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Ankunft der Aebtissin Irmingard auf Frauenchiemsee im Jahre 894. Nach einem Gemälde von K. Raupp. Aus: Die Gartenlaube (1894).

Irmingardkapelle

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Klosterkirche Frauenchiemsee. Posthumes Epitaph zum Gedenken an die Äbtissin Irmingard. Foto: Ingvild Richardsen.

Neben dem Nonnberg in Salzburg ist das Kloster auf Frauenchiemsee das älteste fortbestehende deutschsprachige Frauenkloster nördlich der Alpen. Es stammt aus dem 8. Jahrhundert und wurde von Herzog Tassilo III. (753-788), dem letzten Herrscher der Agilofinger, 782 gegründet. Jüngsten Forschungen nach geschah dies unter Einflussnahme seiner Ehefrau Liutperc, der Tochter des letzten Langobardenkönigs Desiderius III., die vom Gardasee stammte. Als das Kloster 788 in den Besitz der Karolinger überging, wurde es zum Reichskloster und trug bis zur Säkularisation im Jahr 1803 die Bezeichnung „Königliches Stift und adeliges Kloster“. Der Charakter eines adeligen Damenstiftes geht aus den überlieferten Quellen klar hervor. Dieser Typ des frühen Frauenklosters bot unverheirateten oder verwitweten Damen des hohen Adels die Möglichkeit, ein religiöses Leben in einem standesgemäßen Rahmen zu führen, ohne sie unbedingt einer Nonnenregel zu unterwerfen. Dies eben machten sich auch die Karolinger zunutze, so auch König Ludwig der Deutsche, der seine Tochter Irmingard als Äbtissin einsetzte. Nach welcher Regel die Chiemseer Klosterfrauen zu Irmingards Zeit lebten, ist allerdings unbekannt.

Die Sonderstellung, die Irmingard unter allen Äbtissinnen zukommt und ihr in der klösterlichen Geschichte auch zugeschrieben wurde, ist keine Erfindung späterer Zeiten. Bereits unmittelbar nach ihrem Tod und mit der Art ihres Begräbnisses wurde ihr eine Heiligkeit zugesprochen. Möglich, dass ihre prominente Herkunft und der Status einer Königstochter dabei eine Rolle gespielt haben. Schon zum Zeitpunkt ihres Todes sah man sie als zweite Stifterin des Klosters. Die Nonnen bestatteten Irmingard in einer marmornen Gruft unter dem südwestlichen Pfeiler des Hauptschiffes, den Sarg ließen sie fest ein ins Fundament des Gotteshauses. Das aber besaß Symbolcharakter und bedeutete, dass sie als Heilige das Fundament ihrer Kirche stützen sollte. Ein weiteres Zeichen für die Heiligenverehrung war, dass Abt Gerhard von Seeon im Jahr 1004 Irmingards Grab öffnen ließ und ein Bleitäfelchen zu den Gebeinen legte. Es gilt als erster Nachweis für ihre Anrufung. Auf der Vorderseite trägt es eine lateinische Inschrift, die auf Deutsch lautet:

In diesem Grab ruht Irmengard, eine Tochter des großmächtigen Königs Ludwig und überaus selige Jungfrau. Erschienen ist sie uns zur Zeit der Äbtissin Tuta. Aber schon viele Jahre zuvor war sie Vorsteherin. Am 16. Juli hat sie den sterblichen Menschen ausgezogen. Bitte für uns. Glaubet und freuet euch im Herrn immerdar, nochmal sage ich, freuet euch, eure Güte werde allen Menschen kund! Der Herr ist nahe. Abt Gerhardus hat dieses gemacht. Anfang und Ende. Das Kreuz ist Licht. Der König Gesetz. (Stalla 1982, S. 191)

Auf der Rückseite steht zu lesen: „Ora pro nobis“, auf Deutsch „Bitte für uns“. Noch heute kann man das Täfelchen im Bayerischen Nationalmuseum in München bewundern.

