Ulrichsberg
Stifter-Museumsstraße – 5. Etappe: Ulrichsberg
Gut fünfzig Kilometer Landstraße trennen Kirchschlag von Ulrichsberg. Man fährt durch ländliches und häufig waldiges Gebiet, hie und da sind von der Straße aus die für das Mühlviertel typischen auf Feldsteinen erbauten Höfe zu sehen, deren Verfugung markant geweißelt ist. Ulrichsberg liegt schon im Bereich des Dreiländerecks, am Fuße des Böhmerwalds, der im 19. Jahrhundert auf der bayerischen Seite den Namen Bayerischer Wald bekommen hat. Das Dorf liegt gut 600 Meter über dem Meeresspiegel an der Großen Mühl. Es hat heute nicht ganz 3000 Einwohner. Zum Ortskern geht es ein wenig bergauf. Das Auto kann man auf einem Parkplatz neben dem alten Ort abstellen und Ulrichsberg leicht zu Fuß erkunden.
Oberhalb der Kirche und entlang des Marktes wirkt der Ort mit viel alter Bausubstanz wenig verändert gegenüber dem letzten und vielleicht vorletzten Jahrhundert. Adalbert Stifter ist mit dem Ort biografisch nicht verbunden. Allerdings kamen nach dem 2. Weltkrieg viele Menschen hierher, die aus Horní Planá, Oberplan, vertrieben worden waren. Das barocke Pfarrhaus am Markt beherbergt deshalb ein Heimat- und Kulturhaus. Dort zeigt eine Glasausstellung die Produkte des in der Region einst ansässigen Glaserzeugungs-Handwerks. Eine zweite Stube stellt die Ulrichsberger Heimatdichterin Pauline Bayer vor. Eine dritte schließlich beherbergt viele mitgebrachte Stücke der Vertriebenen aus dem nahen Süd-Böhmen. Zahlreiche Porträts des Oberplaners Adalbert Stifter und anderer „Bedeutender Oberplaner“ sowie des Ortes und des Stifterschen Geburtshauses hängen hier dicht an dicht, Ausgaben seiner Bücher, Schaukästen mit Exponaten, die den Dichter so gut wie die Gegend, aus der er stammte, thematisieren.
„Kuttner Anton (Oberplan 98)“ liest sich ein Besitzereintrag in einem Stifter-Band. Oberplan ist unterstrichen und darunter steht „A-1100 Wien Eisenstadtplatz 2/13“. So schlicht erzählt sich bisweilen Geschichte. In einem anderen Kasten findet sich hervorgehoben ein anrührendes Zitat eines Benno Reisenberg. Er notiert nach dem Lesen des Nachsommers: „Ich schäme mich meiner Tränen nicht.“
Die Zitate zu Stifters Werken sind ebenso in die Jahre gekommen wie das Allerlei der kleinen Ausstellung. Eben in diesem Verhau, wie man auch sagen könnte, zeigt sich beiläufig die Hilflosigkeit von Menschen, die mit solch kleinen Objekten etwas zu retten versuchten, das für immer verloren ist. Das ist nicht nur der Ort der Heimat; die hier versammelten Gegenstände sind nutzlos geworden, Dinge, die keine praktische Bedeutung mehr haben und die man doch nicht wegwerfen möchte. Vergangenheit. Eine ausgestellte Ahnentafel der Familie Stifter zeugt zusätzlich von diesem Bedürfnis nach Erinnerung.
