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Hermann Hesse, ca. 1927

Kaulbachstr. 91: Simplicissimus und März

Der Verlag Albert Langen für Literatur und Kunst hatte seinen Sitz von 1902 bis 1913 in der Kaulbachstraße 91/0, hier waren in diesen Jahren auch die Redaktionen der Satirezeitschriften Simplicissimus und März untergebracht.[21] Hesse teilte damals mit, er sei „stets im ‚Simplicissimus‘ zu erfragen, wo ich auch Post am besten erhalte“.[22]

Hermann Hesse war Mitarbeiter an beiden Zeitschriften, am Simplicissimus seit 1905, an der „Halbmonatszeitschrift für deutsche Kultur“ März seit der ersten Ausgabe 1907 zusammen mit Ludwig Thoma sogar als Herausgeber und zuständig für den literarischen Teil. Hesse hat die antipreußische und pro-französische Tendenz des März, der bis 1917 bestand, im Rückblick 1922 hervorgehoben: „Es wurden damals, ohne daß die offizielle deutsche Politik sich darum gekümmert oder gar mitgeholfen hätte, manche Fäden der Annäherung und des guten Willens von uns nach Frankreich hinüber gesponnen“.[23]

Und auch die beiden fast gegensätzlichen Tendenzen des Simplicissimus hat Hesse in einer Erinnerung 1926 gut auf den Punkt gebracht. Die eine, für die Albert Langen stand, sei „international, aufklärerisch, pazifistisch, dabei kultiviert und etwas genießerisch“ gewesen. Die andere, die Ludwig Thoma bevorzugte, war „national, voll Freude am heimatlich-Volkstümlichen, künstlerisch oft urteilslos, aber gesund, froh, jugendlich, kraftvoll, stets geneigt zu Impertinenz gegen alle Autoritäten, aber auch zu bloßem Krakeelen“. Mit dem Tod Albert Langens und erst recht nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs habe „jener internationale Geist im ‚Simplicissimus‘ abzusterben“ begonnen, und Thomas Tendenz habe das Blatt, das man besser im Sommer 1914 eingestellt hätte, fortan weiter bestimmt.[24]

 


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[21] Vgl. Der Verleger Albert Langen und seine Mitarbeiter, in: Dirk Heißerer: Wo die Geister wandern (wie Anm. 8), S. 44-50, hier S. 48f.

[22] Vgl. Orte, die Hermann Hesse in München besuchte, in: Wittmann: Hesse und München (wie Anm. 3), S. 40-42, hier S. 42.

[23] Hermann Hesse: Erinnerungen an Conrad Haußmann, in: Hermann Hesse: Sämtliche Werke, Band 12 (wie Anm. 17), S. 310-313, hier S. 312.

[24] Hermann Hesse: Erinnerungen an den „Simplicissimus“, in: ebd., S. 314-316, hier S. 315.

Verfasst von: Dr. Dirk Heißerer

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