Steinsdorfstraße
Johanna Krain und ihre Tante Franziska Ametsrieder leben im bürgerlichen Stadtteil Lehel, in der Steinsdorfstraße. Dort empfängt Johanna die Kunden ihrer graphologischen Praxis: Sie analysiert Charaktere über Schriftproben.
Johanna ging auf und ab in ihrem großen Zimmer zwischen hübschen, hellen Wänden, stattlichen, praktischen Möbeln, geordneten Büchergestellen, zwischen der Apparatur ihres graphologischen Betriebs, dem riesigen Schreibtisch, der Schreibmaschine. Im Spiegel wechselnd sah sie die helle Isar, Anlagen, den breiten Kai. (Erfolg, S. 93)
Johanna Krain setzt sich für das Leben und den Ruf des unschuldig verurteilten Martin Krügers ein. Die beiden führen eine Beziehung vor seiner Verhaftung, in der Haft heiratet sie ihn, um mehr für ihn erreichen zu können. Johanna, die den Vornamen mit Lion Feuchtwangers Mutter teilt, wird als moderne junge Frau gezeichnet, die sich in ihren Bemühungen um Krügers Freilassung weder von der öffentlichen Meinung noch von Schwierigkeiten aufhalten lässt.
Johanna hält sich im mondänen Garmisch auf, um Kontakte zu einflussreichen Menschen zu knüpfen und sie für die Sache Krüger zu aktivieren. Postkarte (c) Archiv Monacensia
Den starken Willen hat sie mit Marta Feuchtwanger gemein: Marta musste sich in ihrem Leben zweimal um die Freilassung ihre Mannes aus der Haft bemühen. Unmittelbar nach der Hochzeit reisten die Feuchtwangers durch Tunis und wurden dort 1914 vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht. Lion Feuchtwanger wird vorübergehend verhaftet und entkommt mit Martas Hilfe auf abenteuerliche Weise einer drohenden Internierung durch die französischen Behörden, die nach militärpflichtigen deutschen Reisenden suchen. Im Exil in Sanary-Sur-Mer wird der Schriftsteller 1940 als „feindlicher Ausländer“ im Lager Les Milles interniert. Mit Hilfe Martas, des Amerikaners Varian Fry und des Emergency Rescue Committees, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, namhafte europäische Künstler bei der Flucht aus Europa zu unterstützen, gelang die lebensgefährliche Flucht aus dem Lager.
Ein Wohnhaus in der Steinsdorfstraße, Lichtdruck 1912 (c) Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv und Marta Feuchtwanger in den 1920er Jahren (c) Archiv Monacensia
In der äußeren Erscheinung ähnelt Johanna Krain Marta mit ihrem strengen Haarknoten, dem dunklen Typ, ihrer Sportlichkeit und ihrem entschiedenen Auftreten:
Die Zeugin Johanna Krain war geboren in München, vierundzwanzig Jahre alt, bayerische Staatsangehörige, evangelischer Konfession, ledig. Ihr blaßbräunliches Gesicht straffte sich angestrengt, während sie aussagte. Sie war durchaus nicht bemüht, ihre starke Erregung zu verstecken. Ihre grauen Augen unter den dunkeln Wimpern blickten heftig, ihre breite Stirn furchte sich zornig. [...] Krüger hatte sie lange nicht gesehen. Wie sie jetzt vortrat, erregt und doch sicher, fest, kräftig, in gutsitzendem, rahmfarbenen Kleid, das dunkle Harr fein und dicht über der breiten Stirn, durchrann ihn Neigung und Zuversicht. Sie schien ihm der leibgewordene gesunde Menschenverstand, der vortrat, um ihn aus den Händen eines dumpfen, kleinbürgerlichen Fanatismus zu befreien. (Erfolg, S. 109)
Wenn Sie die lange Variante des Spaziergangs gehen wollen, überqueren Sie die Brücke und laufen bis zum Erich-Schulze-Brunnen am Gasteig (Station 10). Dazu biegen sie nach der Brücke auf Höhe des Gasteigs rechts ab. Wenn Sie sich für die kürzere Variante des Spaziergangs entscheiden, überqueren Sie die Brücke und biegen gleich links ab in die Isaranlagen (Station 11).
