Logen-Blog [82]: Philosophie ist keine Brotwissenschaft
Der Pädagoge „Jean Paul“ wäre heute gut aufgehoben unter denen, die die allzu frühe Ausbildung des Kindes und dessen Überlastung durch allzu viele Unterrichtseinheiten kritisieren. Ich vermute, dass er gegen die meisten Theoretiker seiner Zeit spricht, wenn er der Philosophie und dem Lesen schlechte Noten verleiht, wenn sie sich zu früh nach vorn drängen. Seine Begründung gefällt mir: „Tugend und Religion in ihre ersten Grundsätze bei Kindern zurückzerspalten, heißet, einem Menschen die Brust abheben und das Herz zerlegen, um ihm zu zeigen, wie es schlägt. – Philosophie ist keine Brotwissenschaft, sondern geistiges Brot selber und Bedürfnis; und man kann weder sie noch Liebe lehren; beide, zu früh gelehrt, entmannen Leib und Seele.“ Seine Definition des Verhältnisses von Sprache und Grammatik erläutert das Missliche dieser Früherziehung in einem schönen Bild: wenn das Sprechen den grammatischen Regeln vorausgeschickt würde, liefe der Laufwagen vor den Theorien von der Muskelbewegung. Jean Pauls Theorie hat ihren Witz darin, dass sie auf die Praxis abzielen – auf die Praxis auch des Spiels. Das „gesunde“, ich ergänzte: das lustig-lustvolle Spielen selbst ist ihm wertvoller als ein „belustigendes“ Buch, es gilt auch für den Lehrer, der ein „Spaßmacher“ sein müsse – um aus den Herzen der Kinder eine „durchglühte Rotunda der Tugend“ zu machen. Und schließlich: „Vergeblich tadeln ist schlimmer als gar nicht tadeln.“
Man wüsste natürlich gern, ob der Schwarzenbacher Praktiker Jean Paul sich an die Lehrsätze „Jean Pauls“gehalten hat, doch muss es auffallen, dass es in Jean Pauls Denken eine Kontinuität dieser auf die relative Freiheit des Kindes abzielenden Ideen gibt. Er hat diese Positionen vermutlich nie preisgegeben; die Levana ist das schönste Denkmal für seine Reformpädagogik, die schon im Roman ihren Niederschlag gefunden hat.
Sehr bedenkenswert.
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Der Pädagoge „Jean Paul“ wäre heute gut aufgehoben unter denen, die die allzu frühe Ausbildung des Kindes und dessen Überlastung durch allzu viele Unterrichtseinheiten kritisieren. Ich vermute, dass er gegen die meisten Theoretiker seiner Zeit spricht, wenn er der Philosophie und dem Lesen schlechte Noten verleiht, wenn sie sich zu früh nach vorn drängen. Seine Begründung gefällt mir: „Tugend und Religion in ihre ersten Grundsätze bei Kindern zurückzerspalten, heißet, einem Menschen die Brust abheben und das Herz zerlegen, um ihm zu zeigen, wie es schlägt. – Philosophie ist keine Brotwissenschaft, sondern geistiges Brot selber und Bedürfnis; und man kann weder sie noch Liebe lehren; beide, zu früh gelehrt, entmannen Leib und Seele.“ Seine Definition des Verhältnisses von Sprache und Grammatik erläutert das Missliche dieser Früherziehung in einem schönen Bild: wenn das Sprechen den grammatischen Regeln vorausgeschickt würde, liefe der Laufwagen vor den Theorien von der Muskelbewegung. Jean Pauls Theorie hat ihren Witz darin, dass sie auf die Praxis abzielen – auf die Praxis auch des Spiels. Das „gesunde“, ich ergänzte: das lustig-lustvolle Spielen selbst ist ihm wertvoller als ein „belustigendes“ Buch, es gilt auch für den Lehrer, der ein „Spaßmacher“ sein müsse – um aus den Herzen der Kinder eine „durchglühte Rotunda der Tugend“ zu machen. Und schließlich: „Vergeblich tadeln ist schlimmer als gar nicht tadeln.“
Man wüsste natürlich gern, ob der Schwarzenbacher Praktiker Jean Paul sich an die Lehrsätze „Jean Pauls“gehalten hat, doch muss es auffallen, dass es in Jean Pauls Denken eine Kontinuität dieser auf die relative Freiheit des Kindes abzielenden Ideen gibt. Er hat diese Positionen vermutlich nie preisgegeben; die Levana ist das schönste Denkmal für seine Reformpädagogik, die schon im Roman ihren Niederschlag gefunden hat.
Sehr bedenkenswert.