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Olga Benario

Berlin, Barnimstr. 10: Ehem. Frauengefängnis

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Olga Benario Prestes wird von der Polizei abgeführt, 1936.

Ob Olga von Berlin aus mit ihrer Familie in Kontakt blieb oder nur mit ihren Genoss*innen, ist nicht bekannt. Klar ist allerdings, dass sie, als sie zusammen mit ihrem Gefährten Otto Braun 1926 inhaftiert wird, nicht ihren Vater in München um Hilfe bitten mag. Auch wenn dieser sie selbstverständlich hätte vertreten können – doch da lagen ihre politischen Haltungen schon zu weit auseinander, als dass sie sich von einem Sozialdemokraten hätte verteidigen lassen. Sie verbringt einige Monate in Haft und wird dann ohne weitere Gerichtstermine entlassen. Es ging der angegriffenen Weimarer Republik vor allem um Otto Braun, den sie der Spionage und damit des Vaterlandverrats anklagen würde. Olga Benario setzt sich für jene spektakuläre Befreiungsaktion ein, die sie dann am 11. April 1928 zusammen mit ihren Genoss*innen durchführt. Dass Olga Benarios Waffe, wie sich im Nachhinein herausstellte, noch dazu ungeladen war, muss dem Staatsapparat ein besonderer Hohn gewesen sein. Dem Paar gelingt die Flucht nach Moskau, wo beide ihre politische Arbeit intensivieren und sich ihre Wege privat wie politisch 1931 trennen. Olga lässt sich u.a. zur Pilotin und Fallschirmspringerin ausbilden und ist für die Koordination der Internationalen Kommunistischen Jugend zuständig.

Als 1934 eine Art Bodyguard zum Geleit des brasilianischen Revolutionärs Luiz Carlos Prestes gesucht wird, die zugleich die Ehefrau geben kann, fällt die Wahl auf Olga Benario. Und so kommt es zu dieser Liebesgeschichte, die aus der Feder Hollywoods hätte stammen können, klebten nicht so viel Tränen, Staub und kein Happy End an ihr. Die beiden Aktivist*innen, als Paar in den Flitterwochen getarnt, verlieben sich auf der dreimonatigen Reise von Moskau nach Rio tatsächlich ineinander. Ob bereits im Zug nach Frankreich oder im Flieger nach Chile oder erst kurz vor Übertreten der brasilianischen Grenze, vermag niemand genau zu sagen. Doch sie kommen als Liebespaar in Rio de Janeiro an. Und als sie, ein Jahr nach dem fehlgeschlagenen Aufstand gegen das autokratische brasilianische Regime, 1936 auffliegen und ins Gefängnis wandern, entdeckt die 28-jährige Olga, dass sie schwanger ist. Das Regime von Gétulio Vargas erkennt sie nicht als Brasilianerin an – im Gegenteil: es sieht ihre Auslieferung als „Geschenk an Hitler“. Dass es mit der Auslieferung einer Schwangeren eigenes Recht verletzt, ist mittlerweile bewiesen. Im siebten Monat schwanger kommt Olga Benario in Deutschland ins Frauengefängnis Barnim (Berlin) in Schutzhaft und wird die Freiheit nie wiedersehen.

Anita Leocádia Prestes wird am 27. November 1936 im Frauengefängnis geboren. Sie darf so lange bei der Mutter bleiben, bis sie abgestillt ist. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit hier aufzuzählen, wer alles versucht hat, Olga Benarios Freilassung und die ihrer Tochter zu erwirken. Die Heldinnen dieses Teils der Geschichte sind in jedem Fall Olgas Schwiegermutter und ihre Schwägerin: Leocádia und Lygia Prestes versuchen jahrelang Olga freizubekommen. Von mindestens drei Ländern können sie Visa bzw. die Bereitschaft, Asyl zu gewähren, vorlegen: England, die Sowjetunion und Mexiko. Sie haben internationale Hilfe und Fürsprecher*innen. Doch so lange Olga nichts über ihre Aktivitäten als Kommunistin verrät, wird die Gestapo sie nicht ausreisen lassen. In diesem Zusammenhang steht das Zitat von ihr: „Wenn andere zu Verrätern geworden sind, ich werde es jedenfalls nicht“, das von geöffneten Gestapo-Akten bestätigt wurde.

Was Leocádia und Lygia Prestes erreichen, ist, dass 1938 zumindest die kleine Anita als Tochter von Luiz Carlos Prestes und damit als Brasilianerin anerkannt wird und zu ihnen darf. Sie gehen mit ihr nach Mexiko, später nach Brasilien, wo sie mit fast neun Jahren das erste Mal ihren Vater kennenlernen wird. Olga hatte sich in ihren Briefen explizit dafür ausgesprochen, dass Anita zur Familie von Luiz Carlos käme und nicht zur Familie ihrer Mutter nach Bayern.


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Verfasst von: Sara Gómez

Externe Links:

Frauengefängnis Barnimstraße in der Wikipedia

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