Murnau, Bahnhof: Horváths Reisestation
Für die Maler des Blauen Reiter, den Schriftsteller Ödön von Horváth und seine Freunde sowie für Sommerfrischler und Kurgäste ist der Bahnhof in Murnau der erste Eindruck beim Ankommen und der letzte beim Abschiednehmen. 1879 wird er gebaut, als die Eisenbahnstrecke München – Weilheim nach Murnau verlängert wird. Zwischen 1927 und 1929 wird der Bahnhof durch einen Anbau erweitert, von da an bleibt sein Äußeres im Wesentlichen gleich bis heute.
Von der Horváth-Villa aus ist der Bahnhof in gut zehn Minuten zu erreichen. Er spielt in Horváths Leben und Werk vor allem deshalb eine so beachtliche Rolle, weil Horváth erst 1934 den Führerschein macht. Am Murnauer Bahnhof beginnen und enden die vielen Reisen Ödön von Horváths nach Berlin, der kulturellen Metropole des damaligen Deutschlands, wo sich dem angehenden Schriftsteller anders als in Bayern diverse Verdienstmöglichkeiten bieten. Regelmäßig schreibt er für Berliner Zeitungen Kurzkolumnen, seine Theaterstücke und Bücher werden im Ullstein-Verlag verlegt, seine Volksstücke sind dort zu sehen. In Berlin wird ihm im Herbst 1931 der renommierte Kleist-Preis zuerkannt.
Durch das Theater gewinnt Ödön von Horváth in Berlin viele Freunde, die ihn wiederum in Murnau besuchen: Carl Zuckmayer, Walter Mehring, Geza von Cziffra, Franceso von Mendelssohn, Eleonore von Mendelssohn. Ödön von Horváth bleibt stets nur so lange in Berlin, wie es seine Arbeit unbedingt erfordert, dann fährt er mit der Bahn zurück nach Murnau. Auch die vielen Fahrten nach München zu den Eltern, zur Simplicissimus-Redaktion und zu Lukas Kristl, mit dem er gemeinsam das Volksstück Glaube Liebe Hoffnung schreibt, beginnen und enden am Bahnhof.
Hier hält kein Expreß, ja nicht einmal ein Eilzug, denn der Ort, zu dem dieser Bahnhof gehört, ist nur ein etwas größeres Dorf. Es ist eine kleine Station, aber an einer großen Linie.
(Der jüngste Tag, GW 10,11)
[Murnauer Bahnhof im Jahr 1929 (c) Schloßmuseum Murnau]
Am Murnauer Bahnhof beginnt für Ödön von Horváth am 11. Februar 1933, einen Tag nach dem Zusammenstoß mit örtlichen SA-Leuten, die Fahrt in eine ungewisse Zukunft. Der Murnauer Bahnhof ist der Ausgangspunkt der legendären Saalsachlacht am 1. Februar 1931. Der Zeuge Ödön von Horváth gibt eidesstattlich zu Protokoll:
Am Tag der Versammlung war ich bis 1.40 Uhr am Bahnhof. Als um 1.10 Uhr die beiden Züge aus Richtung Garmisch und Weilheim kamen, stiegen etwa 60 – 70 junge Leute aus, die ich später als Nationalsozialisten erkannte. Am Bahnhof stand auch Engelbrecht im Warteraum 1.u. 2.Klasse und schaute durch die Glastüre hinaus auf die Kommenden. Ich habe mich gewundert, daß Engelbrecht nicht am Bahnsteig stand. Vom Bahnhof aus ging ich mit den jungen Leuten in den Kirchmeiersaal und setzte mich an einen Tisch in der Nähe des Musikpodiums, wo ich bis zum Schluß der Versammlung blieb.
(Gerichtsprotokoll er Zeugenaussage Ödön von Horváths im Saalschlachtprozess. Revisionsverfahren, 31. Oktober 1931. 2 Seiten Typoskript, fol 168v.)
