Logen-Blog [42]: Über Wurzeln und Weltbürger
„Für Zugheuschrecken und Zuggeflügel“, sagt der Dichter, „sind die Kunststraßen und Residenzstraßen nur Korridore zwischen den Zimmern“. Das geht nicht auf Gustav: er reist gern in die fremde Gegend, aber er hat noch keine Reiseerfahrungen gesammelt. Nun wird er, zum ersten Mal in seinem Leben, in die Stadt kommen – doch halt: „lange Gassen“ hat er ja schon zuvor kennen gelernt, während seiner Entführung.
Das Gefühl für fremde Gegenden: Vielreisende haben es vielleicht schwerer, ein Gefühl für „Heimat“ zu entwickeln. Chesterton schreibt irgendwo, dass die Leute, die immerzu durch die Welt reisen, in der Welt nicht zuhause sind, d.h. gerade keine „Weltbürger“ sind – sondern die, die feste Wurzeln geschlagen haben. Nun ist das ja kein Widerspruch: viel zu reisen und trotzdem irgendwo „daheim“ zu sein, Chesterton muss auch nicht recht haben, aber die Stelle fiel mir auf. Diese Differenz zwischen Reisen und Reisen macht vielleicht die „Erfahrung“ aus (und „Er-fahrung“ hat einen wörtlichen Sinn). Gustav steht noch ganz am Anfang seines Weges, er ist ganz zukunftsgierig – aber er nimmt wahr, was er verlässt: seine „Schöne“, das Lämmchen, seinen Berg. Was für ein schöner, typisch jeanpaulscher Satz, gewirkt aus Liebe und Schmerz: „Ach, wer wird dir Zitronenkuchen geben und meinem Lämmchen Brotrinden? Ich will euch aber schon alle Tage recht viel herschicken!“
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„Für Zugheuschrecken und Zuggeflügel“, sagt der Dichter, „sind die Kunststraßen und Residenzstraßen nur Korridore zwischen den Zimmern“. Das geht nicht auf Gustav: er reist gern in die fremde Gegend, aber er hat noch keine Reiseerfahrungen gesammelt. Nun wird er, zum ersten Mal in seinem Leben, in die Stadt kommen – doch halt: „lange Gassen“ hat er ja schon zuvor kennen gelernt, während seiner Entführung.
Das Gefühl für fremde Gegenden: Vielreisende haben es vielleicht schwerer, ein Gefühl für „Heimat“ zu entwickeln. Chesterton schreibt irgendwo, dass die Leute, die immerzu durch die Welt reisen, in der Welt nicht zuhause sind, d.h. gerade keine „Weltbürger“ sind – sondern die, die feste Wurzeln geschlagen haben. Nun ist das ja kein Widerspruch: viel zu reisen und trotzdem irgendwo „daheim“ zu sein, Chesterton muss auch nicht recht haben, aber die Stelle fiel mir auf. Diese Differenz zwischen Reisen und Reisen macht vielleicht die „Erfahrung“ aus (und „Er-fahrung“ hat einen wörtlichen Sinn). Gustav steht noch ganz am Anfang seines Weges, er ist ganz zukunftsgierig – aber er nimmt wahr, was er verlässt: seine „Schöne“, das Lämmchen, seinen Berg. Was für ein schöner, typisch jeanpaulscher Satz, gewirkt aus Liebe und Schmerz: „Ach, wer wird dir Zitronenkuchen geben und meinem Lämmchen Brotrinden? Ich will euch aber schon alle Tage recht viel herschicken!“