München, Leopoldstraße 41: Café Noris
Bis vor wenigen Jahren stand das Gebäude des ehemaligen Café Noris noch und ließ erahnen, wie es zu Lebzeiten der Schwabinger Szene-Ikone Franziska zu Reventlow in der Leopoldstraße und ihren Hinterhöfen ausgeschaut hat. Doch auch dieses Überbleibsel aus Münchens kulturell bedeutender Epoche musste der Bauwut weichen. Heute ist nur noch die Erinnerungstafel aus Bronze an der rechten Hauswand des neuen Supermarktes zu sehen, auf der es heißt: „In diesem Haus über dem Café Noris von einst wohnte die Schriftstellerin Franziska zu Reventlow“. Solche Tafeln könnte man in Schwabing und in der Maxvorstadt an mehr als 20 Häusern anbringen, denn in den 17 Jahren in denen sie in München lebte, wechselte sie so häufig ihre Wohnung. Meistens handelte es sich um regelrechte Fluchten vor den Hausbesitzern, weil sie mit der Miete im Rückstand lag.
Nach einem ihrer zahlreichen Umzüge schrieb sie am 27. September 1899:
Jetzt geht alles wieder den gewohnten Gang, nur können wir bei schönem Wetter nicht mehr vor unsrer Tür hocken. Nach dem Sommerplatz hab ich oft Heimweh u. muss jetzt mit Bubi ausgehen, was recht anstrengend ist. Essen jetzt immer im Café Noris, wo er sich schon viele Sympathien erworben hat. Grässlich niedlich sieht er aus mit weißem Kleidchen u. rotem Schlapphut.
(F. Gräfin zu Reventlow: „Wir sehen uns ins Auge, das Leben und ich“. Tagebücher 1895-1910, a.a.O., S. 124)
Am 24. Februar 1901, einem Sonntagabend, befand sie sich in „etwas abgefallener“ und „von der Nacht her durchbebter Stimmung“, besuchte Wolfskehl, wartete vergebens auf ihren Geliebten „bel ami“ und ging schließlich mit einem anderen, Adam, ins Café Noris. „War schön und froh.“ (Ebda., S. 191)
Und am 6. Mai 1901 heißt es:
Wartete Nachmittags auf Adam, der mir Geld bringen sollte um abzufahren. Kam erst um ½ 7 mit der Freudenbotschaft, dass er jetzt das große Geld bekommt. Herrgott, Herrgott, als ob einem ganz langsam ein Riesenstein und viele kleine Steine vom Herzen fielen. Geld ist jetzt frei sein für mich. [...] So blieb ich dann auch diesen Abend noch, erst mit Bubi Besorgungen gemacht. Dann mit A. auf sein Atelier gegessen und mit ihm und Klages im Noris. Mir war ganz fern und verklärt zu Mut und dabei so müde, dass alles nur wie aus weiter Ferne hörte.
(Ebda., S. 202)
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Folgen Sie der Leopoldstraße bis zum Siegestor, da biegen Sie rechts ab in die Akademiestraße und dann die nächste links in die Türkenstraße. Nach ca. 200 m liegt das nächste Ziel auf der rechten Seite.
Zur Station 6 von 17 Stationen
Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt
Bis vor wenigen Jahren stand das Gebäude des ehemaligen Café Noris noch und ließ erahnen, wie es zu Lebzeiten der Schwabinger Szene-Ikone Franziska zu Reventlow in der Leopoldstraße und ihren Hinterhöfen ausgeschaut hat. Doch auch dieses Überbleibsel aus Münchens kulturell bedeutender Epoche musste der Bauwut weichen. Heute ist nur noch die Erinnerungstafel aus Bronze an der rechten Hauswand des neuen Supermarktes zu sehen, auf der es heißt: „In diesem Haus über dem Café Noris von einst wohnte die Schriftstellerin Franziska zu Reventlow“. Solche Tafeln könnte man in Schwabing und in der Maxvorstadt an mehr als 20 Häusern anbringen, denn in den 17 Jahren in denen sie in München lebte, wechselte sie so häufig ihre Wohnung. Meistens handelte es sich um regelrechte Fluchten vor den Hausbesitzern, weil sie mit der Miete im Rückstand lag.
Nach einem ihrer zahlreichen Umzüge schrieb sie am 27. September 1899:
Jetzt geht alles wieder den gewohnten Gang, nur können wir bei schönem Wetter nicht mehr vor unsrer Tür hocken. Nach dem Sommerplatz hab ich oft Heimweh u. muss jetzt mit Bubi ausgehen, was recht anstrengend ist. Essen jetzt immer im Café Noris, wo er sich schon viele Sympathien erworben hat. Grässlich niedlich sieht er aus mit weißem Kleidchen u. rotem Schlapphut.
(F. Gräfin zu Reventlow: „Wir sehen uns ins Auge, das Leben und ich“. Tagebücher 1895-1910, a.a.O., S. 124)
Am 24. Februar 1901, einem Sonntagabend, befand sie sich in „etwas abgefallener“ und „von der Nacht her durchbebter Stimmung“, besuchte Wolfskehl, wartete vergebens auf ihren Geliebten „bel ami“ und ging schließlich mit einem anderen, Adam, ins Café Noris. „War schön und froh.“ (Ebda., S. 191)
Und am 6. Mai 1901 heißt es:
Wartete Nachmittags auf Adam, der mir Geld bringen sollte um abzufahren. Kam erst um ½ 7 mit der Freudenbotschaft, dass er jetzt das große Geld bekommt. Herrgott, Herrgott, als ob einem ganz langsam ein Riesenstein und viele kleine Steine vom Herzen fielen. Geld ist jetzt frei sein für mich. [...] So blieb ich dann auch diesen Abend noch, erst mit Bubi Besorgungen gemacht. Dann mit A. auf sein Atelier gegessen und mit ihm und Klages im Noris. Mir war ganz fern und verklärt zu Mut und dabei so müde, dass alles nur wie aus weiter Ferne hörte.
(Ebda., S. 202)
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Folgen Sie der Leopoldstraße bis zum Siegestor, da biegen Sie rechts ab in die Akademiestraße und dann die nächste links in die Türkenstraße. Nach ca. 200 m liegt das nächste Ziel auf der rechten Seite.
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Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt