Leoni, Schroppweg
Etwas unterhalb vom Kastenjakl-Schlössl kann man die Stelle ausfindig machen, wo Max Graf Therese Heimrath in Das Leben meiner Mutter einen Heiratsantrag macht. Halb spontan, halb überlegt geht Max vor, wenn er nach einem „pflichtmäßigen Geschäftszechen“ im Seehotel Leoni von der Besitzerin Anna Strauch gesagt bekommt, dass er als Geschäftsmann bald heiraten müsse. Auf dem Rückweg, am Schropp-Weg oberhalb von Leoni, trifft er zufällig Therese, die soeben Eier ins Hotel geliefert hat:
Vor dem Schropp-Haus, wo der steile Hügelweg von der Berger Straße abzweigte und zum Schlößl führte, holte ihn die Heimrath-Resl ein. Er drehte sich um und lächelte sie an. „Resl, pressiert's dir schon so?“ fragte er gemütlich.
„Ja, es wird gleich Nacht sein“, meinte sie und wollte weitergehen.
„Ich geh mit... Ich möcht' mir doch einmal das Schlößl anschauen“, warf er scheinbar absichtslos hin und schloß sich ihr an. Sie stiegen den steinigen, schmalen Weg aufwärts und kamen bald über Leoni hinaus. Es war ein schwieriges Gehen. Von Zeit zu Zeit glitten sie mit ihren Nagelschuhen aus auf dem unregelmäßigen Gestein.
[...]
„Resl“, sagte der Maxl ganz gelassen, „ich möcht' heiraten.“
„So“, meinte sie ebenso, „was hast du denn für eine Hochzeiterin?“
Unvermerkt überflog sie der Maxl von der Seite. Dann, als sie ihn arglos anschaute, lächelte er und erwiderte: „Ja, hm, eigentlich noch gar keine... aber ein Geschäftsmann kann doch nicht ewig ledig bleiben.“
(Oskar Maria Graf: Das Leben meiner Mutter. Werkausgabe in 16 Bänden. Hg. von Wilfried F. Schoeller. Bd. 1-13. List Verlag, München/Leipzig 1994, Bd. 5, S. 229f.)
Max fasst Mut und sagt, dass er „Resl“ heiraten will. Da Therese erkennt, dass sie auf dem Heimrath-Hof keine wirkliche Zukunft hat, verweist sie Max an ihre Mutter. Diese gewinnt Max mit scheinbar sachlichen Argumenten, vor allem aber durch List. Mit Bedacht wählt er seine Worte gegenüber der Mutter und tut so, als ob Therese längst einverstanden sei. Im Mai 1881 heiraten Max Graf und Therese Heimrath schließlich in Aufkirchen.
(c) Literaturportal Bayern
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Etwas unterhalb vom Kastenjakl-Schlössl kann man die Stelle ausfindig machen, wo Max Graf Therese Heimrath in Das Leben meiner Mutter einen Heiratsantrag macht. Halb spontan, halb überlegt geht Max vor, wenn er nach einem „pflichtmäßigen Geschäftszechen“ im Seehotel Leoni von der Besitzerin Anna Strauch gesagt bekommt, dass er als Geschäftsmann bald heiraten müsse. Auf dem Rückweg, am Schropp-Weg oberhalb von Leoni, trifft er zufällig Therese, die soeben Eier ins Hotel geliefert hat:
Vor dem Schropp-Haus, wo der steile Hügelweg von der Berger Straße abzweigte und zum Schlößl führte, holte ihn die Heimrath-Resl ein. Er drehte sich um und lächelte sie an. „Resl, pressiert's dir schon so?“ fragte er gemütlich.
„Ja, es wird gleich Nacht sein“, meinte sie und wollte weitergehen.
„Ich geh mit... Ich möcht' mir doch einmal das Schlößl anschauen“, warf er scheinbar absichtslos hin und schloß sich ihr an. Sie stiegen den steinigen, schmalen Weg aufwärts und kamen bald über Leoni hinaus. Es war ein schwieriges Gehen. Von Zeit zu Zeit glitten sie mit ihren Nagelschuhen aus auf dem unregelmäßigen Gestein.
[...]
„Resl“, sagte der Maxl ganz gelassen, „ich möcht' heiraten.“
„So“, meinte sie ebenso, „was hast du denn für eine Hochzeiterin?“
Unvermerkt überflog sie der Maxl von der Seite. Dann, als sie ihn arglos anschaute, lächelte er und erwiderte: „Ja, hm, eigentlich noch gar keine... aber ein Geschäftsmann kann doch nicht ewig ledig bleiben.“
(Oskar Maria Graf: Das Leben meiner Mutter. Werkausgabe in 16 Bänden. Hg. von Wilfried F. Schoeller. Bd. 1-13. List Verlag, München/Leipzig 1994, Bd. 5, S. 229f.)
Max fasst Mut und sagt, dass er „Resl“ heiraten will. Da Therese erkennt, dass sie auf dem Heimrath-Hof keine wirkliche Zukunft hat, verweist sie Max an ihre Mutter. Diese gewinnt Max mit scheinbar sachlichen Argumenten, vor allem aber durch List. Mit Bedacht wählt er seine Worte gegenüber der Mutter und tut so, als ob Therese längst einverstanden sei. Im Mai 1881 heiraten Max Graf und Therese Heimrath schließlich in Aufkirchen.
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