München, Amalienstraße 25: Café Stefanie
Genau wie die Künstlerkneipe Simplicissimus war das 1896 eröffnete Wiener Café Stefanie in der Amalienstraße 14 (heute 25) weit über die Grenzen München hinaus ein Begriff und wurde in einem Atemzug mit dem Berliner Café des Westens und dem Wiener Café Griensteidl genannt. In München erhielt es den Beinamen „Café Größenwahn“. Da es zu den wenigen Lokalen gehörte, die bis 3 Uhr nachts geöffnet sein durften, war es der ideale Treffpunkt für Nachtschwärmer. In seinen Unpolitischen Erinnerungen zählt Erich Mühsam auf, wer zu den Stammgästen gehörte: „massenhaft Maler, Schriftsteller und Genieanwärter jeder Art, auch viele ausländische Künstler, Russen, Ungarn und Balkanslawen, kurz das, was der Münchener Eingeborene in den Sammelnamen ‚Schlawiner‘ zusammenfasst“. Der Publizist Otto Julius Bierbaum, der unter anderem die Zeitschrift Die Insel herausgab, vergleicht München mit Montmartre. In seinen Ansichten über die „Fremdenstadt“ schwärmt der gebürtige Schlesier von den „herrlichen Weibsmenschen“, den billigen Ateliers und den großzügigen Rahmenhändlern, die lange Kredit gewähren. „So lernt man gratis, und das Genie wächst. Oh, es wächst sehr in Schwabing, und im Café Stephanie wird es bewundert.“ Der Lyriker und spätere Politiker Johannes R. Becher schildert die Atmosphäre in seinem Sonett „Café Stefanie“ – „ein Denker hielt mit Kokain sich wach“ – und nennt einige Protagonisten der Münchner Boheme: „Am Tisch daneben spielte Mühsam Schach, / und Frank saß einem Geldmann auf der Lauer.“ Doch wurden Erich Mühsam und Leonhard Frank schnell zu Nebenfiguren, wenn Bechers große Liebe Emmy Hennings das Café betrat:
In München war's im Café Stefanie,
Als ich dir, Emmi, die Gedichte sagte,
Die ich allein dir nur zu sagen wagte.
Und häufig kam das Wort vor „Irgendwie“.
(Johannes R. Becher: Cafe Stefanie. Sonett. In: Ders.: Gesammelte Werke. Bd. 4. Gedichte 1936-1941. Aufbau Verlag, Berlin und Weimar 1966, S. 248)
Links: Emmy Hennings auf dem Cover ihres Tagebuchs Das Brandmal. Rechts: Johannes R. Becher beim Auszuzeln einer Weißwurst, Oktoberfest 1956 (c) Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv
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Folgen Sie der Theresienstraße noch 50 m und biegen dann rechts ab in die Fürstenstraße. Überqueren Sie den Wittelsbacher Platz und Sie sehen direkt vor sich das Café Luitpold, Brienner Straße 11. Das ist die nächste Station auf dem Spaziergang.
Zur Station 9 von 17 Stationen
Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt
Genau wie die Künstlerkneipe Simplicissimus war das 1896 eröffnete Wiener Café Stefanie in der Amalienstraße 14 (heute 25) weit über die Grenzen München hinaus ein Begriff und wurde in einem Atemzug mit dem Berliner Café des Westens und dem Wiener Café Griensteidl genannt. In München erhielt es den Beinamen „Café Größenwahn“. Da es zu den wenigen Lokalen gehörte, die bis 3 Uhr nachts geöffnet sein durften, war es der ideale Treffpunkt für Nachtschwärmer. In seinen Unpolitischen Erinnerungen zählt Erich Mühsam auf, wer zu den Stammgästen gehörte: „massenhaft Maler, Schriftsteller und Genieanwärter jeder Art, auch viele ausländische Künstler, Russen, Ungarn und Balkanslawen, kurz das, was der Münchener Eingeborene in den Sammelnamen ‚Schlawiner‘ zusammenfasst“. Der Publizist Otto Julius Bierbaum, der unter anderem die Zeitschrift Die Insel herausgab, vergleicht München mit Montmartre. In seinen Ansichten über die „Fremdenstadt“ schwärmt der gebürtige Schlesier von den „herrlichen Weibsmenschen“, den billigen Ateliers und den großzügigen Rahmenhändlern, die lange Kredit gewähren. „So lernt man gratis, und das Genie wächst. Oh, es wächst sehr in Schwabing, und im Café Stephanie wird es bewundert.“ Der Lyriker und spätere Politiker Johannes R. Becher schildert die Atmosphäre in seinem Sonett „Café Stefanie“ – „ein Denker hielt mit Kokain sich wach“ – und nennt einige Protagonisten der Münchner Boheme: „Am Tisch daneben spielte Mühsam Schach, / und Frank saß einem Geldmann auf der Lauer.“ Doch wurden Erich Mühsam und Leonhard Frank schnell zu Nebenfiguren, wenn Bechers große Liebe Emmy Hennings das Café betrat:
In München war's im Café Stefanie,
Als ich dir, Emmi, die Gedichte sagte,
Die ich allein dir nur zu sagen wagte.
Und häufig kam das Wort vor „Irgendwie“.
(Johannes R. Becher: Cafe Stefanie. Sonett. In: Ders.: Gesammelte Werke. Bd. 4. Gedichte 1936-1941. Aufbau Verlag, Berlin und Weimar 1966, S. 248)
Links: Emmy Hennings auf dem Cover ihres Tagebuchs Das Brandmal. Rechts: Johannes R. Becher beim Auszuzeln einer Weißwurst, Oktoberfest 1956 (c) Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv
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Folgen Sie der Theresienstraße noch 50 m und biegen dann rechts ab in die Fürstenstraße. Überqueren Sie den Wittelsbacher Platz und Sie sehen direkt vor sich das Café Luitpold, Brienner Straße 11. Das ist die nächste Station auf dem Spaziergang.
Zur Station 9 von 17 Stationen
Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt