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„Meet your neighbours“ mit Denijen Pauljević, Shadi Mallouk und Soro Giovani Baba

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Soro Giovani Baba, Shadi Mallouk und Denijen Pauljević im Gespräch (Fotos: Silke Kleemann)

Auf Betreiben einer Reihe von Münchner AutorInnen, JournalistInnen und LektorInnen (u.a. Lena Gorelik, Marion Hertle, Björn Bicker, Sandra Hoffmann, Katja Huber, Fridolin Schley, Kathrin Reikowski, Nora Zapf, Martin LicklederAndreas Unger und Silke Kleemann) wird seit April einmal im Monat eine Münchner Buchhandlung zum Begegnungsort von Alt- und Neu-Münchnern. Die Beteiligten stellen Menschen vor, die auf der Flucht nach München gekommen sind. Dazu treffen sie sich in ihren Lieblingsbuchhandlungen und laden alle interessierten Münchnerinnen und Münchner mit und ohne Fluchterfahrung ein. Die Reihe ist unter dem Dach des Aktionsbündnisses Wir machen das entstanden, mit dem auch das Literaturportal Bayern kooperiert. Am 26. Oktober sprach Denijen Pauljević in der Sendlinger Buchhandlung mit Shadi Mallouk und Soro Giovani Baba. Gemeinsam redeten sie über Sport und Motivation, die Bedeutung von Erfolg sowie über das frühere Leben, das Ankommen und die Kommunikation in der neuen Umgebung. Sandra Hoffmann berichtet.

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Denijen Pauljević spricht mit dem ehemaligen syrischen Basketballnationalspieler Shadi Mallouk, der vor drei Jahren nach München gekommen ist und inzwischen die Jugend- und Damenmannschaft des BC Hellenen trainiert, sowie mit Soro Giovani Baba. Giovani ist neunzehn Jahre alt, kommt von der Elfenbeinküste, wo er als Dreizehnjähriger während des Krieges unbegleitet aufbrach. 2014 kam er in Deutschland an, machte 2016 den Hauptschulabschluss und hat vor einigen Monaten eine Ausbildung als Straßenbauer begonnen. Er wollte eigentlich Profi-Fußballer werden, wegen einer schweren Knieverletzung ist das jedoch nicht möglich.

Es ist ein Abend, der viel darüber erzählt, wie sehr Sport, so Shadi Mallouk, auch Kultur ist.

Sport ist language, sagt Shadi bereits in dem kleinen Dokumentarfilm von Suli Kurban, den Denijen zu Anfang der Veranstaltung zeigt. Shadi ist darin als Basketball-Trainer zu erleben. Er wiederholt den Satz an diesem Abend wenigstens noch einmal, und es ist zu spüren, wie ernst es ihm mit dieser Aussage ist und wie er das lebt, wenn er sagt: Er sei im Sport zuhause, es sei einfach, mit Menschen zu kommunizieren im Sport, weil es eine gemeinsame Sprache gebe. Dass man ein gemeinsames Ziel habe, mache es leicht. Und später, als er sagt, dass er nicht das Gefühl habe, der (Basket-)Ball sei aus Plastik, sondern sein Gefühl zu diesem Ball sei Liebe. Der Antrieb, Deutsch zu sprechen, rühre aus seiner derzeitigen Profession als Basketballtrainer, er spüre aber, er spreche es noch viel zu schlecht, um darin unterrichten zu können. Für den Sport spreche er zu langsam, im Sport gehe alles so schnell, seine Ansagen müssen also auch schnell sein. Deshalb spricht er derzeit beim Training noch eine Mischung aus Englisch und Deutsch. Eine Mischung, die er im Übrigen auch an diesem Abend spricht, und die sehr schön klingt.

       

Giovani Baba ist ebenfalls im Sport sozialisiert, bereits als kleiner Junge geht er auf eine Sportschule, also eine Schule, die gleichzeitig normale Schule ist, in der aber täglich Fußball trainiert wird. Sein Vater schickte ihn dorthin. Auf der Flucht spielt er in Lybien in der Junioren-Nationalmannschaft, aber nach einer Auseinandersetzung, über die er nicht genauer erzählt, will er dort nicht mehr bleiben. Als er schließlich in Deutschland ankommt, hat er ein irreparabel verletztes Knie. Das ist deshalb schlimm, weil er, so sagt er das noch immer: sehr glücklich sei, wenn er mit dem Ball auf dem Fußballfeld stehe.

Jetzt macht er eine Ausbildung als Straßenbauer, was ihm gut gefällt, weil er immer draußen ist.

Beide, sowohl Shadi als auch Giovani, dachten, es würde furchtbar werden hier in Deutschland. Beide erleben jetzt das Gegenteil: Es ist gut hier, sagen sie. Und wenn man sich darüber wundert, muss man erleben, wie beide auf äußerst eindringliche Art und Weise für ein Leben in Gewaltlosigkeit und ohne Drogen stehen. Zitat Shadi: „Wenn jemand ein Problem hat mit mir, dann bin ich freundlich  ich habe gelernt, so zu kommunizieren, dass es gut ist.“ Zitat Giovani: „Wenn man versucht, mit mir zu kämpfen, dann gehe ich einfach weg. Ich habe so viele Dinge gesehen in meiner Heimat, ich will es gut haben.“

   

Insgesamt ist es ein beachtenswert unaufgeregter und von großer Ruhe geprägter Abend, durch den Denijen so führt, dass man am Ende das Gefühl hat, man hat hier drei ganz wunderbar unmachistische, genauso in Demut wie in Selbstbewusstsein geschulte Männer kennengelernt.

Schönstes Zitat von Giovani, gefragt wie er sich fühle, wenn er, da er eben nicht hellhäutig ist, besonders angeschaut wird: „Wenn mich Leute anschauen, dann denke ich, die schauen mich an, weil ich so gut angezogen bin oder so gut aussehe.“

Von Shadi auf Denjiens Frage, was er sich wünsche, was aus ihm werde: „Ich habe vor vier Jahren alles verloren. Jetzt starte ich neu. Was aus mir wird, weiß ich nicht, aber ich habe das Gefühl, gute Chancen zu haben. Ich lebe jetzt. Und ich würde mich schämen, wenn ich sagen würde, ich brauche etwas, weil: Somebody needs more.“

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