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Fotografie 1956 (BSB/Timpe)

Franz-Joseph-Straße 9a

Das renovierte Wohnhaus, ein Rückgebäude in einem Innenhof an der Franz-Joseph-Straße, wird heute als Studentenwohnheim genutzt und verfügt über 14 Zimmer auf drei Etagen. Das Anwesen ist in eine eingewachsene Gartenanlage mit einem kleinen Teich eingebettet. Vom 1. Dezember 1957 bis 15. Januar 1959 ist Ingeborg Bachmann Mieterin einer Dachwohnung, nach Angabe ihres Lektors Reinhard Baumgart ein „Apartment hoch über einem Hinterhof“. Sie bezieht dieses endgültig Mitte Dezember nach einem mehrtägigen Aufenthalt im Münchner Hotel Blaues Haus.

Am 24. Dezember 1957 schildert sie Hilde Domin ihre neue Wohnsituation in einem Brief: Seit ein paar Tagen wohne sie wunschgemäß in einem „Gartenhaus“. „Garten ist keiner dabei, aber im Zimmer gibt es Blumen und durch die Oberlichten [sic!] Blicke in den Himmel.“

Der Schweizer Schriftsteller und Historiker Kuno Raeber beschreibt die von Arbeitsstimmung und reger Kommunikation geprägte Atmosphäre in Ingeborg Bachmanns Wohnung: „Oh, diese Wohnung: es herrschte darin ein ständiger Kampf gegen das Chaos, Berge von Post kamen an und türmten sich auf dem Schreibtisch, immer wieder klingelte das Telefon.“

Martin Walser erinnert die Wohnung als Treffpunkt für den literarischen und zwischenmenschlichen Austausch und Ingeborg Bachmann in der Rolle der zerstreuten, innerhalb der begrenzten Gegebenheiten jonglierenden und kleine Malheurs inszenierenden Gastgeberin:

„Hier hat sie gewohnt in der Franz-Joseph-Straße, in diesem Hinterhaus […] hat man sich damals immer getroffen. […] Dann hat sie die Gastgeberin gespielt, nicht ohne schöne Mühe. Das Zimmer war ja auch sehr eng, so ein schräges Dach im Dach. Und ein winziges Tischchen, wenn sie da Tee serviert hat, sind natürlich die Kleinigkeiten mißglückt, man hatte so das Gefühl, die mißglückten ihr glänzend.“


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