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Hotel-Restaurant Inselwirt: Klostergerichtshof und Tuchmacherhaus

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Foto: Ingvild Richardsen.

Wir stehen erneut vor einem alten geschichtsträchtigen Haus. Der heutige „Inselwirt“ hat eine lange, wechselvolle und traditionsreiche Geschichte hinter sich.

Als Gaststätte existiert das Haus tatsächlich erst seit 1951, als Hotel-Restaurant seit 1986. Ursprünglich als Taverne gebaut, avancierte es im 16. Jahrhundert zum Gerichtshof der Insel, nach 1803 wurde es zu einer Tuchmacherei und war fortan als das „Tuchmacherhaus“ bekannt. Hier hat die Wirtsfamilie Dumbser gewohnt und später auch die Familie Haushofer in mehreren Generationen. Dieses Haus war auch der Wohnsitz und Schreibort des Dichters Max Haushofer, der Dichterin und Malerin Marie Haushofer und der Schriftstellerin Emma Merk, wann immer sie auf der Fraueninsel, ihrer zweiten Heimat, weilten.

Bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts besaßen die Klosterrichter der Fraueninsel kein eigenes Richterhaus, sondern wohnten immer in verschiedenen Häusern. Es war die Äbtissin Margarethe Leitgeb (1569-1575), die 1571 erstmals dem Hofrichter Wilhelm Widerspacher eine zuvor neu gebaute Taverne als richterliches Amts- und Wohngebäude zuwies. Als 1609 die Äbtissin Magdalena Haidenbucher (1609-1650) ins Amt kam, ließ sie sofort nach ihrem Regierungsantritt das neue „Richterhaus“ mit einem herrschaftlichen Krüppelwalmdach versehen und mit Scharschindeln eindecken und in den 1630er-Jahren mehrmals renovieren. Und so stammt denn auch der noch heute vorhandene Kern des zweigeschossigen Hauses, ein gewölbter Gang und eine Gaststube mit Holzbalkendecke im Erdgeschoss und ein Saal (der ehemalige Gerichtssaal) mit Stuckdecke im Obergeschoss aus dem 17. Jahrhundert.

Tuchmacherhaus. Zeichnung von Karl Raupp, Künstlerchronik 1902. Foto: Thomas Gross. Rechts: Alter Inselwirt, 50er-Jahre, Archiv Benjamin Krämmer. Foto: Ingvild Richardsen.

Als auch das Klosterrichterhaus nach der Säkularisation 1803 mit allen Nebengebäuden „Waschhaus, Hennerstuben, Krautdene, Holzschupfen und Kühstall, Würzgärten und Grasgärten“ an die bayerische Krone fiel, ersteigerte es 1804 Josef Krämer, ein Tuchmachermeister aus Iglau (Mähren) und Vorfahre der heutigen Krämmers und Inhabern des „Inselwirts“. Josef Krämer machte aus diesem geschichtsträchtigen Haus jetzt eine Tuchmacherei, in der fortan Gebrauchswäsche, Tisch- und Bettwäsche, aber auch verschiedenste Kleidungsstücke hergestellt wurden, darunter auch kostbare Seidenschals. Krämer vermietete aber auch Zimmer und ganze Raumkomplexe an Einheimische und später auch an Künstler der Künstlerkolonie, die sich seit den 1830er-Jahren anschickten, die Insel mit Pinsel und Palette zu erobern.

In diesem Haus, mit seiner langen und wechselvollen Geschichte, hat ehemals Daniel Dumbser, der Wirt des Gasthofes Zur Linde, mit seiner Familie gewohnt. Aus diesem Haus hat sich der Maler Maximilian Haushofer auch seine Braut geholt, die Wirtstochter Anna Dumbser. Und auch als er später als Professor für Malerei in Prag lebte, wohnte er jeden Sommer mit seiner Anna und den beiden Söhnen Max und Karl im Tuchmacherhaus. Wie man in den Lebenserinnerungen des Schriftstellers Felix Dahn nachlesen kann, nutzte er dabei stets den alten Gerichtssaal als Atelier. Doch auch für seinen Sohn, den Dichter Max Haushofer und seine Familie, wurde dieses Haus zur zweiten Heimat. Immer wieder reiste er von München mit seinen drei Kindern, seiner Mutter Anna und später auch mit seiner Jugendfreundin und zweiten Frau, der Schriftstellerin Emma Merk, auf die Fraueninsel ins Tuchmacherhaus. Hier erholten sie sich, schrieben und malten an ihren Büchern und Werken. Ein altes Foto zeigt noch heute ein Zimmer im Obergeschoss, wo sich das Arbeitszimmer von Max Haushofer befand. Vom Biergarten des Inselwirts aus kann man das Fenster sehen.


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Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Ingvild Richardsen

Sekundärliteratur:

Richardsen, Ingvild (2017): Die Fraueninsel. Auf den Spuren der vergessenen Künstlerinnen von Frauenchiemsee (Reihe Vergessenes Bayern, 1). München, S. 7-15.