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„Deutschlands Dichter“: Karikatur im Simplicissimus um 1900. (c) Bayerische Staatsbibliothek/Bildarchiv

München, Leopoldstraße 50a: Café-Restaurant Leopold

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Die Gaststätte Leopold um 1905 (c) Archiv Monacensia

Franziska zu Reventlows unangefochtener Favorit bei ihren Streifzügen durch die Schwabinger Szene, ihren „routines“, wie der Philosoph Roland Barthes die kleinen Routen durch die Stadt bezeichnet, war das Café-Restaurant Leopold, in dem sie gern „großen jour“ hielt. Sie suchte es auch bei ihren Streifzügen auf, mit denen sie ein klares Ziel verfolgte: „Mittags Brauerei und Leopold. Arge Wehmut nach dem vorigen Sommer – ich möcht wieder eine schöne Amour haben, es ist so traurig ohne, aber es findet sich kein geeignetes Objekt.“ In der ersten Hälfte des Jahres 1901 wird das Café-Restaurant Leopold in fast 20 Tagebucheinträgen beiläufig und selbstverständlich erwähnt, darunter:

14. Februar 1901
Mit Klages Schlittschuh. Mittags Adam Leopold.
17. Februar
Abends Renaissance von Burkhardt angefangen. Dann mit A. in Leopold.
19. Februar
Wunderschöne Wanderung. Nachm. Zusammen Schlittschuh gel. Dann noch speach im Leopold.
26. Februar
Unwohl. Nerventag. Gegen A. gereizt und greulich. Ihn nachher im Leopold verfehlt und den ganzen Tag nicht mehr gesehen.
3. März
Rest des Tags etwas zwecklos vertan, viel unmunter und kopfwehig. Mittags mit Klages und George im Leopold.
4. März
Griechisch gelernt und etwas übersetzt. Abends mit Klages und George Leopold.
5. März
Nachher noch Wolfskehl, George, Kl. Leopold. Eben fällt mir ein, dass ich bel ami überhaupt in letzter Zeit ganz vergessen habe.
9. März
Gestern Abend mit Klages u. Wolfskehl Leopold. Um Mitternacht Monsieur. Samstag auch.
16. März
Heute Abd. mit Klages u.A. im Leopold.
18. März
Nachm. Rolf – Mir 3000 M. geliehen. Schönes Wetter und ich war sehr vergnügt. Montag Abend mit Adam bei Falckenbergs. Nachher Leopold.
15. April
Abends 6 Uhr Adam am Bahnhof. Später mit ihm, Sonni, Baschl Schmitzens Blumensäle und noch eine Stunde allein mit Adam im Leopold.
22. April
Gestern Abend mit A. im Leopold. Das ist wieder etwas so ganz anderes. Alles, was mir auf der andern Seite fehlt. Wenn ich mir aus all den Menschen, die ich habe, den zusammenschmieden könnte, den ich nicht habe.
6.Mai
Am nächsten Morgen im Bett Kaffee. Ach, so gepflegt und verwöhnt werden. Dann kam Klages. Die letzten Besorgungen gemacht, zum letzten Mal mit ihm und A. im Leopold, draußen unter dem Zelt.

(F. Gräfin zu Reventlow: „Wir sehen uns ins Auge, das Leben und ich“. Tagebücher 1895-1910, a.a.O.)

Die Gaststätte Leopold wurde am 10. Oktober 1899 von ihrem Besitzer Hugo Dreier eröffnet. Schwarze Stühle mit roten Polstern, rote Säulen mit goldenen Kapitellen – in der Münchner Stadtchronik wird die aufwendige Ausstattung des Café-Restaurants, die von den Architekten Helbig und Haiger entworfen wurde, gelobt: „Der vordere Plafonds enthält eine Apotheose der Kunst ‚Athene auf einem Throne, hinter ihr das Meer und die aufgehende Sonne‘. Die Skulptur und die Malerei führte Ignatius Taschner aus.“ Zur Berühmtheit des Leopold trug auch das Kabarett Benz bei, das der Tenor Josef Benz 1900 im selben Haus gründete.


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Verfasser: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Gunna Wendt