Johanna Krain und ihre Tante Franziska Ametsrieder leben im bürgerlichen Stadtteil Lehel, in der Steinsdorfstraße. Dort empfängt Johanna die Kunden ihrer graphologischen Praxis: Sie analysiert Charaktere über Schriftproben.
Johanna ging auf und ab in ihrem großen Zimmer zwischen hübschen, hellen Wänden, stattlichen, praktischen Möbeln, geordneten Büchergestellen, zwischen der Apparatur ihres graphologischen Betriebs, dem riesigen Schreibtisch, der Schreibmaschine. Im Spiegel wechselnd sah sie die helle Isar, Anlagen, den breiten Kai. (Erfolg, S. 93)
Johanna Krain setzt sich für das Leben und den Ruf des unschuldig verurteilten Martin Krügers ein. Die beiden führen eine Beziehung vor seiner Verhaftung, in der Haft heiratet sie ihn, um mehr für ihn erreichen zu können. Johanna, die den Vornamen mit Lion Feuchtwangers Mutter teilt, wird als moderne junge Frau gezeichnet, die sich in ihren Bemühungen um Krügers Freilassung weder von der öffentlichen Meinung noch von Schwierigkeiten aufhalten lässt.
Johanna hält sich im mondänen Garmisch auf, um Kontakte zu einflussreichen Menschen zu knüpfen und sie für die Sache Krüger zu aktivieren. Postkarte (c) Archiv Monacensia
Den starken Willen hat sie mit Marta Feuchtwanger gemein: Marta musste sich in ihrem Leben zweimal um die Freilassung ihre Mannes aus der Haft bemühen. Unmittelbar nach der Hochzeit reisten die Feuchtwangers durch Tunis und wurden dort 1914 vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überrascht. Lion Feuchtwanger wird vorübergehend verhaftet und entkommt mit Martas Hilfe auf abenteuerliche Weise einer drohenden Internierung durch die französischen Behörden, die nach militärpflichtigen deutschen Reisenden suchen. Im Exil in Sanary-Sur-Mer wird der Schriftsteller 1940 als „feindlicher Ausländer“ im Lager Les Milles interniert. Mit Hilfe Martas, des Amerikaners Varian Fry und des Emergency Rescue Committees, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, namhafte europäische Künstler bei der Flucht aus Europa zu unterstützen, gelang die lebensgefährliche Flucht aus dem Lager.
Ein Wohnhaus in der Steinsdorfstraße, Lichtdruck 1912 (c) Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv und Marta Feuchtwanger in den 1920er Jahren (c) Archiv Monacensia
In der äußeren Erscheinung ähnelt Johanna Krain Marta mit ihrem strengen Haarknoten, dem dunklen Typ, ihrer Sportlichkeit und ihrem entschiedenen Auftreten:
Die Zeugin Johanna Krain war geboren in München, vierundzwanzig Jahre alt, bayerische Staatsangehörige, evangelischer Konfession, ledig. Ihr blaßbräunliches Gesicht straffte sich angestrengt, während sie aussagte. Sie war durchaus nicht bemüht, ihre starke Erregung zu verstecken. Ihre grauen Augen unter den dunkeln Wimpern blickten heftig, ihre breite Stirn furchte sich zornig. [...] Krüger hatte sie lange nicht gesehen. Wie sie jetzt vortrat, erregt und doch sicher, fest, kräftig, in gutsitzendem, rahmfarbenen Kleid, das dunkle Harr fein und dicht über der breiten Stirn, durchrann ihn Neigung und Zuversicht. Sie schien ihm der leibgewordene gesunde Menschenverstand, der vortrat, um ihn aus den Händen eines dumpfen, kleinbürgerlichen Fanatismus zu befreien. (Erfolg, S. 109)
Wenn Sie die lange Variante des Spaziergangs gehen wollen, überqueren Sie die Brücke und laufen bis zum Erich-Schulze-Brunnen am Gasteig (Station 10). Dazu biegen sie nach der Brücke auf Höhe des Gasteigs rechts ab. Wenn Sie sich für die kürzere Variante des Spaziergangs entscheiden, überqueren Sie die Brücke und biegen gleich links ab in die Isaranlagen (Station 11).