Aufkirchen, Marienplatz 9
Das heutige alte Schulhaus wird gleichzeitig mit dem gegenüberliegenden Pfarrhaus errichtet und am 20. Juli 1894 eingeweiht. Mit seinen sechs großen Räumen, der Lehrerwohnung und einem Zimmer für den Hilfslehrer gilt es seinerzeit als eines der modernsten in Oberbayern. Von 1881 bis 1907 ist Karl Männer im alten Schulhaus Lehrer, der Oskar Maria Graf unterrichtet und dem dieser in der Geschichte Der Lehrer Männer (1949) ein literarisches Denkmal setzt. Am Schiller-Tag des Jahres 1905 verblüfft der junge Oskar den Lehrer mit seinen ausgedehnten Kenntnissen der deutschen Klassiker.[7]
Der Männer liebte Gedichte. Wenn er uns gelegentlich eines vorlas, wurden wir zuweilen bewegt. Er las langsam, leicht getragen und sehr schön, gleichsam sich selbst zum Genuß. Am Schluß hielt er einige Sekunden inne und schaute forschend und ein klein wenig feierlich in unsere Reihen, als wolle er die Wirkung feststellen. Dann fing er an, uns sehr einfach und ungemein eindringlich die Wortschönheiten und den Sinn der Verse begreiflich zu machen. Dabei bekamen seine blassen Wangen unverhofft etwas Farbe, seine blanke Glatze schien mehr als sonst zu glänzen, und seine innere Anteilnahme war so sichtbar, so spürbar, dass man glauben konnte, er spräche gar nicht zu Kindern, sondern zu Menschen seines Sinnes.
(Oskar Maria Graf: Erzählungen aus dem Exil. Gesammelte Erzählungen, Bd. 2. Werkausgabe in 16 Bänden. Hg. von Wilfried F. Schoeller. Bd. 1-13. List Verlag, München/Leipzig 1994, Bd. 11,4, S. 229)
1910 wird das Schulhaus erweitert. Seit 1972 besitzt die Ortschaft Aufkirchen ein neues Schulgebäude, die nach dem Dichter benannte Oskar-Maria-Graf-Volksschule an der Lindenallee. Im alten Schulhaus befinden sich noch die Bücherei und das Schulmuseum.
[7] Vgl. hierzu Ulrich Kaufmann (2006): „Der schönste Tag mit Schiller“. Oskar Maria Grafs Begegnungen mit einem Klassiker. In: Jahrbuch der Oskar Maria Graf-Gesellschaft, S. 79-88.
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Das heutige alte Schulhaus wird gleichzeitig mit dem gegenüberliegenden Pfarrhaus errichtet und am 20. Juli 1894 eingeweiht. Mit seinen sechs großen Räumen, der Lehrerwohnung und einem Zimmer für den Hilfslehrer gilt es seinerzeit als eines der modernsten in Oberbayern. Von 1881 bis 1907 ist Karl Männer im alten Schulhaus Lehrer, der Oskar Maria Graf unterrichtet und dem dieser in der Geschichte Der Lehrer Männer (1949) ein literarisches Denkmal setzt. Am Schiller-Tag des Jahres 1905 verblüfft der junge Oskar den Lehrer mit seinen ausgedehnten Kenntnissen der deutschen Klassiker.[7]
Der Männer liebte Gedichte. Wenn er uns gelegentlich eines vorlas, wurden wir zuweilen bewegt. Er las langsam, leicht getragen und sehr schön, gleichsam sich selbst zum Genuß. Am Schluß hielt er einige Sekunden inne und schaute forschend und ein klein wenig feierlich in unsere Reihen, als wolle er die Wirkung feststellen. Dann fing er an, uns sehr einfach und ungemein eindringlich die Wortschönheiten und den Sinn der Verse begreiflich zu machen. Dabei bekamen seine blassen Wangen unverhofft etwas Farbe, seine blanke Glatze schien mehr als sonst zu glänzen, und seine innere Anteilnahme war so sichtbar, so spürbar, dass man glauben konnte, er spräche gar nicht zu Kindern, sondern zu Menschen seines Sinnes.
(Oskar Maria Graf: Erzählungen aus dem Exil. Gesammelte Erzählungen, Bd. 2. Werkausgabe in 16 Bänden. Hg. von Wilfried F. Schoeller. Bd. 1-13. List Verlag, München/Leipzig 1994, Bd. 11,4, S. 229)
1910 wird das Schulhaus erweitert. Seit 1972 besitzt die Ortschaft Aufkirchen ein neues Schulgebäude, die nach dem Dichter benannte Oskar-Maria-Graf-Volksschule an der Lindenallee. Im alten Schulhaus befinden sich noch die Bücherei und das Schulmuseum.
[7] Vgl. hierzu Ulrich Kaufmann (2006): „Der schönste Tag mit Schiller“. Oskar Maria Grafs Begegnungen mit einem Klassiker. In: Jahrbuch der Oskar Maria Graf-Gesellschaft, S. 79-88.
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