Bleitäfelchen. Foto: Ingvild Richardsen.

Die nach Irmingard bekannteste Äbtissin des Klosters Frauenchiemsee, Magdalena Haidenbucher (Äbtissin: 1609-1650), diejenige, die das Kloster auch durch den Dreißigjährigen Krieg führte, fasste dann nach ihrem Amtsantritt den Entschluss, die Reliquien Irmingards in die Apostelkapelle (Irmingardkapelle) zu überführen, um ihre Verehrung noch zu fördern.

So öffnete man dann am 16. Oktober 1631 ein zweites Mal das Grab der Irmingard, um ihre Gebeine feierlich zu erheben. Bei der festlichen Überführung wurden die Reliquien in einen kleinen Zinnsarg gelegt, ein kleiner Teil aber für die Gemeinde zurückbehalten. Bei der Beisetzung trug man dem Sarg das „uralte königliche Wappen Frankreichs“ voran. Dies deshalb, weil man gestützt auf eine rote Marmortafel von 1476, welche die Äbtissin Magdalena Auer (Äbtissin: 1467-1494) für Irmingard hatte anfertigen lassen, diese für eine französische Königstochter hielt. Auf dieser Tafel kann man heute noch lesen:

Die edle Jungfrau Irmengard ruht aus unter diesem blassen Marmor. Gott durch ihre heiligen Verdienste lieb, bleibt auch Kaiser Ludwig durch das Vermächtnis seiner Tochter gepriesen. Denn sie war in jeder Hinsicht von ausgezeichneten Tugenden erfüllt. Christus gelobte sie sich und verließ Reich und Vater, damit sie hier Gott als Braut geweiht sei [...]. Ihre Mutter Frankreich ist immer stolz auf eine solche Frau und auch Bayern [...]. (Düll, S. 203)

Da man Irmingard tatsächlich dann auch die Rettung des Klosters im Dreißigjährigen Krieges zuschrieb, nahm ihr Kult weiterhin zu. Schließlich wurde die Grabstätte 1922 nach dem Ersten Weltkrieg ein drittes Mal geöffnet und damit ein Prozess in die Wege geleitet, der 1928 mit ihrer Heiligsprechung endete. Nachdem jetzt Papst Pius XI. den bereits seit Jahrhunderten geübten Kult der Seligen Irmingard als kirchlichen Kult anerkannte und am 18. Dezember 1928 ihre Seligsprechung erfolgt war, brachte man 1929 die Reliquien zur Verehrung wieder in die Apostelkapelle, die seither auch „Irmingard-Kapelle“ genannt wird.


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Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Ingvild Richardsen

Sekundärliteratur:

Dopsch, Heinz (2003): Gründung und Frühgeschichte des Klosters Frauenchiemsee bis zum Tod der seligen Irmingard (866) In: Kloster Frauenchiemsee. 782-2003. Hg. v. Walter Brugger und Manfred Weitlauff. Weissenhorn, S. 29-56.

Düll, Siegrid (2003): Grabmalplastik und Epigraphik im Kloster Frauenchiemsee. In: Kloster Frauenchiemsee. 782-2003. Hg. v. Walter Brugger und Manfred Weitlauff. Weissenhorn, S. 201-246, S. 203.

Richardsen, Ingvild (2017): Die Fraueninsel im Bann der seligen Irmingard. In: Dies.: Die Fraueninsel. Auf den Spuren der vergessenen Künstlerinnen von Frauenchiemsee (Reihe Vergessenes Bayern, 1). München, S. 292-297.

Schütz, M. Magdalena OSB (1982): Geschichte der Abtei Frauenwörth 782-1982. Hg. v. d. Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth. St. Ottilien.

Veith, Äbtissin M. Domitilla OSB (2003): Benediktinisches Leben in Frauenchiemsee. In: Kloster Frauenchiemsee. 782-2003. Hg. v. Walter Brugger und Manfred Weitlauff. Weissenhorn, S. 9-27.


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