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Olga Benario

Schlierseestr. 21: Barrio Olga Benario

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Olga Benario Prestes, letztes Foto von der Gestapo aufgenommen.

IN MIR SELBST WÄCHST VON TAG ZU TAG MEHR DIE VORSTELLUNG, DASS ES SEIN KÖNNTE, DASS ICH MEIN KIND NIEMALS WIEDERSEHEN WERDE

Olga Benario und Luiz Carlos Prestes führen einen Briefverkehr nicht nur über einen Ozean, sondern auch über all die bürokratische und brutale Schikane insbesondere des Naziregimes hinweg. Sie die ersten Jahre aus dem Gefängnis Barnimstraße, dann aus dem KZ Ravensbrück – er neun Jahre lang aus der Isolierhaft in Rio. Die Briefe müssen auf Deutsch verfasst sein, damit die Gestapo sie akzeptiert und natürlich nichts gegen das Regime enthalten. So schreiben sich die beiden mit Hilfe von Übersetzer*innen, die Leocádia organisiert hat. Leocádia, die Olga auch „Mutter“ nennt. Ihrer eigenen Mutter schreibt sie nur einmal aus der Haft. Es kommt nichts zurück.

Am Ende des Interviews, das Caroline Kim im März 2022 mit Anita Leocádia Prestes führt, bringt die Tochter Olga Benarios Folgendes auf den Punkt:

Was bedeutet es für Sie, dass Ihr Buch nun auf Deutsch veröffentlicht wird? 

Das ist wichtig. Es ist das Land meiner Mutter. Es ist wichtig, dass die jungen Menschen von heute die Geschichte kennenlernen.“

Olga Benario Prestes – Eine biografische Annäherung ist 2022 beim Verbrecher Verlag (Berlin) erschienen und enthält sowohl Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Olga Benario und Luiz Carlos Prestes als auch oben genanntes Interview – Kernstück bildet jedoch die Aufarbeitung der 2015 durch Russland zugänglich gemachten Gestapo-Akten, die bis dato unbekannt waren und verschiedenste Details zu Olga Benario enthalten.

Noch angesichts ihres bevorstehenden Todes ist Olga Benario wehrhaft geblieben. Sie hatte ihrer Mitgefangenen Maria Widmaier, die das KZ Ravensbrück überleben sollte, versprochen, dass – sollte man sie „in den Tod schicken“ – sie sich wehren würde und eine Nachricht in ihrer Kleidung verstecken. So ist es gekommen. An einem Montagmorgen im April 1942 wird sie abgeholt und in die zur Tötungsanstalt umfunktionierte Psychiatrie Bernburg gebracht.

Olga Benarios Nachricht lautet: „Die letzte Stadt war Dessau. Wir wurden aufgefordert, uns auszuziehen. Nicht misshandelt. Auf Wiedersehen“.

 

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Verfasst von: Sara Gómez Schüller

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