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Ödön von Horváth (c) Monacensia - Stadtbibliothek und Literaturarchiv

Murnau, Untermarkt 13: Horváths Einbürgerung

Im Rathaus reicht Edmund von Horváth, Ödöns Vater, am 30. September 1921 den Bauantrag auf „Neubau eines Landhauses von Dr. Horváth“ ein. Zwei Baupläne werden vom Architekturbüro Josef Adler, München gefertigt. Die Gemeinderäte fordern, dass das Landhaus vom Baustil her an die in Murnau übliche Bauweise angepasst wird. Baubeginn ist der 7. April 1924. Etwa zu diesem Zeitpunkt meldet Ödön von Horváth beim Einwohnermeldeamt im Rathaus seinen festen Wohnsitz in Murnau an und bleibt bis 1934 in Murnau gemeldet.

Bei der Marktgemeinde Murnau stellt Ödön von Horváth am 7. April 1927 das „Gesuch um Einbürgerung“. Der Gemeinderat stimmt in seiner Sitzung vom 20. Juli 1927 mit 7 zu 6 Stimmen gegen die Einbürgerung, weil nicht nachgewiesen ist, ob sich Gesuchsteller dauernd zu ernähren imstande ist“ (Markt Murnau, MGR/ÖNÖ, 1925-1927). Dann wird das Gesuch an das Bezirksamt Weilheim weitergeleitet, das nach gründlicher Prüfung das Gesuch befürwortet. Die Regierung von Oberbayern schließt sich dem Votum des Murnauer Gemeinderates an und lehnt Horváths Gesuch um Einbürgerung in Bayern ab.

[Murnauer Rathaus um 1920 © Schloßmuseum Murnau/Bildarchiv]

Sie fragen mich nach meiner Heimat, ich antworte: ich wurde in Fiume geboren, bin in Belgrad, Budapest, Pressburg, Wien und München aufgewachsen und habe einen ungarischen Paß – aber: „Heimat?“ kenn ich nicht. Ich bin eine typisch alt-österreichisch-ungarische Mischung: magyarisch, kroatisch, deutsch, tschechisch – mein Name ist magyarisch, meine Muttersprache ist deutsch. Ich spreche weitaus am besten Deutsch, schreibe nunmehr nur Deutsch, gehöre also dem deutschen Kulturkreis an, dem deutschen Volke. Allerdings: der Begriff „Vaterland“, nationalistisch gefälscht, ist mir fremd. Mein Vaterland ist das Volk. (Ödön von Horváth: Fiume, Belgrad, Budapest, Pressburg, Wien, München. In: GW 11,184)

 


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Verfasst von: Dr. Elisabeth Tworek