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11.07.2017, 17:34 Uhr
Gerd Holzheimer
Ludwig Thoma-Reihe
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© Volker Derlath/A 1 Verlag

150 Jahre Ludwig Thoma (8): Hansi Kraus, der ewige Lausbua

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Hansi Kraus spielte mit zwölf Jahren den Lausbuben in der Verfilmung von Ludwig Thomas 'Lausbubengeschichten'.

Anlässlich seines 150. Geburtstages präsentieren wir eine kleine Blogreihe zu Ludwig Thoma. In der achten Folge, die auch in der aktuellen Ausgabe der  Literatur in Bayern erscheint, schreibt Gerd Holzheimer über Hansi Kraus, den einstigen Lausbua, und das Verhältnis zu Ludwig Thoma..

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I kumm nimma weg von eahm!

Hansi Kraus heißt noch immer „Hansi Kraus“, obwohl er eigentlich Hans Krause heißt, aber „Krause“ klingt nicht so recht bairisch. Und der Lausbua, der den Lausbuben in der Verfilmung von Ludwig Thomas Lausbubengeschichten verkörpern soll, sollte schon einen bairischen Namen haben, nach dem Willen des Produzenten. Anders als Jörg Hube, der immer wieder halb scherzhaft, halb ärgerlich die Geschichte erzählt hat, wie ein Fremder ihn nach seinem Namen fragt, um drauf festzustellen: „Hube? Hube? Woaßt, wos Dir fehlt? Des ‚r‘ am Schluss! Hier hoaßt ma ‚Huber‘!“  – anders also als Jörg Huber hat Hansi Kraus kein Problem damit, Hansi Kraus zu sein, auch heute nicht, wo er den Sechziger überschritten hat. Und man eigentlich kein „Hansi“ mehr ist. Er leidet auch nicht – wie manch anderer – an einem Label, das ihm vielleicht angehängt werden könnte. Er freut sich einfach, dass er noch lebt, was nicht selbstverständlich ist nach einer lebensgefährlichen Erkrankung. Er erfreut sich einfach überhaupt seines Lebens: „I hab a scheens Leben ghabt. Wenn i abtreten muss, hab ich mich nicht zu beklagen.“

Wer so redet, wer so denkt, muss wirklich im Reinen mit sich sein, jedenfalls weitgehend – ganz im Gegensatz offenbar zu dem Autor der Lausbubengeschichten Ludwig Thoma. Von dem glaubt Hansi Kraus, dass er im Alter einen Schlag gehabt hat, da wird einem der Thoma sehr fremd. „I vasteh’s ned, i ko eahm da ned folgn“, sagt Kraus, gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass es ihm nicht ansteht, zu bewerten, zu be- oder gar verurteilen. „Der hod ganz anderne Sachan gmacht wia i.“ Als Bub mit zwölf Jahren hat er ohnehin keine Ahnung davon gehabt, er ist halt „rekrutiert“ worden: „I hob hoid mei Sach gmacht.“ Erst mit zwanzig Jahren hat er Ludwig Thoma im O-Ton gelesen, und noch viel später erst ist ihm – wie so vielen – aufgegangen, wie „total widersprüchlich“ der Thoma war: „I vasteh niemanden, der ein Rassist ist: Mia san alle Menschen!“

Im Gegensatz zu vielen anderen Schauspielern, die eine – noch dazu so frühe – Festlegung ihrer Person auf eine bestimmte Rolle beklagen, hat Hansi Kraus kein Problem damit: „Ich hab eahm vui zum Verdanken!“, dem Lausbuben. Abgesehen davon, dass er selber einer gewesen ist, auch immer fleißig gegen Autoritäten opponiert hat, gegen Filz, gegen den Klerus, und dabei auch gern als Rädelsführer. Dafür hat’s dann auch Verweise gehagelt, sogar Schläge, richtig drangsaliert haben sie ihn, was er sich gemerkt hat: „I hab meine Kinder immer verteidigt!“ Freilich ist er zum Teil auch erst recht ein Aufmüpfiger geworden durch diese Filmrolle, die ihm am Asam-Gymnasium fast schon zum Verhängnis geworden ist. Ein Vertrauenslehrer hat ihn regelrecht gemobbt, so dass „sie mich von da Schui gschmissn ham!“ Zwei Wochen nach dem Übertritt in die Realschule hieß es schon wieder: „Krause, bitte aufs Direktorat!“ Aber da hatte sich die Geschichte umgedreht. Stolz wurde er von dem Schulleiter vorgestellt: „Hier ist unser Schauspieler!“ Und plötzlich hat er in Mathematik einen Dreier gehabt.

Seine Mutter, eine „Eiskunstlaufmutter“, ist „ganz heiß darauf gewesen, mit mir anzugeben, der Vater hatte eine andere Vorstellung, aber letztendlich landete der Bub eben doch beim Film und in der Schauspielerei. Immer wieder erscheint es ihm so, als wäre das „gestern“ gewesen – schwer zu fassen, wie schnell allein die letzten zwanzig Jahre vergangen sind: „Es werd oiwei schnella!“ Wenn er auf das Filmplakat der Lausbubengeschichten schaut, das ihn mit Friedrich von Thun zeigt, sieht er das Kloster Beuerberg vor sich, den Drehort: „Der Platz vor dem Kloster war der Marktplatz.“ Und an die Premiere erinnert er sich natürlich, an ein begeistertes Publikum, an eine begeisterte Maidi von Liebermann.

Summa summarum glaubt Hansi Kraus, dass ihm seine Bekanntheit als „Lausbub“ ungefähr genau so viel Aufträge und Jobs eingebracht hat, wie sie es umgekehrt verhindert hat. Auch für diese Geschichte zieht er ein ganz simples Resümee: „Manche meng mi, manche meng mi ned…“ So oder so: „I kumm nimma weg von eahm!“ – vom Ludwig Thoma und seinen Lausbubengeschichten.

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