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Schwarzenbacher Rathaus

Im Hof hinter dem Schwarzenbacher Rathaus befindet seit dem 21. März 2002 ein Jean-Paul-Gedenkstein von Wolfgang Stefan und Willi Seiler. Erbaut wird das Rathaus Anfang des 18. Jahrhunderts als Schloss der Fürsten von Schönburg-Waldenburg. Als Jean Paul zum zweiten Mal in Schwarzenbach lebt, von 1790 bis 1794, wohnt und arbeitet er auf der gegenüberliegenden Straßenseite in „Hölzels Palais“. Nur ein paar Schritte trennen ihn von dem Anwesen, doch die soziale Differenz ist nicht zu überbrücken. Hier der arme Pfarrerssohn, der die Stelle als Hofmeister zuallererst aus Geldmangel antritt; dort der Adel, der über das Schicksal jedes einzelnen Dorfbewohners – darunter nicht zuletzt Jean Pauls Vater – entscheidet.

Die Texte, die Jean Paul in diesen Jahren schreibt, spiegeln diese Verhältnisse, teils ganz buchstäblich. In Die unsichtbare Loge (1793) versucht der Scheerauer Fürst erfolglos das unschuldige „Gesellschaftsfräulein“ Beata zu verführen, während der Residentin von Bouse dasselbe Unterfangen bei Gustav gelingt: die jungen, zarten Bande zwischen Beata und Gustav sind vorerst zerstört. Im Hesperus (1795) wiederum werden die Positionen gar völlig verkehrt: Nach allerlei verwandtschaftlicher Wirrungen stellt sich heraus, dass der bürgerliche Flamin in Wahrheit von adeliger Abstammung ist – und sein bester Freund Viktor nicht der Spross eines Lords ist, sondern der Sohn eines Kaplans. Der Verlust des adeligen Titels bedeutet für Viktor allerdings den Gewinn der Liebe, denn die von beiden Freunden begehrte Klotilde wendet sich ihm zu.

 


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Verfasst von: Jean-Paul-Weg - Verbundprojekt Jean Paul in Oberfranken

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