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(c) Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg / Literaturhaus Oberpfalz

Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg

„Amtsschimmel raus, Pegasus rein“ – unter diesem Motto öffnet das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg im Jahr 1977 im ehemaligen Amtsgericht seine Pforten. Seitdem vereint die von Walter Höllerer gegründete Institution die Aufgaben eines Archivs mit denen eines vielseitigen Literaturhauses.

Mitte der 1970er Jahre entschließt sich Walter Höllerer, Autor, Mitglied der Gruppe 47, Herausgeber, Literaturwissenschaftler, Kritiker und gebürtiger Sulzbacher, seine Sammlungen der Heimatstadt als Schenkung zu übergeben, obwohl er zu dieser Zeit seit langem in Berlin lebt. Im ehemaligen Amtsgerichtsgebäude findet das Archiv mit zunächst über 35.000 Autorenbriefen seinen Platz.

Schon beim Gründungsfest zeichnet sich das Profil ab: Das Haus der Briefe wird von den Autoren miteröffnet, die diese Briefe einst an Walter Höllerer und Hans Bender geschrieben haben und der Zeitschrift Akzente über die Jahre hin verbunden waren. Hans Bender, Michael Krüger, Günter Grass, der Literaturwissenschaftler Hans Mayer und viele andere eröffnen das Haus mit Lesungen. Aus dem von Höllerer gesammelten Material wird eine große Ausstellung improvisiert, so dass die Besucher und die Öffentlichkeit sofort einen lebendigen Eindruck davon bekommen, was sich hinter dem Begriff „Literaturarchiv“ verbirgt.

Als zentraler literarischer Veranstaltungsort für die Oberpfalz, Ostbayern und die Metropolregion Nürnberg bringt das Literaturarchiv seit über 30 Jahren AutorInnen und LeserInnen zusammen und ist ein Ort der Literaturvermittlung für die Region mit überregionaler Ausstrahlung. Seit März 2010 führt das Haus offiziell den Namenszusatz „Literaturhaus Oberpfalz“. Über das ganze Jahr finden Autorenlesungen und -gespräche zu aktuellen Büchern und literarischen Themen statt, nicht selten in Verbindung mit Sonderausstellungen zu Literatur und Kunst. Der Blick nach Mittel- und Osteuropa gehört zum festen Bestandteil des Programms. Mit dem Prager Literaturhaus besteht seit 2009 eine intensive Kooperation: Neben deutsch-tschechischen Autorenlesungen und Literaturfahrten stehen deutsch-tschechische Autorentreffen im Mittelpunkt der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Autoren aus Ungarn, der Slowakei, Serbien, Bosnien, Rumänien, Albanien und der Ukraine sind ebenfalls regelmäßig im Literaturhaus Oberpfalz zu Gast.

Gruppe-47-Tisch, Blechtrommel-Koffer und Ausstellungsraum im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg (c) Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg

Zu den Aufgaben gehören neben der Förderung und Vermittlung von Literatur der Gegenwart satzungsgemäß insbesondere die Sammlung, Archivierung und Aufarbeitung von Materialien zur deutschsprachigen Literatur seit 1945. Zu den Beständen des Archivs zählen unter anderem die Redaktionskorrespondenz der Literaturzeitschrift Akzente aus den Jahren 1954-1970, das einzig erhaltene Originalmanuskript der Erstfassung der Blechtrommel von Günter Grass sowie der Nachlass des Archivgründers, Autors und Literaturprofessors Walter Höllerer.

Das Archiv und die Dauerausstellung eröffnen vielseitige Blicke auf die deutschsprachige Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Neben Exponaten wie der Erstfassung der Blechtrommel sind umfangreiche Autorenkorrespondenzen zu sehen, die verdeutlichen, wie sich der Literaturbetrieb nach 1945, allen voran die Gruppe 47 etablierte. Zu nennen sind hier beispielsweise Briefe von Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Heinrich Böll, Günter Eich, Thomas Mann, Peter Weiss und vielen anderen.

Die enge, institutionelle Kooperation mit der Universität Regensburg und dem Literarischen Colloquium Berlin macht das Literaturhaus Oberpfalz zu einer Schnittstelle zum einen zwischen Forschung und Literaturbetrieb, zum anderen zwischen Metropole und Provinz. Seit 1977 fördern das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und die Stadt Sulzbach-Rosenberg die Arbeit des Literaturarchivs durch ihre kontinuierliche Unterstützung.

 

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