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Meindlstraße 13

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(c) Thomas Steierer

Sommer besucht in jungen Jahren regelmäßig die Volksbibliothek in Sendling am Harras in der Meindlstraße 13. Heute befindet sich hier ein Wohnhaus, die Stadtbibliothek schräg gegenüber, auf Hausnummer 22.

Der zwischenzeitlich erwerbslose Sommer erinnert sich später:

Es war die grauenhafte Zeit der Arbeitslosigkeit. Ohne Geld gab es kein Vergnügen für die jungen Leute. Das einzige waren noch die sogenannten Volksbibliotheken. Da habe ich Dostojewski gelesen und Puschkin, Gogol. Lauter alte, mir meistens unverständliche Sachen. Die Bibliothekarin hat mir immer schwere Sachen gegeben. Einige Bücher, besonders Hesse, haben mich so fasziniert, dass ich manchmal einen Tag oder zwei ohne Essen geblieben bin.

Auch die Protagonisten seiner beiden Romane lesen begeistert. Sein Alter-Ego Niki Montag im zweiten Roman Meine 99 Bräute ist „verrückt nach jeder Schwarte, in der was von der großen Welt stand und von der Liebe“.

Leo Knie, der Antiheld im ersten Roman, Und keiner weint mir nach, leiht sich Romane, etwa von Hermann Hesse oder Oscar Wildes Bildnis des Dorian Gray, aus der Volksbibliothek aus und schreibt traurige Liebesgedichte.

Sigi Sommer unternimmt im Alter von 16 Jahren erste literarische Gehversuche, 1937 wird seine Kurzgeschichte „Der Bart“ in der Zeitschrift Jugend publiziert, seine erste literarische Veröffentlichung. Deren Protagonist besucht mit seiner Freundin eine Kneipe, die nach einiger Zeit mit einem Bartträger nach draußen geht: „Als sie zurückkamen, sah sie sehr erholt aus. Nur über der Oberlippe hatte sie einen harmlosen schwarzen Streifen. Es sah fast aus, wie ein Bart“.

Zudem schreibt Sigi Sommer Beiträge für das Münchner Abendblatt, wobei er mitnichten alles Geschriebene veröffentlicht:

Aber ich habe nicht die Technik des Schreibens beherrscht. Eine Kurzgeschichte erschien. Und im Caféhaus hat einer zu mir gesagt: Da steht was im Abendblatt von einem, der schreibt sich genau so wie du. Ich hätte nie gewagt zu sagen: Das bin ich. Ich schreibe heute noch nach Gefühl.

 


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Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer

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