Tierpark Hellabrunn
Am 4. Juni 1949, einem Pfingstsamstag, war Premiere für die ersten und einzigen Freilichtspiele nach Werken Karl Mays in München. In „Winnetou und sein weißer Bruder“ agierten 80 Schauspieler (Arbeitslose von Münchner Bühnen und geflohene bzw. vertriebene Akteure) auf einer Naturbühne am Südende des Tierparks Hellabrunn in der Nähe der Marienklause. Eine extra erbaute Holztribüne bot Platz für 1.200 Zuschauer.
Die verantwortlichen Initiatoren waren der Spielleiter Harald Fürstenau, der vorher in Karlsruhe Ballettmeister und in München als Organisator des Faschingszuges in Erscheinung getreten war, sowie der Schauspieler Werner Holzhey. Dieser verfasste den Bühnentext und übernahm die Rolle des Winnetou. 1951 spielte er in dem Film Entscheidung vor Morgengrauen an der Seite von Gert Fröbe, Hildegard Knef und Klaus Kinski. Das Stück dauerte zweieinhalb Stunden und adapierte die Handlung von Winnetou 1 und Winnetou 3. Es glänzte mit Pyrotechnik und eigens komponierter Musik. Den Zeitungskritiken zufolge war das Stück spannend, temporeich und stimmig. Aufgrund des Verbotes der amerikanischen Militärregierung, Platzpatronen zu verwenden, mussten die Akteure mit Gewehren und Pistolen aus Holz „schießen“. Synchron dazu wurden in Gebüsch Knallfrösche gezündet. Bei Regenwetter zeigte das häufig nicht den gewünschten Effekt.
Die Aufführung fand ein breites und positives Medienecho. Der Münchner Merkur schrieb: „Die dunklen und blutigen „Gefilde“ des Wilden Westens lagen für die Münchner Buben schon immer in den Isarauen. Die Steilhänge waren die Rocky Mountains, die Isar der Mississippi, über die Braunauer Eisenbahnbrücke dampfte das Feuerroß und die Flaucherwiese wurde zur Prairie. [Die Zuschauer] saßen in Scharen auf der Holztribüne ... Die bemützten, urdeutschen Wachmänner aber führten hinter den Absperrseilen einen verzweifelten Kampf gegen die mit allen Karl Mayschen Listen an- und einschleichenden Zaungäste ... Es war alles sehr schwarzweiß, aber kein bisschen braun, wie es die Über-Entnazifizierer dem braven Karl May gerne angehängt hätten.“
In der Kritik der Süddeutschen Zeitung verdichtete sich die jüngste deutsche Geschichte: „... sechs Rothäute sinken ins Gras. Eine kommt so zu liegen, daß man die grauen Wehrmachtssocken und die Aufschrift auf ihren Gummiabsätzen „US-Army“ nicht übersehen kann.“ Und die Münchner Neue Zeitung urteilte: „Die ‚Weißen Brüder und Schwestern‘ ... nahmen an den kriegerischen Abenteuern lebhaften Anteil. Das lag wohl ... an der geschickten, weiträumigen Inszenierung Harald Fürstenaus, der das Gelände ins Spiel mit einbezog, und der fast durchweg gelungenen Textfassung von Werner Holzhey.“ Die Hannoverschen Neuesten Nachrichten schrieben ähnlich: „Hier kann man wirklich den Eindruck haben ... im wirklichen Wilden Westen zu sein. Alte knorrige Bäume geben einen ausgezeichneten Rahmen, und die Isar rauscht eine romantische Melodie dazu.“
Die Münchner Spielzeit war von Anfang Juni bis Ende August angesetzt. Aufgrund der guten Kritiken und des Zuschauerzuspruchs wollte Fürstenau damit auf Tour gehen. Der extrem kalte und regnerische Sommer 1949 vereitelte dieses Vorhaben und ließ das Ganze am 10. Juli 1949 in einem finanziellen Desaster enden. Anfragen Fürstenaus nach einem Zuschuss beschied die Stadt München negativ mit dem Hinweis, aktuell gäbe es Dringlicheres zu tun. Wie nass und kalt es gewesen sein muss, machte der „Spiegel“ deutlich: „So drängte, als es bei offener Szene und ausgegrabenem Kriegsbeil kühlen Regen gab, das zwölfhundert der Zuschauer unter die Bäume des „Bühnenraums“. Man protestierte, als der vor Kälte und Nässe zitternde Winnetou auf seinen attraktiven Tod verzichten wollte.“
Wie wichtig die Münchner Karl-May-Freilichtspiele vier Jahre nach Kriegsende in einem noch stark zerstörten München für die vornehmlich jungen Zuschauer und die Akteure waren, lässt sich nur erahnen. In Harald Fürstenaus Brief an die Stadt München nach Beendigung der Spiele wird seine persönliche Not deutlich: „Ich habe getan, was ich konnte ... Ich bitte Sie inständig, mir zu helfen, dass ich eine Beschäftigung, gleich welcher Art, bekomme, denn ich stehe effektiv vor dem Nichts.“ Einige finanzielle Unstimmigkeiten nach dem abrupten Ende der Aufführungen dürften der Grund sein, warum es keine weiteren Karl-May-Freilichtspiele in München gab.
