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Alter Südfriedhof

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(c) Thomas Steierer

Der Alte Südfriedhof ist der älteste Friedhof im Zentrum Münchens, 1563 anlässlich der Pest gegründet. Die bestehenden Gräber werden erhalten, Neubestattungen finden nicht statt.

Sigi Sommer sucht und findet Ruhe zum Schreiben als zunehmend erfolgreicher und berühmter Schriftsteller und Journalist, hier in der Idylle des Alten Südfriedhofs, in der Nähe des Sendlinger Tors, zwischen Thalkirchner Straße, Pestalozzistraße und Kapuzinerstraße, am Rande des heutigen In-Viertels und damaligen „Glasscherbenviertels“ Glockenbach. Anschließend lässt der „Lohnschreiber“, so Sommer über Sommer, den fertigen Text in der Redaktion abtippen.

Friedhöfe sind für ihn „Rastplätze der Vergangenheit“ und „Inseln des Friedens“.

Sterben ist ein oftmals wiederkehrendes Schreibthema Sigi Sommers. „Der Tod nahm den jungen Menschen von hinten unter den Armen. Mit demselben Griff, mit dem man einen Ertrinkenden ans Ufer bringt“. So heißt es beim tragischen Ende des Protagonisten Leo Knie im Roman Und keiner weint mir nach. Im gesamten Verlauf seines ersten Romans ist der Tod gegenwärtig. Über die Jahre sterben einige Mieter im Haus, die Kinder kriegen dies zumeist ungefiltert mit, sehen etwa einen wegen Rufmord in den Selbstmord getriebenen Witwer erhängt von der Decke baumeln, als der Spengler – unter den Augen der gesamten Wohngemeinschaft im Treppenhaus – dessen Wohnungstür aufbricht.

„Der Leo legte sich ganz steif hin. Wenn er jetzt starb, dachte er, würden seine Sehnsucht und sein Schmerz, sein Kummer und sein Unglück auf der Welt zurückbleiben“.

Anders als der Selbstmord begehende Antiheld in Und keiner weint mir nach hat Sigi Sommers bewegtes Leben diverse Tiefen und allerlei Höhen zu bieten, was der Worterfinder Sigi Sommer freilich relativiert: Das Leben ist für ihn lediglich die „Rolltreppe zum Friedhof“.

 


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Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Thomas Steierer

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