Trambahnhaltestelle „Albrechtstraße“
Die Straßenbahnhaltestelle an der Albrechtstraße (die nach drei bayerischen Herzögen benannt ist) ist Schauplatz der Franz-Kien-Geschichte „Alte Peripherie“, einer von drei Erzählungen aus dem Band Ein Liebhaber des Halbschattens (1963), die die Situation des Jugendlichen Alfred Andersch zu Beginn seiner Arbeitslosigkeit 1932 sehr gut sowohl prototypisch für die damalige politische Lage als auch ganz konkret als Schauplatz erinnern. Der Beginn der Erzählung – „In der Leonrodstraße stand der Dezember, graubraun um fünf Uhr nachmittags. Franz Kien wartete damals auf die Arbeitslosigkeit.“[34] – ist durch das Ende von Anderschs Lehrzeit im Münchner Wega Verlag in der Hermann-Schmid-Straße 1 im Dezember 1931 eindeutig datierbar.[35] Franz Kien plant mit seinen Freunden Otto Raab und Rudi Melzer eine Flucht aus der Misere, die ihnen in Form einiger Personen anschaulich vor Augen steht: „An der Ecke Albrechtstraße konnte Franz Kien eine Gruppe junger Arbeitsloser stehen sehen, schwarz, manchmal in Bewegungen ausbrechend, dann wieder zu dichten Gesprächen zurückkehrend.“[36] Die der Trambahnhaltestelle gegenüber liegende Lacherschmied-Wiese (vgl. Station 1) liegt hier „graublau und nebelig“[37] da, und auf der (stadtauswärts gesehen) „rechten Seite der Straße standen hier keine Wohnhäuser mehr, sondern die langen fensterlosen Mauern der Wagenremisen, die zur Max II.-Kaserne und zur Artilleriekaserne gehörten“.[38] Hier ist anzumerken, dass es dort nicht zwei unterschiedliche Kasernen gab, sondern dass die Max II.-Kaserne eine Artilleriekaserne war, in der die drei Münchner Feld-Artillerie-Regimenter stationiert waren.[39]
München, Max-II-Kaserne (Artilleriekaserne)
Die „Wagenremisen“ dagegen stimmen, sind in ihrer Funktion sogar gleich geblieben und haben sich heute in ein großes Autohaus verwandelt.
München, Ecke Leonrod- / Albrechtstraße. Heutiges Autohaus an der Stelle der alten „Wagenremisen“ der Max-II-Kaserne. Foto: Dirk Heißerer
Von der Trambahnhaltestelle Albrechtstraße aus lässt sich zudem in der Erzählung „Alte Peripherie“ eine historische Trambahnfahrt mit den seinerzeitigen Linien 22 und 6 von der Albrechtstraße über den Rotkreuzplatz bis in die Lindwurmstraße zur Hermann-Schmid-Straße 1 wenigstens gedanklich unternehmen.[40]
Zur Station 5 von 11 Stationen
[34] Alfred Andersch: Alte Peripherie. In: Ders.: Ein Liebhaber des Halbschattens (1963). Zürich 1974 (hinfort zitiert: AP), S. 76-105, hier S. 76.
[35] Vgl. Reinhardt, Andersch (wie Anm. 6), S. 35.
[36] AP (wie Anm. 34), S. 77.
[37] Ebda., S. 78.
[38] Ebda., S. 81.
[39] Auskunft Franz Schröther, Geschichtswerkstatt Neuhausen, vom 11. August 2017.
[40] AP (wie Anm. 34), Abschnitt 3, S. 84-89.
Die Straßenbahnhaltestelle an der Albrechtstraße (die nach drei bayerischen Herzögen benannt ist) ist Schauplatz der Franz-Kien-Geschichte „Alte Peripherie“, einer von drei Erzählungen aus dem Band Ein Liebhaber des Halbschattens (1963), die die Situation des Jugendlichen Alfred Andersch zu Beginn seiner Arbeitslosigkeit 1932 sehr gut sowohl prototypisch für die damalige politische Lage als auch ganz konkret als Schauplatz erinnern. Der Beginn der Erzählung – „In der Leonrodstraße stand der Dezember, graubraun um fünf Uhr nachmittags. Franz Kien wartete damals auf die Arbeitslosigkeit.“[34] – ist durch das Ende von Anderschs Lehrzeit im Münchner Wega Verlag in der Hermann-Schmid-Straße 1 im Dezember 1931 eindeutig datierbar.[35] Franz Kien plant mit seinen Freunden Otto Raab und Rudi Melzer eine Flucht aus der Misere, die ihnen in Form einiger Personen anschaulich vor Augen steht: „An der Ecke Albrechtstraße konnte Franz Kien eine Gruppe junger Arbeitsloser stehen sehen, schwarz, manchmal in Bewegungen ausbrechend, dann wieder zu dichten Gesprächen zurückkehrend.“[36] Die der Trambahnhaltestelle gegenüber liegende Lacherschmied-Wiese (vgl. Station 1) liegt hier „graublau und nebelig“[37] da, und auf der (stadtauswärts gesehen) „rechten Seite der Straße standen hier keine Wohnhäuser mehr, sondern die langen fensterlosen Mauern der Wagenremisen, die zur Max II.-Kaserne und zur Artilleriekaserne gehörten“.[38] Hier ist anzumerken, dass es dort nicht zwei unterschiedliche Kasernen gab, sondern dass die Max II.-Kaserne eine Artilleriekaserne war, in der die drei Münchner Feld-Artillerie-Regimenter stationiert waren.[39]
München, Max-II-Kaserne (Artilleriekaserne)
Die „Wagenremisen“ dagegen stimmen, sind in ihrer Funktion sogar gleich geblieben und haben sich heute in ein großes Autohaus verwandelt.
München, Ecke Leonrod- / Albrechtstraße. Heutiges Autohaus an der Stelle der alten „Wagenremisen“ der Max-II-Kaserne. Foto: Dirk Heißerer
Von der Trambahnhaltestelle Albrechtstraße aus lässt sich zudem in der Erzählung „Alte Peripherie“ eine historische Trambahnfahrt mit den seinerzeitigen Linien 22 und 6 von der Albrechtstraße über den Rotkreuzplatz bis in die Lindwurmstraße zur Hermann-Schmid-Straße 1 wenigstens gedanklich unternehmen.[40]
Zur Station 5 von 11 Stationen
[34] Alfred Andersch: Alte Peripherie. In: Ders.: Ein Liebhaber des Halbschattens (1963). Zürich 1974 (hinfort zitiert: AP), S. 76-105, hier S. 76.
[35] Vgl. Reinhardt, Andersch (wie Anm. 6), S. 35.
[36] AP (wie Anm. 34), S. 77.
[37] Ebda., S. 78.
[38] Ebda., S. 81.
[39] Auskunft Franz Schröther, Geschichtswerkstatt Neuhausen, vom 11. August 2017.
[40] AP (wie Anm. 34), Abschnitt 3, S. 84-89.