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Olga Benario

Jakob-Klar-Str. 1

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Das Haus in der Jakob-Klar-Straße 1. Foto: Sara Gómez Schüller

Deutlich prägender ist für Olga das Aufwachsen in der Jakob-Klar-Straße 1, wo die Familie ab etwa 1915 lebt. Hier, mitten im quirligen Schwabing, nimmt ihr politischer Geist Gestalt an: Ihr Vater, der als Rechtsanwalt immer wieder sozial schlecht Gestellte (Proletarier) verteidigt, auch umsonst, gibt ihr anscheinend sogar Akten zu lesen. Er ist selbst Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. Die Berichte und Gespräche über die deutlich schwierigeren Ausgangslagen seiner Klient*innen am Mittags- oder Abendbrottisch schärfen Olgas Verständnis von Gerechtigkeit und ihre Aufmerksamkeit für Privilegien und Klassenkämpfe von klein auf.

Während das Verhältnis zum Vater zumindest bis Ende ihrer Jugendjahre insofern ein sehr offenes gewesen sein muss, war die Beziehung zur Mutter deutlich schwieriger. In einem Artikel bei al jazeera von Gouri Sharma 2018 heißt es: „Her relationship with her mother, [...] was ‘tense’, as, from a young age, Olga questioned – and rejected – the comforts that came with her middle-class upbringing.“ Eugenie Benario, deren „gesellschaftliches Ziel es [war], von der Münchner High Society akzeptiert zu werden, und dieses bereits durch ihr Judentum kompromittiert sah“, war es ein Dorn im Auge, dass ihr Mann bekennender Sozialdemokrat war – von Kommunismus wollte sie erst recht nichts wissen.

Wie Anita Leocádia Prestes, Olgas Tochter, in ihrer biografischen Annäherung an die Mutter berichtet, ging Eugenie so weit, die Schwiegermutter und Schwägerin ihrer Tochter 1937 an ihrer Haustür abzuweisen mit der Behauptung, das Schicksal ihrer Tochter und ihrer Enkelin würden sie nicht interessieren. Kurzum: Selbst als ihre Tochter in Nazi-Schutzhaft saß, war sie nicht bereit, sich für Olga und auch nicht für die kleine Enkelin einzusetzen. Dass diese radikale Ablehnung der politischen Haltung ihrer Tochter sie nicht davor bewahrte, selbst inhaftiert und 1943 im KZ Theresienstadt ermordet zu werden, lässt an beißendem Zynismus nichts missen.

Leo Benario starb bereits 1933, „[a]nscheinend [...] an einem Schock über Hitlers Aufstieg“, sagt Anita Leocádia Prestes in einem Interview vom März 2022.

Er hatte neben seiner Tätigkeit als Anwalt eine Reihe sozialkritischer Schriften verfasst. Im Jahr von Olgas Geburt etwa die Studie Die Wucherer und ihre Opfer. Die Stoßrichtung kann man sich auch hundert Jahre nach Erscheinen denken.

Leo Benario: Die Wucherer und ihre Opfer. Hermann Seemann Nachfolger, Berlin (Großstadt-Dokumente Bd. 38, hg. von Hans Ostwald), ca. 1908.


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Verfasst von: Sara Gómez

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