München, Brienner Straße 11: Café-Restaurant Luitpold
Am 30. Dezember 1887 zeigte der Gastronom Simon Bäumler in den Münchner Zeitungen die Eröffnung seines Cafés und Restaurants Luitpold am Neujahrstag an. Am ersten Tag benötigte man Einladungskarten, um eingelassen zu werden. „Am Montag, den 2. Januar kann das Etablissement gegen Entrée von 50 Pfg. zugunsten der Stadtarmen besichtigt werden.“ Der Wirt versprach „exquisite Küche, gute Weine, Biere aus den renommiertesten Brauereien. Größte Auswahl in- und ausländischer Journale, aufmerksamste Bedienung“. Am 1. September 1888 widmete die renommierte Illustrierte Zeitung, damals eine der führenden Blätter Deutschlands, dem Münchner Café Luitpold eineinhalb Seiten, in denen sie die „Raumwunder“ aus über 20 prächtig ausgestatteten Sälen und Gesellschaftsräumen vorstellte und schloss mit dem Fazit: „München ist durch dieses Etablissement um eine Sehenswürdigkeit reicher geworden.“
Das Café Luitpold auf einer Zeichnung (links) von Franz Gottfried und auf einer kolorierten Postkarte von 1938 (c) Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv
Dem würde Franziska zu Reventlow sicher beipflichten, denn in ihren Tagebüchern wird das Cafe Luitpold häufig erwähnt. Es ist eine wichtige Station ihrer erotischen Streifzüge. Am 15. Juli wurde sie fündig: Zusammen mit einem „Theatermädel“, das sie als „freches lustiges Ding“ charakterisiert, begann sie ihre Tour und gabelte unterwegs einen französischen Schriftsteller auf, der das Schwabinger Nachtleben „studieren“ wollte, „mit ihm weitergebummelt in unzählige Lokale, zuletzt Luitpold. Da saßen meine 3. Ich die beiden andern versetzt u. mit ihnen noch auf ihre Bude“. Es handelte sich um drei Studenten – „les trois étudiants“ –, die sie bei einer nächtlichen „Bummelei“ kennengelernt hatte, die als „Souper und Orgie“ und „Liebe à trois“ (eigentlich: quatre) endete. Die drei jungen Männer versprachen, sie bei ihren Theaterplänen zu unterstützen und sie groß herauszubringen. Weil sie die nächste Verabredung verpasste, fürchtete sie, ihre jungen Verehrer für immer verloren zu haben und war umso erfreuter, sie – zufällig – im Café Luitpold anzutreffen.
Allerdings war das Café Luitpold auch Schauplatz ihres missglückten Rendezvous mit Frank Wedekind, für den sie eine Zeitlang schwärmte, nachdem sie seine Auftritte als Balladensänger bei den „Elf Scharfrichtern“ erlebt hatte: „Dann das Rendezvous mit Wedekind im Luitpold, das etwas ins Wasser fällt.“ Der Theaterleiter Otto Falckenberg hatte Ende April 1902 ein Treffen im Café Luitpold vermittelt, das jedoch nicht zu ihrer Zufriedenheit verlief. Der Angebetete zeigte sich desinteressiert – eine Erfahrung, die sie bisher nur selten gemacht hatte. „Ich begleite W. noch ein Stück, wobei er etwas wärmer wird, aber es wurde nichts Rechtes mehr.“
So blieben ihr in diesem Fall nur ihre Träume, in denen sie „sehr amoureux“ mit ihm war. (F. Gräfin zu Reventlow: „Wir sehen uns ins Auge, das Leben und ich“. Tagebücher 1895-1910, a.a.O.)
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Folgen Sie der Brienner Straße nach links bis zum Odeonsplatz. Sie laufen direkt auf das Café Tambosi zu, die nächste Station des Spaziergangs.
Zur Station 10 von 17 Stationen
Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt
Am 30. Dezember 1887 zeigte der Gastronom Simon Bäumler in den Münchner Zeitungen die Eröffnung seines Cafés und Restaurants Luitpold am Neujahrstag an. Am ersten Tag benötigte man Einladungskarten, um eingelassen zu werden. „Am Montag, den 2. Januar kann das Etablissement gegen Entrée von 50 Pfg. zugunsten der Stadtarmen besichtigt werden.“ Der Wirt versprach „exquisite Küche, gute Weine, Biere aus den renommiertesten Brauereien. Größte Auswahl in- und ausländischer Journale, aufmerksamste Bedienung“. Am 1. September 1888 widmete die renommierte Illustrierte Zeitung, damals eine der führenden Blätter Deutschlands, dem Münchner Café Luitpold eineinhalb Seiten, in denen sie die „Raumwunder“ aus über 20 prächtig ausgestatteten Sälen und Gesellschaftsräumen vorstellte und schloss mit dem Fazit: „München ist durch dieses Etablissement um eine Sehenswürdigkeit reicher geworden.“
Das Café Luitpold auf einer Zeichnung (links) von Franz Gottfried und auf einer kolorierten Postkarte von 1938 (c) Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv
Dem würde Franziska zu Reventlow sicher beipflichten, denn in ihren Tagebüchern wird das Cafe Luitpold häufig erwähnt. Es ist eine wichtige Station ihrer erotischen Streifzüge. Am 15. Juli wurde sie fündig: Zusammen mit einem „Theatermädel“, das sie als „freches lustiges Ding“ charakterisiert, begann sie ihre Tour und gabelte unterwegs einen französischen Schriftsteller auf, der das Schwabinger Nachtleben „studieren“ wollte, „mit ihm weitergebummelt in unzählige Lokale, zuletzt Luitpold. Da saßen meine 3. Ich die beiden andern versetzt u. mit ihnen noch auf ihre Bude“. Es handelte sich um drei Studenten – „les trois étudiants“ –, die sie bei einer nächtlichen „Bummelei“ kennengelernt hatte, die als „Souper und Orgie“ und „Liebe à trois“ (eigentlich: quatre) endete. Die drei jungen Männer versprachen, sie bei ihren Theaterplänen zu unterstützen und sie groß herauszubringen. Weil sie die nächste Verabredung verpasste, fürchtete sie, ihre jungen Verehrer für immer verloren zu haben und war umso erfreuter, sie – zufällig – im Café Luitpold anzutreffen.
Allerdings war das Café Luitpold auch Schauplatz ihres missglückten Rendezvous mit Frank Wedekind, für den sie eine Zeitlang schwärmte, nachdem sie seine Auftritte als Balladensänger bei den „Elf Scharfrichtern“ erlebt hatte: „Dann das Rendezvous mit Wedekind im Luitpold, das etwas ins Wasser fällt.“ Der Theaterleiter Otto Falckenberg hatte Ende April 1902 ein Treffen im Café Luitpold vermittelt, das jedoch nicht zu ihrer Zufriedenheit verlief. Der Angebetete zeigte sich desinteressiert – eine Erfahrung, die sie bisher nur selten gemacht hatte. „Ich begleite W. noch ein Stück, wobei er etwas wärmer wird, aber es wurde nichts Rechtes mehr.“
So blieben ihr in diesem Fall nur ihre Träume, in denen sie „sehr amoureux“ mit ihm war. (F. Gräfin zu Reventlow: „Wir sehen uns ins Auge, das Leben und ich“. Tagebücher 1895-1910, a.a.O.)
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Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt