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Aufkirchen, Lindenallee 2

Der Rest der alten Straße nach Wolfratshausen, die Lindenallee, führt verwunschen auf dem Hügelkamm mit Blick auf die Landschaft zum Wallfahrtsort Aufkirchen. Gleich am Ortseingang kommt man zum Denkmal von Oskar Maria Graf, das der Starnberger Künstler Max Wagner (*1956) unweit des alten Schulhauses errichtet hat. Der Autor Gerd Holzheimer hat seinerseits den Festakt am 20. Juli 1994 – anlässlich des 100-jährigen Bestehens des alten Schulhauses (Station 13) und der anschließenden Enthüllung des Graf-Denkmals – mit literarischem Spürsinn und Ironie in seinem Buch Auf Trüffeljagd im Fünfseenland festgehalten. Über das Denkmal selbst schreibt Holzheimer:

Hat Oskar Maria Graf je einen Wagen besessen? Einen Koffer hat er besessen, auf dem sitzt er jetzt. Max Wagner hat ihn hingestellt, noch immer in der Emigration auf einem Koffer sitzend und doch gleichzeitig über den Starnberger See schauend. Die Hände auf die Knie gestemmt, so dass sich die Schultern unter dem Trachtenjanker entschlossen spannen, wodurch die Trachtenjacke aber schon gleich gar nichts Folkloristisches erhält, so sitzt er da in seiner kurzen Lederhosen: Ein Denkmal, auf dem der Dargestellte in bayerischer Tracht zu sehen ist, das könnte schön peinlich werden, ist es aber nicht. Dieser Mann da auf dem Koffer – wäre er nicht zugleich auch wieder ganz bescheiden: Eine Trutzburg an Gesinnung könnte man ihn nennen, an aufrechter Gesinnung, die sich nichts und niemandem verpflichtet als der eigenen inneren Überzeugung. Mit der kann man hin und wieder falsch liegen, macht nix, dann gibt man es halt zu. Aber noch als Denkmal ruft er seinen alten Dorfbanditen nach: „So! Was is jetzt nachher?!“ Ein bissl raunzig kommt das heraus.

(Holzheimer, Gerd [20062]: Auf Trüffeljagd im Fünfseenland. Eine kulturelle Spurensuche. Allitera Verlag, München, S. 163f.)

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Verfasst von: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek / Dr. Peter Czoik