Nicht weit von hier, auf dem 1041 Metern hohen Sulzberg, steht wie über Horní Planá ein Aussichtsturm, der einen Blick auf das frühere Moldautal, den jetzigen Lipno-Stausee und bis nach Horní Planá, Oberplan ermöglicht. Bei dem Turm handelt es sich um einen ehemaligen Ölbohrturm aus Gänserndorf bei Wien. 1967 kam das vierundzwanzig Meter hohe Bauwerk nach Oberösterreich. Dort sind auf Kopfhörern Texte von Adalbert Stifter zu hören. Wenige Kilometer entfernt, unmittelbar an der deutschen Grenze, liegt der Weiler Schwarzenberg. Hier machte Stifter Station, als er vor dem Schnee aus Lackenhäuser floh …
Stifter-Museumsstraße – 5. Etappe: Ulrichsberg
Gut fünfzig Kilometer Landstraße trennen Kirchschlag von Ulrichsberg. Man fährt durch ländliches und häufig waldiges Gebiet, hie und da sind von der Straße aus die für das Mühlviertel typischen auf Feldsteinen erbauten Höfe zu sehen, deren Verfugung markant geweißelt ist. Ulrichsberg liegt schon im Bereich des Dreiländerecks, am Fuße des Böhmerwalds, der im 19. Jahrhundert auf der bayerischen Seite den Namen Bayerischer Wald bekommen hat. Das Dorf liegt gut 600 Meter über dem Meeresspiegel an der Großen Mühl. Es hat heute nicht ganz 3000 Einwohner. Zum Ortskern geht es ein wenig bergauf. Das Auto kann man auf einem Parkplatz neben dem alten Ort abstellen und Ulrichsberg leicht zu Fuß erkunden.
Oberhalb der Kirche und entlang des Marktes wirkt der Ort mit viel alter Bausubstanz wenig verändert gegenüber dem letzten und vielleicht vorletzten Jahrhundert. Adalbert Stifter ist mit dem Ort biografisch nicht verbunden. Allerdings kamen nach dem 2. Weltkrieg viele Menschen hierher, die aus Horní Planá, Oberplan, vertrieben worden waren. Das barocke Pfarrhaus am Markt beherbergt deshalb ein Heimat- und Kulturhaus. Dort zeigt eine Glasausstellung die Produkte des in der Region einst ansässigen Glaserzeugungs-Handwerks. Eine zweite Stube stellt die Ulrichsberger Heimatdichterin Pauline Bayer vor. Eine dritte schließlich beherbergt viele mitgebrachte Stücke der Vertriebenen aus dem nahen Süd-Böhmen. Zahlreiche Porträts des Oberplaners Adalbert Stifter und anderer „Bedeutender Oberplaner“ sowie des Ortes und des Stifterschen Geburtshauses hängen hier dicht an dicht, Ausgaben seiner Bücher, Schaukästen mit Exponaten, die den Dichter so gut wie die Gegend, aus der er stammte, thematisieren.
„Kuttner Anton (Oberplan 98)“ liest sich ein Besitzereintrag in einem Stifter-Band. Oberplan ist unterstrichen und darunter steht „A-1100 Wien Eisenstadtplatz 2/13“. So schlicht erzählt sich bisweilen Geschichte. In einem anderen Kasten findet sich hervorgehoben ein anrührendes Zitat eines Benno Reisenberg. Er notiert nach dem Lesen des Nachsommers: „Ich schäme mich meiner Tränen nicht.“
Die Zitate zu Stifters Werken sind ebenso in die Jahre gekommen wie das Allerlei der kleinen Ausstellung. Eben in diesem Verhau, wie man auch sagen könnte, zeigt sich beiläufig die Hilflosigkeit von Menschen, die mit solch kleinen Objekten etwas zu retten versuchten, das für immer verloren ist. Das ist nicht nur der Ort der Heimat; die hier versammelten Gegenstände sind nutzlos geworden, Dinge, die keine praktische Bedeutung mehr haben und die man doch nicht wegwerfen möchte. Vergangenheit. Eine ausgestellte Ahnentafel der Familie Stifter zeugt zusätzlich von diesem Bedürfnis nach Erinnerung.
Nicht weit von hier, auf dem 1041 Metern hohen Sulzberg, steht wie über Horní Planá ein Aussichtsturm, der einen Blick auf das frühere Moldautal, den jetzigen Lipno-Stausee und bis nach Horní Planá, Oberplan ermöglicht. Bei dem Turm handelt es sich um einen ehemaligen Ölbohrturm aus Gänserndorf bei Wien. 1967 kam das vierundzwanzig Meter hohe Bauwerk nach Oberösterreich. Dort sind auf Kopfhörern Texte von Adalbert Stifter zu hören. Wenige Kilometer entfernt, unmittelbar an der deutschen Grenze, liegt der Weiler Schwarzenberg. Hier machte Stifter Station, als er vor dem Schnee aus Lackenhäuser floh …