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Am 4. Juni 1949, einem Pfingstsamstag, war Premiere für die ersten und einzigen Freilichtspiele nach Werken Karl Mays in München. In „Winnetou und sein weißer Bruder“ agierten 80 Schauspieler (Arbeitslose von Münchner Bühnen und geflohene bzw. vertriebene Akteure) auf einer Naturbühne am Südende des Tierparks Hellabrunn in der Nähe der Marienklause. Eine extra erbaute Holztribüne bot Platz für 1.200 Zuschauer.
Die verantwortlichen Initiatoren waren der Spielleiter Harald Fürstenau, der vorher in Karlsruhe Ballettmeister und in München als Organisator des Faschingszuges in Erscheinung getreten war, sowie der Schauspieler Werner Holzhey. Dieser verfasste den Bühnentext und übernahm die Rolle des Winnetou. 1951 spielte er in dem Film Entscheidung vor Morgengrauen an der Seite von Gert Fröbe, Hildegard Knef und Klaus Kinski. Das Stück dauerte zweieinhalb Stunden und adapierte die Handlung von Winnetou 1 und Winnetou 3. Es glänzte mit Pyrotechnik und eigens komponierter Musik. Den Zeitungskritiken zufolge war das Stück spannend, temporeich und stimmig. Aufgrund des Verbotes der amerikanischen Militärregierung, Platzpatronen zu verwenden, mussten die Akteure mit Gewehren und Pistolen aus Holz „schießen“. Synchron dazu wurden in Gebüsch Knallfrösche gezündet. Bei Regenwetter zeigte das häufig nicht den gewünschten Effekt.
Die Aufführung fand ein breites und positives Medienecho. Der Münchner Merkur schrieb: „Die dunklen und blutigen „Gefilde“ des Wilden Westens lagen für die Münchner Buben schon immer in den Isarauen. Die Steilhänge waren die Rocky Mountains, die Isar der Mississippi, über die Braunauer Eisenbahnbrücke dampfte das Feuerroß und die Flaucherwiese wurde zur Prairie. [Die Zuschauer] saßen in Scharen auf der Holztribüne ... Die bemützten, urdeutschen Wachmänner aber führten hinter den Absperrseilen einen verzweifelten Kampf gegen die mit allen Karl Mayschen Listen an- und einschleichenden Zaungäste ... Es war alles sehr schwarzweiß, aber kein bisschen braun, wie es die Über-Entnazifizierer dem braven Karl May gerne angehängt hätten.“
In der Kritik der Süddeutschen Zeitung verdichtete sich die jüngste deutsche Geschichte: „... sechs Rothäute sinken ins Gras. Eine kommt so zu liegen, daß man die grauen Wehrmachtssocken und die Aufschrift auf ihren Gummiabsätzen „US-Army“ nicht übersehen kann.“ Und die Münchner Neue Zeitung urteilte: „Die ‚Weißen Brüder und Schwestern‘ ... nahmen an den kriegerischen Abenteuern lebhaften Anteil. Das lag wohl ... an der geschickten, weiträumigen Inszenierung Harald Fürstenaus, der das Gelände ins Spiel mit einbezog, und der fast durchweg gelungenen Textfassung von Werner Holzhey.“ Die Hannoverschen Neuesten Nachrichten schrieben ähnlich: „Hier kann man wirklich den Eindruck haben ... im wirklichen Wilden Westen zu sein. Alte knorrige Bäume geben einen ausgezeichneten Rahmen, und die Isar rauscht eine romantische Melodie dazu.“
Die Münchner Spielzeit war von Anfang Juni bis Ende August angesetzt. Aufgrund der guten Kritiken und des Zuschauerzuspruchs wollte Fürstenau damit auf Tour gehen. Der extrem kalte und regnerische Sommer 1949 vereitelte dieses Vorhaben und ließ das Ganze am 10. Juli 1949 in einem finanziellen Desaster enden. Anfragen Fürstenaus nach einem Zuschuss beschied die Stadt München negativ mit dem Hinweis, aktuell gäbe es Dringlicheres zu tun. Wie nass und kalt es gewesen sein muss, machte der „Spiegel“ deutlich: „So drängte, als es bei offener Szene und ausgegrabenem Kriegsbeil kühlen Regen gab, das zwölfhundert der Zuschauer unter die Bäume des „Bühnenraums“. Man protestierte, als der vor Kälte und Nässe zitternde Winnetou auf seinen attraktiven Tod verzichten wollte.“
Wie wichtig die Münchner Karl-May-Freilichtspiele vier Jahre nach Kriegsende in einem noch stark zerstörten München für die vornehmlich jungen Zuschauer und die Akteure waren, lässt sich nur erahnen. In Harald Fürstenaus Brief an die Stadt München nach Beendigung der Spiele wird seine persönliche Not deutlich: „Ich habe getan, was ich konnte ... Ich bitte Sie inständig, mir zu helfen, dass ich eine Beschäftigung, gleich welcher Art, bekomme, denn ich stehe effektiv vor dem Nichts.“ Einige finanzielle Unstimmigkeiten nach dem abrupten Ende der Aufführungen dürften der Grund sein, warum es keine weiteren Karl-May-Freilichtspiele in München gab.
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