Pfarrhaus und Kirche in Joditz
Das Dorf Joditz nimmt in Jean Pauls Selberlebensbeschreibung den meisten Raum ein, da ihm diese Jahre als wichtigste seiner Charakterbildung gelten. Seine Erzählung gliedert er nicht chronologisch, sondern nach Jahreszeiten. Der Joditzer „Idyllenjahrgang“ beginnt mit dem Winter, den die Familie Richter vor allem im Pfarrhaus verbringt. Die Sonne geht nun früher unter, was für den jungen „Hans Paul“ – wie Jean Paul sich in der Selberlebensbeschreibung unter anderem nennt – vor allem eines bedeutet: „Der Winter verkürzte und versüßte die Lernstunden.“ Auch kommt der Vater zum Arbeiten nun aus seiner Studierstube in die geheizte Wohnstube herunter.
Impressionen aus der Joditzer Pfarrkirche (Fotos: Frank Piontek)
Die dunklen Abende bergen allerdings eine Bedrohung, eine „Wespenstachelscheide oder Vampyrenzunge“, die Jean Paul dem Winter-Abschnitt in der Selberlebensbeschreibung zuordnet. Um 21 Uhr werden die Kinder ins Bett geschickt; der junge Richter teilt sich eine Kammer mit seinem Vater – und findet keine Ruhe, bis dieser sich zwei Stunden später endlich auch niederlegt. Denn der Junge wird von einer unbändigen „Gespensterfurcht“ geplagt, die ihn nicht schlafen lässt. Jedes Geräusch, jede Lichterscheinung ängstigt ihn – glaubt man der Selberlebensbeschreibung – beinahe zu Tode.
Dass der Vater damit auch noch Schabernack treibt, führt Jean Paul selbst auf dessen Beruf zurück. Die bösen Geister gelten dem Pastor Richter als Kehrseite wie Prüfung seines Glaubens, denen er als Mann Gottes aufrecht und tapfer entgegenzustehen habe. Das Kind übernimmt die Verbindung zwischen Kirche und Geisterwelt: Auch am Tage wird es, so erzählt Jean Paul, manchmal von der Gespensterfurcht befallen, etwa wenn es anlässlich eines Begräbnisses die Bibel des Vaters durch die leere Kirche in die Sakristei zu bringen hat. Als prominentester literarischer Reflex auf diese Angst gilt Jean Pauls Rede des toten Christus.
Johanneskirche, Ecke Hirschberger Straße/Von-Stein-Straße, 95189 Joditz
Zur Station 5 von 48 Stationen
Das Dorf Joditz nimmt in Jean Pauls Selberlebensbeschreibung den meisten Raum ein, da ihm diese Jahre als wichtigste seiner Charakterbildung gelten. Seine Erzählung gliedert er nicht chronologisch, sondern nach Jahreszeiten. Der Joditzer „Idyllenjahrgang“ beginnt mit dem Winter, den die Familie Richter vor allem im Pfarrhaus verbringt. Die Sonne geht nun früher unter, was für den jungen „Hans Paul“ – wie Jean Paul sich in der Selberlebensbeschreibung unter anderem nennt – vor allem eines bedeutet: „Der Winter verkürzte und versüßte die Lernstunden.“ Auch kommt der Vater zum Arbeiten nun aus seiner Studierstube in die geheizte Wohnstube herunter.
Impressionen aus der Joditzer Pfarrkirche (Fotos: Frank Piontek)
Die dunklen Abende bergen allerdings eine Bedrohung, eine „Wespenstachelscheide oder Vampyrenzunge“, die Jean Paul dem Winter-Abschnitt in der Selberlebensbeschreibung zuordnet. Um 21 Uhr werden die Kinder ins Bett geschickt; der junge Richter teilt sich eine Kammer mit seinem Vater – und findet keine Ruhe, bis dieser sich zwei Stunden später endlich auch niederlegt. Denn der Junge wird von einer unbändigen „Gespensterfurcht“ geplagt, die ihn nicht schlafen lässt. Jedes Geräusch, jede Lichterscheinung ängstigt ihn – glaubt man der Selberlebensbeschreibung – beinahe zu Tode.
Dass der Vater damit auch noch Schabernack treibt, führt Jean Paul selbst auf dessen Beruf zurück. Die bösen Geister gelten dem Pastor Richter als Kehrseite wie Prüfung seines Glaubens, denen er als Mann Gottes aufrecht und tapfer entgegenzustehen habe. Das Kind übernimmt die Verbindung zwischen Kirche und Geisterwelt: Auch am Tage wird es, so erzählt Jean Paul, manchmal von der Gespensterfurcht befallen, etwa wenn es anlässlich eines Begräbnisses die Bibel des Vaters durch die leere Kirche in die Sakristei zu bringen hat. Als prominentester literarischer Reflex auf diese Angst gilt Jean Pauls Rede des toten Christus.
Johanneskirche, Ecke Hirschberger Straße/Von-Stein-Straße, 95189 Joditz
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