Oberberg, Berger Holz am Waldrand
Vorbei an der Wurstfabrik, dem ehemaligen Schatzlhof, gelangt man über die Straße zum Kapellenweg. An dessen Ende steht die kleine Wegkapelle St. Anna aus dem Jahr 1826. Seit dem 6. Jahrhundert wird die hl. Anna als Mutter Mariae verehrt. Sie ist Schutzheilige der Mütter und der Ehe, aber auch Schutzpatronin gegen Gewitter. Kunstgeschichtliche Darstellungen Annas mit Maria und dem Jesuskind sind mithin ein verbreitetes Motiv, wofür auch die Bezeichnung „Anna selbdritt“ steht.
Bei einem Besuch in Berg während des Krieges im Sommer 1916 kommt Oskar Maria Graf zusammen mit seiner Mutter an der „Anna-Kapelle vor unserem Holz“ vorbei; Krieg und Glauben gehen dabei eine thematische Verbindung ein:
„Da schau, die Schatzlin hat die Kapelln neu streichen lassen... Jaja, der Valentin ist ihr gefallen, und der Pauli ist im Westen“, redete sie weiter, und es konnte ungefähr bedeuten: ‚So ist's nun schon, was kann man dagegen machen. Es läßt sich nur auf den Herrgott hoffen, vielleicht hat der ein Einsehen.‘ Auf Gedeih und Verderb war der Mensch verstrickt ins irdische Dasein, was blieb weiter als der, der über uns allen steht!
Als wir das Dorf erreicht hatten, wandte sie mir auf einmal ihr faltiges Gesicht zu und fragte schmerzhaft: „Und du mußt auch wieder ins Feld?“
„Jaja“, nickte ich.
„Mein Gott, ist dir das was!“ schloß sie bedrängt. –
(Oskar Maria Graf: Das Leben meiner Mutter. Werkausgabe in 16 Bänden. Hg. von Wilfried F. Schoeller. Bd. 1-13. List Verlag, München/Leipzig 1994, Bd. 5, S. 516)
(c) Literaturportal Bayern
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Vorbei an der Wurstfabrik, dem ehemaligen Schatzlhof, gelangt man über die Straße zum Kapellenweg. An dessen Ende steht die kleine Wegkapelle St. Anna aus dem Jahr 1826. Seit dem 6. Jahrhundert wird die hl. Anna als Mutter Mariae verehrt. Sie ist Schutzheilige der Mütter und der Ehe, aber auch Schutzpatronin gegen Gewitter. Kunstgeschichtliche Darstellungen Annas mit Maria und dem Jesuskind sind mithin ein verbreitetes Motiv, wofür auch die Bezeichnung „Anna selbdritt“ steht.
Bei einem Besuch in Berg während des Krieges im Sommer 1916 kommt Oskar Maria Graf zusammen mit seiner Mutter an der „Anna-Kapelle vor unserem Holz“ vorbei; Krieg und Glauben gehen dabei eine thematische Verbindung ein:
„Da schau, die Schatzlin hat die Kapelln neu streichen lassen... Jaja, der Valentin ist ihr gefallen, und der Pauli ist im Westen“, redete sie weiter, und es konnte ungefähr bedeuten: ‚So ist's nun schon, was kann man dagegen machen. Es läßt sich nur auf den Herrgott hoffen, vielleicht hat der ein Einsehen.‘ Auf Gedeih und Verderb war der Mensch verstrickt ins irdische Dasein, was blieb weiter als der, der über uns allen steht!
Als wir das Dorf erreicht hatten, wandte sie mir auf einmal ihr faltiges Gesicht zu und fragte schmerzhaft: „Und du mußt auch wieder ins Feld?“
„Jaja“, nickte ich.
„Mein Gott, ist dir das was!“ schloß sie bedrängt. –
(Oskar Maria Graf: Das Leben meiner Mutter. Werkausgabe in 16 Bänden. Hg. von Wilfried F. Schoeller. Bd. 1-13. List Verlag, München/Leipzig 1994, Bd. 5, S. 516)
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