München, Platzl 4: Café Orlando di Lasso
Das Orlandohaus am Platzl wurde 1899/1900 von dem aus dem Chemnitz stammenden Architekten Max Littmann errichtet, der wenige Jahre zuvor das neue Hofbräuhaus gebaut hatte. Ursprünglich hatten auf dem Grundstück Platzl 4 zwei Häuser gestanden; in einem hatte von 1556-1599 der Komponist und Hofkapellmeister Orlando di Lasso gelebt, dem 1849 am Promenadeplatz ein Denkmal gesetzt wurde. Von Anfang an war das Orlandohaus ein Ort gastronomischer Besonderheiten. Im 18. Jahrhundert befand sich dort die Bierzäpflerei „Bei der Gretel“. Seit 2007 führt der Sterne-Koch Alfons Schubeck in dem Gebäude ein bayerisches Feinschmeckerlokal.
Der Neubau des Orlandohauses um 1910 (c) Archiv Monacensia
Das um 1900 eröffnete Café Orlando di Lasso avancierte rasch zum Treffpunkt der Münchner Theaterszene. Auch Erich Mühsam war dort Stammgast, wie zahlreiche Tagebucheintragungen belegen, in denen er seine Orlando-Besuche in Stichworten skizziert:
Nachher war ich noch mit einem Teil der Gesellschaft, zu denen noch Geyer, Molnár, Polgar und Egon Friedell kamen – mit dem ich mich, wie einst in Wien, immer noch sehr amüsant herumfrozzle, im Café Orlando di Lasso.
(Erich Mühsam: Tagebücher. Hg. von Chris Hirte und Conrad Piens. Bd. 1. Verbrecher Verlag, Berlin S. 225)
Heute war ich nach Tisch im Orlando die Lasso: Meßthaler, Weigert, Steinrück, Rosenthal, Strauß, Dr. Gotthelf, Polgar. Ich spielte mit Gotthelf Schach.
(Ebda., S. 242)
Ich ging dann ins Orlando, wo ich Rößler, Gotthelf, Eyssler, den jungen Dannegger und nachher Strauß mit der Marlow traf. Ich spielt mit Dannegger Billard und Ecarté, dann übergab ich der Marlow das Baccarat-Gedicht.
(Ebda., S. 250)
Nach dem Baden Mittagessen in der Torggelstube. Die Vallière war reizend, ich durfte graziös mit ihr zoten. Nachher saßen wir miteinander auf dem Sofa in der Nische des Cafés Orlando und spielten mit einem entzückenden weißen Zwergboxl.
(Ebda., S. 226)
--------------------------------------------------------------------------
Verlassen Sie das Platzl Richtung Marienplatz geradeaus die Orlandostraße entlang, dann rechts in die Ledererstraße und wieder links in die Sparkassenstraße. Gleich hinter dem Alten Rathausturm, der heute das Spielzeugmuseum beherbergt, ist die Adresse Marienplatz 13, das nächste Ziel des Spaziergangs.
Zur Station 15 von 17 Stationen
Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt
Das Orlandohaus am Platzl wurde 1899/1900 von dem aus dem Chemnitz stammenden Architekten Max Littmann errichtet, der wenige Jahre zuvor das neue Hofbräuhaus gebaut hatte. Ursprünglich hatten auf dem Grundstück Platzl 4 zwei Häuser gestanden; in einem hatte von 1556-1599 der Komponist und Hofkapellmeister Orlando di Lasso gelebt, dem 1849 am Promenadeplatz ein Denkmal gesetzt wurde. Von Anfang an war das Orlandohaus ein Ort gastronomischer Besonderheiten. Im 18. Jahrhundert befand sich dort die Bierzäpflerei „Bei der Gretel“. Seit 2007 führt der Sterne-Koch Alfons Schubeck in dem Gebäude ein bayerisches Feinschmeckerlokal.
Der Neubau des Orlandohauses um 1910 (c) Archiv Monacensia
Das um 1900 eröffnete Café Orlando di Lasso avancierte rasch zum Treffpunkt der Münchner Theaterszene. Auch Erich Mühsam war dort Stammgast, wie zahlreiche Tagebucheintragungen belegen, in denen er seine Orlando-Besuche in Stichworten skizziert:
Nachher war ich noch mit einem Teil der Gesellschaft, zu denen noch Geyer, Molnár, Polgar und Egon Friedell kamen – mit dem ich mich, wie einst in Wien, immer noch sehr amüsant herumfrozzle, im Café Orlando di Lasso.
(Erich Mühsam: Tagebücher. Hg. von Chris Hirte und Conrad Piens. Bd. 1. Verbrecher Verlag, Berlin S. 225)
Heute war ich nach Tisch im Orlando die Lasso: Meßthaler, Weigert, Steinrück, Rosenthal, Strauß, Dr. Gotthelf, Polgar. Ich spielte mit Gotthelf Schach.
(Ebda., S. 242)
Ich ging dann ins Orlando, wo ich Rößler, Gotthelf, Eyssler, den jungen Dannegger und nachher Strauß mit der Marlow traf. Ich spielt mit Dannegger Billard und Ecarté, dann übergab ich der Marlow das Baccarat-Gedicht.
(Ebda., S. 250)
Nach dem Baden Mittagessen in der Torggelstube. Die Vallière war reizend, ich durfte graziös mit ihr zoten. Nachher saßen wir miteinander auf dem Sofa in der Nische des Cafés Orlando und spielten mit einem entzückenden weißen Zwergboxl.
(Ebda., S. 226)
--------------------------------------------------------------------------
Verlassen Sie das Platzl Richtung Marienplatz geradeaus die Orlandostraße entlang, dann rechts in die Ledererstraße und wieder links in die Sparkassenstraße. Gleich hinter dem Alten Rathausturm, der heute das Spielzeugmuseum beherbergt, ist die Adresse Marienplatz 13, das nächste Ziel des Spaziergangs.
Zur Station 15 von 17 Stationen
Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt