Tal 38
Mit dem Gaisgarten spielt Feuchtwanger auf das Lokal Sternecker Bräu (früher Tal 54) an, in dem Anton Drexler 1919 die Deutsche Arbeiterpartei gründete, die ab Februar 1920 NSDAP hieß. Im Juli 1921 übernahm Adolf Hitler die Parteiführung. Entsprechend nimmt im Roman der Aufstieg des Monteurs Kutzner und der Wahrhaft Deutschen seinen Ausgang im Restaurant Gaisgarten.
Die Kunde von dem beredten Rupert Kutzner, der genial einfache Mittel gefunden hatte, das öffentliche Leben zu säubern und auf gesunde Beine zu stellen, verbreitete sich. Es kamen mehr Leute, seinen Reden aufmerksam und zustimmend zu lauschen. (Erfolg, S. 217)
Innenräume des Sternecker Bräus, im Roman Treffpunkt des Stammtischs „Da fehlt sich nichts“ im Restaurant Gaisgarten (c) Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv
Stammkunde im Gaisgarten ist Franz Xaver Ratzenberger, Chauffeur und Hauptbelastungszeuge im Verfahren gegen Martin Krüger. Sein Stammtisch „Da fehlt sich nichts“ feiert ihn für seine Heldentat vor Gericht, vor allem sein Sohn Ludwig, später Chauffeur Kutzners und glühender Verehrer des Führers, bewundert den Vater für seine derben Sprüche. Bald macht allerdings das Gerücht die Runde, der Chauffeur habe einen Meineid geschworen. Ratzenberger stirbt im Roman bei einer Schlägerei im Gaisgarten: Ihm wird mit den Worten „Hundsknochen, meineidiger, miserabliger“ der Schädel eingeschlagen, als er gegen einen jüdischen Hutmacher hetzt. Die Wahrhaft Deutschen sorgen allerdings dafür, dass sein Ruf keinen nachhaltigen Schaden nimmt:
Die Wahrhaft Deutschen hielten eine große offizielle Totenfeier ab mit einer zündenden Ansprache Rupert Kutzners. [...] Auch ein Grabmal für den Ratzenberger gaben die Wahrhaft Deutschen in Auftrag, wie es sich der Verblichene imposanter nicht hätte wünschen können. Das Relief stellte auf einem rollenden Rad, Anspielung auf seinen Beruf, einen Mann dar, der eine Schwurhand ausgestreckt gegen den Himmel hielt, Anspielung auf seine mannhafte Tat. (Erfolg, S. 224)
Der Meineidige bekommt ein Grabmal mit der Schwurhand – Ironie pur, mit der Feuchtwanger das Wertekostüm der NSDAP entlarvt.
Im Viertel Unteranger rechts vom Tal lebt im Roman der Kleinbürger und Antiquitätenhändler Cajetan Lechner – Feuchtwangers „Gesicht in der Menge“, der klassische Mitläufer, aus dessen Sicht der Marsch auf die Feldherrnhalle als Teilnehmer in der 14. Reihe geschildert wird. Gehen Sie das Tal weiter bis zum Isartor.
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Mit dem Gaisgarten spielt Feuchtwanger auf das Lokal Sternecker Bräu (früher Tal 54) an, in dem Anton Drexler 1919 die Deutsche Arbeiterpartei gründete, die ab Februar 1920 NSDAP hieß. Im Juli 1921 übernahm Adolf Hitler die Parteiführung. Entsprechend nimmt im Roman der Aufstieg des Monteurs Kutzner und der Wahrhaft Deutschen seinen Ausgang im Restaurant Gaisgarten.
Die Kunde von dem beredten Rupert Kutzner, der genial einfache Mittel gefunden hatte, das öffentliche Leben zu säubern und auf gesunde Beine zu stellen, verbreitete sich. Es kamen mehr Leute, seinen Reden aufmerksam und zustimmend zu lauschen. (Erfolg, S. 217)
Innenräume des Sternecker Bräus, im Roman Treffpunkt des Stammtischs „Da fehlt sich nichts“ im Restaurant Gaisgarten (c) Bayerische Staatsbibliothek / Bildarchiv
Stammkunde im Gaisgarten ist Franz Xaver Ratzenberger, Chauffeur und Hauptbelastungszeuge im Verfahren gegen Martin Krüger. Sein Stammtisch „Da fehlt sich nichts“ feiert ihn für seine Heldentat vor Gericht, vor allem sein Sohn Ludwig, später Chauffeur Kutzners und glühender Verehrer des Führers, bewundert den Vater für seine derben Sprüche. Bald macht allerdings das Gerücht die Runde, der Chauffeur habe einen Meineid geschworen. Ratzenberger stirbt im Roman bei einer Schlägerei im Gaisgarten: Ihm wird mit den Worten „Hundsknochen, meineidiger, miserabliger“ der Schädel eingeschlagen, als er gegen einen jüdischen Hutmacher hetzt. Die Wahrhaft Deutschen sorgen allerdings dafür, dass sein Ruf keinen nachhaltigen Schaden nimmt:
Die Wahrhaft Deutschen hielten eine große offizielle Totenfeier ab mit einer zündenden Ansprache Rupert Kutzners. [...] Auch ein Grabmal für den Ratzenberger gaben die Wahrhaft Deutschen in Auftrag, wie es sich der Verblichene imposanter nicht hätte wünschen können. Das Relief stellte auf einem rollenden Rad, Anspielung auf seinen Beruf, einen Mann dar, der eine Schwurhand ausgestreckt gegen den Himmel hielt, Anspielung auf seine mannhafte Tat. (Erfolg, S. 224)
Der Meineidige bekommt ein Grabmal mit der Schwurhand – Ironie pur, mit der Feuchtwanger das Wertekostüm der NSDAP entlarvt.
Im Viertel Unteranger rechts vom Tal lebt im Roman der Kleinbürger und Antiquitätenhändler Cajetan Lechner – Feuchtwangers „Gesicht in der Menge“, der klassische Mitläufer, aus dessen Sicht der Marsch auf die Feldherrnhalle als Teilnehmer in der 14. Reihe geschildert wird. Gehen Sie das Tal weiter bis zum Isartor.
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