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Fotografie 1956 (BSB/Timpe)

Arnulfstraße 42: Studio des BR

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Foto BR (c) Anette Spieldiener

Schon vor ihrer Anstellung beim BR hatte dieser das Hörspiel Der gute Gott von Manhattan in Auftrag gegeben. Gedanklich war sie bereits seit 1954/55 damit befasst, wie sie am 3. September 1957 Hermann Kesten berichtet. Mehrfach mahnte der BR die Fertigstellung des Manuskripts an, die mehr als zwei Jahre dauerte. Der Leiter der Hörspielabteilung Hans-Jörg Schmitthenner war sich jedoch der Bedeutung der Autorin bewusst. Am 22. Januar 1956 wendet er sich diplomatisch-zurückhaltend an Ingeborg Bachmann: „Heute schreibe ich nur ganz kurz. Sie können gewiss denken, warum. Wann etwa dürfen wir mit dem Manuskript rechnen? Der Februar rückt näher und damit die Planung für das Frühjahr- und Sommerprogramm.“

Über ein Jahr später, am 25. Februar 1957, erfolgt eine erneute Kontaktaufnahme Schmitthenners mit Ingeborg Bachmann per Telegramm: „Sind beim Jahresprogramm – Stop – Fragen mit aller Rücksichtnahme an: Ist ein Datum der Ablieferung von Der gute Gott von Manhattan in etwa abzusehen?“ Es benötigte nochmalige Aufforderung, ehe die Autorin aus Rom den 15. April als Versandtag nennt. Als noch der 15. Mai ins Land geht, meldet sich Schmitthenner – immer noch nachsichtig – und bekundet weiterhin Interesse an dem Hörspiel.

Am 17. August 1957 wird er dann per Telegramm von Ingeborg Bachmann in Kenntnis gesetzt, dass nun die Zustellung des Textes erfolge: „Text zu Manhattan-Ballade ist express abgegangen“. Zu diesem Zeitpunkt ist über den Titel noch nicht entschieden, worüber Sie Hermann Kesten in jenem Brief am 3. September 1957 aus Rom berichtet: „Titel habe ich noch immer keinen, und am Ende wird es zu meiner Verzweiflung doch Manhattan-Ballade heissen, obwohl wir doch alle sehr dagegen waren.“

Am 29. Mai 1958 erfolgt die Ursendung in zwei verschiedenen Produktionen gleichzeitig: In der Gemeinschaftsproduktion von BR und NDR unter der Regie von Fritz Schröder Jahn und in der Produktion des SWF unter der Regie von Gert Westphal. Bachmann erhält dafür den Hörspielpreis der Kriegsblinden. In Ihrer Dankesrede zur Preisverleihung im März 1959 merkt sie an:

Wenn in meinem Hörspiel Der gute Gott von Manhattan alle Fragen auf die nach der Liebe zwischen Mann und Frau und was sie ist, wie sie verläuft und wie wenig oder wie viel sie sein kann, hinauslaufen, so könnte man sagen: Aber das ist ja ein Grenzfall. Aber das geht zu weit. Nun steckt aber in jedem Fall, auch im alltäglichsten von Liebe, der Grenzfall […] Denn bei allem, was wir tun, denken und fühlen, möchten wir manchmal bis zum Äußersten gehen. Der Wunsch wird in uns wach, die Grenzen zu überschreiten, die uns gesetzt sind.“


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