Augsburg, Schwedenweg
Die bekannteste Augsburger Stadtsage neben den Sieben Kindeln ist der Steinerne Mann: Während des Dreißigjährigen Krieges, behauptet die Legende, soll der Bäcker Konrad die Stadtmauer mit einem Laib Brot in der Hand erklommen haben, um die kaiserlichen Truppen, die die Stadt belagern, über die freilich längst herrschende Hungersnot hinweg zu täuschen. Mit Erfolg: Die Belagerung wird abgebrochen, die Schweden ziehen von dannen. Die Überlieferung besagt, dass ihm für diese Tat – die ihn einen Arm und in der Folge auch das Leben kostete – ein Denkmal gesetzt wurde: der Steinerne Mann, eine spätmittelalterliche Figur, die ab der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an der Ecke Unterer Graben/Pulvergässchen steht, 1950 renoviert und anschließend in der Nähe des früheren Standorts in einer Turmnische der Stadtbefestigung aufgestellt wird.
[Der Nische mit dem steinernen Mann und die zugehörige Gedenktafel (c) LPB]
Der junge Eugen Brecht kennt nicht nur die Stadtsage, sondern passiert den Steinernen Mann beinahe täglich, auf seinem Weg in das Königliche Realgymnasium oder zum Gelände der Papierfabrik Haindl, wo er viel Zeit verbringt. Zudem bietet die Stadtmauer mit ihren Wehrgängen und Zitadellen ein ideales Terrain zum Spielen. Es verwundert kaum, dass man das Motiv des listigen Märtyrers auch in Bertolt Brechts Werk wiederfindet, nämlich in seinem Drama Mutter Courage, das ebenfalls den Dreißigjährigen Krieg heraufbeschwört. Darin weckt die stumme Kattrin, die Tochter der Mutter Courage, die Bürger einer Stadt durch lautes Trommeln aus dem Schlaf, warnt sie damit vor dem Anrücken der feindlichen Truppen und wird deshalb erschossen:
[Die Soldaten feuern. Kattrin, getroffen, schlägt noch einige Schläge und sinkt dann langsam zusammen.]
DER FÄHNRICH: Schluss ist mitm Lärm!
[Aber die letzten Schläge Kattrins werden von den Kanonen der Stadt abgelöst. Man hört von weitem verwirrtes Sturmglockenläuten und Kanonendonner.]
ERSTER SOLDAT: Sie hats geschafft.
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Die bekannteste Augsburger Stadtsage neben den Sieben Kindeln ist der Steinerne Mann: Während des Dreißigjährigen Krieges, behauptet die Legende, soll der Bäcker Konrad die Stadtmauer mit einem Laib Brot in der Hand erklommen haben, um die kaiserlichen Truppen, die die Stadt belagern, über die freilich längst herrschende Hungersnot hinweg zu täuschen. Mit Erfolg: Die Belagerung wird abgebrochen, die Schweden ziehen von dannen. Die Überlieferung besagt, dass ihm für diese Tat – die ihn einen Arm und in der Folge auch das Leben kostete – ein Denkmal gesetzt wurde: der Steinerne Mann, eine spätmittelalterliche Figur, die ab der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an der Ecke Unterer Graben/Pulvergässchen steht, 1950 renoviert und anschließend in der Nähe des früheren Standorts in einer Turmnische der Stadtbefestigung aufgestellt wird.
[Der Nische mit dem steinernen Mann und die zugehörige Gedenktafel (c) LPB]
Der junge Eugen Brecht kennt nicht nur die Stadtsage, sondern passiert den Steinernen Mann beinahe täglich, auf seinem Weg in das Königliche Realgymnasium oder zum Gelände der Papierfabrik Haindl, wo er viel Zeit verbringt. Zudem bietet die Stadtmauer mit ihren Wehrgängen und Zitadellen ein ideales Terrain zum Spielen. Es verwundert kaum, dass man das Motiv des listigen Märtyrers auch in Bertolt Brechts Werk wiederfindet, nämlich in seinem Drama Mutter Courage, das ebenfalls den Dreißigjährigen Krieg heraufbeschwört. Darin weckt die stumme Kattrin, die Tochter der Mutter Courage, die Bürger einer Stadt durch lautes Trommeln aus dem Schlaf, warnt sie damit vor dem Anrücken der feindlichen Truppen und wird deshalb erschossen:
[Die Soldaten feuern. Kattrin, getroffen, schlägt noch einige Schläge und sinkt dann langsam zusammen.]
DER FÄHNRICH: Schluss ist mitm Lärm!
[Aber die letzten Schläge Kattrins werden von den Kanonen der Stadt abgelöst. Man hört von weitem verwirrtes Sturmglockenläuten und Kanonendonner.]
ERSTER SOLDAT: Sie hats geschafft.
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