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Gauklerbrunnen un Fürth

Fürth

Die Legende, dass Karl der Große die Stadt Fürth gegründet habe, ist zu schön, um wahr zu sein, und hält sich wohl deshalb derart hartnäckig. Tatsächlich erfolgt die erste gesicherte Erwähnung des „locum Furti dictum“, des Fürth genanntes Orts, im Jahr 1007 in einer Urkunde des Kaisers Heinrich II.

Eine Besonderheit der Stadt ist ihre lange jüdische Tradition: Um 1440 siedeln sich erstmals Juden an; im Laufe der folgenden Jahrhunderte werden ein jüdischer Friedhof, eine Synagoge und eine Talmudschule eingerichtet. Dass um 1800 beinahe jeder vierte Fürther jüdischen Glaubens ist, ist auch der so genannten Dreiherrschaft zu verdanken: Die Dompropstei Bamberg, die Markgrafschaft Ansbach und die Reichsstadt Nürnberg streiten sich jahrzehntelang um die Macht in der Stadt – was deren Einwohnern vergleichsweise viele Freiheiten verschafft. „Was der eine nicht gewährte, war vom anderen zu holen“, erklärt eine Fürther Stadtchronik aus dem Jahr 2005.

Diese jüdische Tradition schlägt sich auch literarisch nieder. In Clemens Brentanos Märchen Gockel, Hinkel und Gackeleia soll ein Spruch entziffert werden – und die Suche führt unter anderem „von Bockenheim nach Constantinopel, von Constantinopel nach Fuerth, von Fuerth nach Jerusalem“ und so weiter. Im Jahr 1826 wird in Fürth Leopold Ullstein geboren, als dritter Sohn des Papierhändlers Hayum Hirsch Ullstein; er wird sein Glück in Berlin finden und zu einem der bedeutendsten Verleger seiner Zeit werden. Sten Nadolnys Ullsteinroman (2003), der die Geschichte dieses Mannes erzählt, beginnt dementsprechend in Fürth und mit dem Erstaunen, das den kleinen Leopold und die ganze Stadt ergreift, als im Jahr 1835 die erste Eisenbahn in Fürth einfährt.

Für diesen Roman erhält Nadolny im Jahr 2004 den Jakob-Wassermann-Preis, der nach dem – neben dem 1873 geborenen Bernhard Kellermann, der sich später in der DDR politisch engagiert – vielleicht bekanntesten Fürther Schriftsteller benannt ist: Jakob Wassermann wird im März 1873 geboren und avanciert zu einem der populärsten Autoren seiner Zeit, nachdem er nach München übersiedelt und für den Simplicissimus und den Verleger Albert Langen zu schreiben beginnt. Mit seiner Herkunft setzt er sich in dem Roman Die Juden von Zirndorf und in seiner Autobiografie Mein Weg als Deutscher und Jude auseinander.

Nicht freiwillig verlassen der 1923 geborene Robert Schopflocher und die 1924 geborene Ruth Weiss ihre Heimatstadt. Letztere flüchtet vor den Nationalsozialisten mit ihrer Familie 1936 nach Südafrika, wo sie sich als Journalistin und Autorin gegen die Apartheid einsetzt. Schopflochers Familie wiederum emigriert 1937 nach Argentinien; er reüssiert dort zunächst mit auf Spanisch geschriebenen Romanen und Erzählungen, bis er 1998 zunächst ein Buch über seine Kindheit, dann eine Reihe fiktionaler Werke in seiner Muttersprache verfasst. Im Jahr 2008 wird ihm der Jakob-Wassermann-Preis verliehen.

Im Februar 2011 erscheint in den Fürther Nachrichten eine zweiteilige Artikelserie über „Die Stadt und die Literatur“, die recht lapidar feststellt: „Fürth liegt nicht am Weg. Zumindest nicht für Autoren. Wer als Literat in diese Stadt kommt, muss wohl schon einen besonderen Grund haben. Oder er hat sich verfahren, hat Nürnberg, Prag oder Kalchreuth knapp verfehlt.“ Als populärstes Beispiel eines solch versehentlichen Aufenthalts in Fürth wird Thomas Mann genannt.

Ganz und gar nicht unabsichtlich halten sich im April 2012 Thomas von Steinaecker, Anna Katharina Hahn und weitere bekannte Autorinnen und Autoren in Fürth auf: Erstmals findet das Literaturfestival LESEN! statt, das Literatur an ungewöhnlichen Orten präsentiert und den Fürther Autor Jakob Wassermann mit einer Ausstellung und täglichen Lesungen würdigt.

Sekundärliteratur:

Noack, Bernd (2007): Mit Licht und Schatten gepflastert. Elf literarische Erkundungen in Fürth (Auf den Spuren der Dichter und Denker in Franken, 5). Schrenk-Verlag, Gunzenhausen.


Externe Links:

Homepage der Stadt Fürth

Schriftsteller über Fürth I (Fürther Nachrichten)

Schriftsteller über Fürth II (Fürther Nachrichten)

 

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