1883 starb, war dies ein Schlag, der Hugo die im Prinzip unkommentierbaren Worte schreiben ließ:
Ich liebe dich. Fünfzig Jahre Liebe, das ist die schönste Ehe.
Dieser Satz hätte auch von Jean Paul geschrieben werden können.
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Hier wohnte, freilich etwas später, doch immerhin 12 Jahre lang, der kaum zu überschätzende Mensch und Dichter Victor Hugo mit seiner Frau: an der Place des Vosges. Den Bart ließ er sich allerdings erst später wachsen – lange, nachdem er in der späten Jean-Paul-Zeit die Liebesbriefe an Adèle Foucher geschrieben hatte. (Fotos: Frank Piontek, 13.2. 2013)
Wieder so ein seltsames zeitliches Zusammentreffen: Jean Paul schaute sich 1821/22 den Roman noch mal an, Beethoven schrieb seine drei letzten Klaviersonaten, und Victor Hugo verlobte sich im ersten Jahr mit Adèle Foucher, um sie im zweiten zu heiraten. Die Sache war nicht einfach. Erst, nachdem Hugos Mutter im Juni 1821 gestorben war und Victor und Adèle sich ein langes Jahr nicht gesehen hatten, konnten sie heiraten. Mich faszinieren im schönen Maison Victor Hugo an der Place des Vosges vor allem diese Geschichten: Liebesgeschichten und Heiratssachen, wie Johann Nestroy gesagt hätte. Dank Audioguide lausche ich in einen Liebesbrief hinein, den der Dichter an seine geliebte Verlobte geschrieben hat; ich stehe vor ihr, als die Worte in mein Ohr dringen: eine hübsche junge Frau, auch sie eine Frau der Jean-Paul-Zeit. So könnte Sophie Paulus ausgesehen haben, die der gefeierte Dichter 1817 und 1818 in Heidelberg traf, „die fast nur mich und die Bibel liest“ und die für späte Eheturbulenzen sorgte.
Julie Duvidal de Montferrier: Portrait d'Adèle Foucher (1822)
Doch welcher Unterschied zwischen dem Bayreuth des „Biedermeier“ und dem Paris Ludwigs XVIII. (obwohl: restaurativ ging es hier wie dort zu). Interessanterweise aber hat schon der junge Hugo eine königliche Pension erhalten – so wie der Dichter vom Fürstprimas von Dalberg, dann vom bayerischen König eine jährliche Zuwendung erhielt, womit die finanziellen Sorgen des freischaffenden Schriftstellers endgültig ausgeräumt wurden.
Eine andere, wichtige Frau – Hugo hatte viele Frauen – trat 1833 in sein Leben: die Schauspielerin Juliette Drouet. An dieses sehr besondere Wesen schrieb er 20.000 Liebesbriefe – zwanzigtausend! Als sie 1883 starb, war dies ein Schlag, der Hugo die im Prinzip unkommentierbaren Worte schreiben ließ:
Ich liebe dich. Fünfzig Jahre Liebe, das ist die schönste Ehe.
Dieser Satz hätte auch von Jean Paul geschrieben werden können.