Alte Pinakothek (Barer Str. 27)
Neben dem Glaspalast besuchte Hesse im Juni 1901 noch die Alte Pinakothek, die Neue Pinakothek und den Nymphenburger Schlosspark.[28] Als er im April 1929 anlässlich seiner Lesung im Hotel Vier Jahreszeiten (vgl. Station 11) wieder einmal nach München kommt, ist er seit 13 Jahren auch als Maler tätig. Seit 1919 wohnt er im Tessiner Bergdorf Montagnola, und hat dort das Malen als „Entspannung und Vergnügen“[29] ohne größeren künstlerischen Ehrgeiz für sich entdeckt. Zwei Vormittage, so berichtet er selbst, findet er bei erneuten Besuchen in der Alten Pinakothek nicht nur seine „alten Lieblinge“ wieder, sondern verweilt länger „in den ersten Sälen bei den alten Deutschen und Niederländern, entzückt von Dirk Bouts, entzückt vom Meister des Bartholomäus-Altars“, und geht dann weiter ins „Dürerkabinett“. Das dortige „Selbstbildnis mit den langen blöden Locken“ ist ihm zwar noch immer „geradezu widerwärtig“, doch nun entdeckt er „die vier Apostel“ neu, „denn das war gemalt, wunderbar malerisch gemalt, das blühte in den Gesichtern, Händen und Apostelgewändern wie Blumen und sang wie Musik“.[30]
Dann macht er sich auf „in das Seitenstübchen, wo die Altdorfer hängen“ und betrachtet wieder einmal intensiv die Alexanderschlacht (1529), das für ihn „merkwürdigste und geheimnisvollste Stück der deutschen Malerei“.[31] Sein „andrer Liebling“ ist „die kleine grüne Waldlandschaft von Altdorfer“, das Ölgemälde Laubwald mit dem Heiligen Georg (1510), nur 28 mal 22 cm groß. Für Hesse ist „dieses winzige Bildchen“ ein großes Kunstwerk, „in dem ich alle Urwälder und grünen Zufluchten der ganzen Welt empfinde, mit den harmonisch bewegten Wipfeln und mit dem süßen sanften Ton von Gold über all dem Grün“.[32]
[28] Vgl. die Zeittafel, in: Wittmann: Hesse und München (wie Anm. 3), S. 39-40, hier S. 39 sowie: Orte, die Hermann Hesse in München besuchte, in: ebd., S. 40-42, hier S. 41.
[29] Vgl. Bernhard Zeller: Hermann Hesse in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1973, S. 87.
[30] Hermann Hesse: Bilderbeschauen in München (1929), in: Hermann Hesse: Sämtliche Werke, Band 14 (wie Anm. 9), S. 144.
[31] Ebd., S. 145.
[32] Ebd.
Neben dem Glaspalast besuchte Hesse im Juni 1901 noch die Alte Pinakothek, die Neue Pinakothek und den Nymphenburger Schlosspark.[28] Als er im April 1929 anlässlich seiner Lesung im Hotel Vier Jahreszeiten (vgl. Station 11) wieder einmal nach München kommt, ist er seit 13 Jahren auch als Maler tätig. Seit 1919 wohnt er im Tessiner Bergdorf Montagnola, und hat dort das Malen als „Entspannung und Vergnügen“[29] ohne größeren künstlerischen Ehrgeiz für sich entdeckt. Zwei Vormittage, so berichtet er selbst, findet er bei erneuten Besuchen in der Alten Pinakothek nicht nur seine „alten Lieblinge“ wieder, sondern verweilt länger „in den ersten Sälen bei den alten Deutschen und Niederländern, entzückt von Dirk Bouts, entzückt vom Meister des Bartholomäus-Altars“, und geht dann weiter ins „Dürerkabinett“. Das dortige „Selbstbildnis mit den langen blöden Locken“ ist ihm zwar noch immer „geradezu widerwärtig“, doch nun entdeckt er „die vier Apostel“ neu, „denn das war gemalt, wunderbar malerisch gemalt, das blühte in den Gesichtern, Händen und Apostelgewändern wie Blumen und sang wie Musik“.[30]
Dann macht er sich auf „in das Seitenstübchen, wo die Altdorfer hängen“ und betrachtet wieder einmal intensiv die Alexanderschlacht (1529), das für ihn „merkwürdigste und geheimnisvollste Stück der deutschen Malerei“.[31] Sein „andrer Liebling“ ist „die kleine grüne Waldlandschaft von Altdorfer“, das Ölgemälde Laubwald mit dem Heiligen Georg (1510), nur 28 mal 22 cm groß. Für Hesse ist „dieses winzige Bildchen“ ein großes Kunstwerk, „in dem ich alle Urwälder und grünen Zufluchten der ganzen Welt empfinde, mit den harmonisch bewegten Wipfeln und mit dem süßen sanften Ton von Gold über all dem Grün“.[32]
[28] Vgl. die Zeittafel, in: Wittmann: Hesse und München (wie Anm. 3), S. 39-40, hier S. 39 sowie: Orte, die Hermann Hesse in München besuchte, in: ebd., S. 40-42, hier S. 41.
[29] Vgl. Bernhard Zeller: Hermann Hesse in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1973, S. 87.
[30] Hermann Hesse: Bilderbeschauen in München (1929), in: Hermann Hesse: Sämtliche Werke, Band 14 (wie Anm. 9), S. 144.
[31] Ebd., S. 145.
[32] Ebd.