Zur Station 2 von 14 Stationen
Für die Maler des Blauen Reiter, den Schriftsteller Ödön von Horváth und seine Freunde sowie für Sommerfrischler und Kurgäste ist der Bahnhof in Murnau der erste Eindruck beim Ankommen und der letzte beim Abschiednehmen. 1879 wird er gebaut, als die Eisenbahnstrecke München – Weilheim nach Murnau verlängert wird. Zwischen 1927 und 1929 wird der Bahnhof durch einen Anbau erweitert, von da an bleibt sein Äußeres im Wesentlichen gleich bis heute.
Von der Horváth-Villa aus ist der Bahnhof in gut zehn Minuten zu erreichen. Er spielt in Horváths Leben und Werk vor allem deshalb eine so beachtliche Rolle, weil Horváth erst 1934 den Führerschein macht. Am Murnauer Bahnhof beginnen und enden die vielen Reisen Ödön von Horváths nach Berlin, der kulturellen Metropole des damaligen Deutschlands, wo sich dem angehenden Schriftsteller anders als in Bayern diverse Verdienstmöglichkeiten bieten. Regelmäßig schreibt er für Berliner Zeitungen Kurzkolumnen, seine Theaterstücke und Bücher werden im Ullstein-Verlag verlegt, seine Volksstücke sind dort zu sehen. In Berlin wird ihm im Herbst 1931 der renommierte Kleist-Preis zuerkannt.
Durch das Theater gewinnt Ödön von Horváth in Berlin viele Freunde, die ihn wiederum in Murnau besuchen: Carl Zuckmayer, Walter Mehring, Geza von Cziffra, Franceso von Mendelssohn, Eleonore von Mendelssohn. Ödön von Horváth bleibt stets nur so lange in Berlin, wie es seine Arbeit unbedingt erfordert, dann fährt er mit der Bahn zurück nach Murnau. Auch die vielen Fahrten nach München zu den Eltern, zur Simplicissimus-Redaktion und zu Lukas Kristl, mit dem er gemeinsam das Volksstück Glaube Liebe Hoffnung schreibt, beginnen und enden am Bahnhof.
Hier hält kein Expreß, ja nicht einmal ein Eilzug, denn der Ort, zu dem dieser Bahnhof gehört, ist nur ein etwas größeres Dorf. Es ist eine kleine Station, aber an einer großen Linie.
(Der jüngste Tag, GW 10,11)
[Murnauer Bahnhof im Jahr 1929 (c) Schloßmuseum Murnau]
Am Murnauer Bahnhof beginnt für Ödön von Horváth am 11. Februar 1933, einen Tag nach dem Zusammenstoß mit örtlichen SA-Leuten, die Fahrt in eine ungewisse Zukunft. Der Murnauer Bahnhof ist der Ausgangspunkt der legendären Saalsachlacht am 1. Februar 1931. Der Zeuge Ödön von Horváth gibt eidesstattlich zu Protokoll:
Am Tag der Versammlung war ich bis 1.40 Uhr am Bahnhof. Als um 1.10 Uhr die beiden Züge aus Richtung Garmisch und Weilheim kamen, stiegen etwa 60 – 70 junge Leute aus, die ich später als Nationalsozialisten erkannte. Am Bahnhof stand auch Engelbrecht im Warteraum 1.u. 2.Klasse und schaute durch die Glastüre hinaus auf die Kommenden. Ich habe mich gewundert, daß Engelbrecht nicht am Bahnsteig stand. Vom Bahnhof aus ging ich mit den jungen Leuten in den Kirchmeiersaal und setzte mich an einen Tisch in der Nähe des Musikpodiums, wo ich bis zum Schluß der Versammlung blieb.
(Gerichtsprotokoll er Zeugenaussage Ödön von Horváths im Saalschlachtprozess. Revisionsverfahren, 31. Oktober 1931. 2 Seiten Typoskript, fol 168v.)
Zur Station 2 von 14 Stationen