Logen-Blog [61]: Extrablättchen zum Hohen Feste
Zur Feier des Tages gibt es heute nur zwei passende Zitate aus anderen Werken Jean Pauls. Möge jeder sich denken, was er will.
Erzählt von schreckenden, aber besiegten wilden Tieren – von langen Höhlen, welche in himmlische Gärten führten – von Seligwerden und Seligmachen – sogar von närrischen Kinder-Käuzen (wiewohl Kinder leichter ins Weinen als ins Lachen hinein zu erzählen sind).
Ich trieb es mit dem Christkindchen oft weit (denn von einem Ruprecht sprach ich nie), ich setzte es auf den Mond und dahin unzählige lauter beste Kinder, und das Abendrot des Dezembers konnt' ich für nichts erklären, als für den Wiederglanz der aufgetürmten Wagen voll Christgeschenke. In späten Jahren, wenn die Kinder in Mond- und Abendglanz schauen, wird ein wunderbares Entzücken in ihnen weich aufwallen, und sie werden nicht wissen, welcher fremde Äther sie anwehe und hebe – es flattert die Morgenluft euerer Kindheit, meine Kinder.
Levana
Was mich gestern so sanft anklang wie das gewöhnliche Fest-Einläuten, waren drei fremde Kinder, die ich belog. Ich gesteh' es Rezensenten und Atheisten, ich befestigte die drei gläubigen Jünger, so sehr ich konnte, im erwiesenen Irrtum eines existierenden – Christkindleins: es fliege hoch und golden (macht' ich ihnen weis) über die Häuser und schaue herab auf gute und böse Taten der Kinder und belohne jene und bestrafe diese. Ich zeigte ihnen ohne Bedenken eine entfallne Pfauenfeder desselben (wie man in mittlern Zeiten des Erzengels Michael Federkiele wies), da es auf der umkreisenden Turmfahne die Schwingen ausdehnte und wieder zusammenschlug....
Es ist kindisch und pedantisch, aus Kindern freudige Irrtümer auszujäten, die nur Rosenabsenker und keinen Nesselnsamen tragen können. Jagt den Ruprecht fort, aber lasset das magische Christuskind mit grüngoldnem Gefieder zwischen den widerscheinenden Dezemberwolken ziehen; denn jener richtet sich einmal grimmig mit gezahnten Tatzen im Fieber auf, aber dieses fliegt einmal vergoldend und anlächelnd durch einen dunkeln Traum und durch die letzten Abendnebel auf dem Sterbebette und durchbricht mit hellen laufenden Goldpunkten den finstern Dunst.
Der Jubelsenior
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Zur Feier des Tages gibt es heute nur zwei passende Zitate aus anderen Werken Jean Pauls. Möge jeder sich denken, was er will.
Erzählt von schreckenden, aber besiegten wilden Tieren – von langen Höhlen, welche in himmlische Gärten führten – von Seligwerden und Seligmachen – sogar von närrischen Kinder-Käuzen (wiewohl Kinder leichter ins Weinen als ins Lachen hinein zu erzählen sind).
Ich trieb es mit dem Christkindchen oft weit (denn von einem Ruprecht sprach ich nie), ich setzte es auf den Mond und dahin unzählige lauter beste Kinder, und das Abendrot des Dezembers konnt' ich für nichts erklären, als für den Wiederglanz der aufgetürmten Wagen voll Christgeschenke. In späten Jahren, wenn die Kinder in Mond- und Abendglanz schauen, wird ein wunderbares Entzücken in ihnen weich aufwallen, und sie werden nicht wissen, welcher fremde Äther sie anwehe und hebe – es flattert die Morgenluft euerer Kindheit, meine Kinder.
Levana
Was mich gestern so sanft anklang wie das gewöhnliche Fest-Einläuten, waren drei fremde Kinder, die ich belog. Ich gesteh' es Rezensenten und Atheisten, ich befestigte die drei gläubigen Jünger, so sehr ich konnte, im erwiesenen Irrtum eines existierenden – Christkindleins: es fliege hoch und golden (macht' ich ihnen weis) über die Häuser und schaue herab auf gute und böse Taten der Kinder und belohne jene und bestrafe diese. Ich zeigte ihnen ohne Bedenken eine entfallne Pfauenfeder desselben (wie man in mittlern Zeiten des Erzengels Michael Federkiele wies), da es auf der umkreisenden Turmfahne die Schwingen ausdehnte und wieder zusammenschlug....
Es ist kindisch und pedantisch, aus Kindern freudige Irrtümer auszujäten, die nur Rosenabsenker und keinen Nesselnsamen tragen können. Jagt den Ruprecht fort, aber lasset das magische Christuskind mit grüngoldnem Gefieder zwischen den widerscheinenden Dezemberwolken ziehen; denn jener richtet sich einmal grimmig mit gezahnten Tatzen im Fieber auf, aber dieses fliegt einmal vergoldend und anlächelnd durch einen dunkeln Traum und durch die letzten Abendnebel auf dem Sterbebette und durchbricht mit hellen laufenden Goldpunkten den finstern Dunst.
Der Jubelsenior