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Gästebuch Weinmann: Hackländerhaus, Zeichnung Himbsel (c) Stadtarchiv München

Assenbucher Str. 45: Kurt Wolff (1887-1963)

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Foto: Ingvild Richardsen

Von 1928 bis zum Jahr 1933 war das Anwesen in Leoni im Besitz des bekannten deutschen Verlegers Kurt Wolff und seiner Ehefrau Elisabeth Wolff. Überlieferte Dokumente im Stadtarchiv München belegen, dass er und seine Frau das Anwesen am 15. November 1928 zu gleichen Teilen erworben hatten.

Brief von Elisabeth Wolff zu Buchenried

Ein Brief von Elisabeth Wolff vom 7. Dezember 1928 an ihre Mutter Clara Merck belegt, dass das Leoni-Anwesen spätestens im Jahr 1928 „Buchenried“ hieß. In jenem berichtet sie vom damaligen Zustand des Anwesens und über ihre Wahrnehmung der Umgebung:

In Buchenried sind die Ausbesserungsarbeiten an den Zäunen und am Bootshaus sehr ordentlich vollendet. Der Garten sieht schon ganz anders aus. Ich habe ziemlich viel ausholzen, d.h. die kleinen Bäume wegmachen lassen; der Flieder ist ganz zurückgestutzt, und vor dem kleinen Haus [Hackländer Haus] sind Delphinum und Iris eingepflanzt. Im grossen Haus begannen diese Woche die Trockenlegungsarbeiten, die Steinplatten auf der Veranda und der Asphalt mußten ganz ausgerissen werden, damit Luft in die schlecht ausgeführte Terrasse eindringen konnte. Das ist eine teure und unerfreuliche Arbeit, aber sie musste gemacht werden, wollten wir das Haus nicht noch feuchter haben. Wir waren neulich draussen, bei ziemlich schlechtem Wetter. Es war so ein Vorwintertag mit ein wenig Schnee, trübem Himmel und viel feuchtwarmem Wind, und trotzdem war es wunderschön, die Landschaft ist eben unendlich romantisch und farbig. Das Wasser hatte eine wundervolle grün-blaue Tönung, das Geräusch der Wellen an der kleinen Halbinsel war herrlich.

Überlieferte Briefe und Dokumente in Archiven belegen, dass Kurt und Elisabeth Wolff Buchenried 1934 wieder verkauften. Zum einen wegen der finanziellen Lage des Kurt Wolff Verlags, zum anderen wegen der Trennung des Paares im Jahr 1929 und der zwei Jahre später folgenden Scheidung. Seit dem 1. Februar 1931 war Kurt Wolff aus München abgemeldet mit dem Vermerk „auf Reisen“ nach Saint Tropez. 1933 verließ er München endgültig.

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Zu Kurt Wolffs Lage und der Situation seines Verlags in den 1920/30er-Jahren

Der 1913 gegründete Kurt Wolff Verlag in Leipzig, der wohl wichtigste Verlag für expressionistische Literatur, bekannt geworden durch Buchreihen und Serien wie „Der neue Roman“, „Die schwarzen Bücher“, „Der jüngste Tag“ und Autoren wie Franz Kafka,  Franz  Werfel,  Max  Brod  und  Heinrich Mann, war am 1. Oktober 1919 nach München umgezogen. Seit dem 24. September 1919 wohnten Kurt und Elisabeth Wolff in München in der am Englischen Garten gelegenen Königinstraße 29. Für den Verlag mietete er das 1880 im italienischen Barockstil neben den Propyläen erbaute Haus des 1916 verstorbenen Verlegers der Jugend, Georg Hirth, in der Luisenstraße 31. Seit Herbst 1919 bis zur Aufgabe des Verlags im Jahr 1930 residierte der Kurt Wolff Verlag hier.

Die Preissteigerungen der ersten Nachkriegsjahre stellten den Verlag wie viele andere vor große Schwierigkeiten. Durch die Weltwirtschaftskrise geriet er immer weiter in Bedrängnis. Viele Buchhändler mussten Konkurs anmelden. Wolff war in den Jahren 1927 bis 1929 zunehmend damit beschäftigt, durch Abstoßung von Rechten und Lagerbeständen an andere Verlage und durch den Einsatz seines Privateigentums seinen Verlag vor dem drohenden Konkurs zu retten.

Am 8. Januar 1929 schrieb Wolff in einem Brief an einen Freund, dass er Buchenried, einen umfangreichen Gebäudekomplex mit riesigem Grundstück in Leoni am Starnberger See, wohl werde verkaufen müssen. Zu Beginn der 1930er-Jahre geriet der Wolff Verlag immer tiefer in die Finanzkrise und Wolff begann nach und nach seine Bestände aufzulösen.

Doch auch privat war es in den 1920ern bergab gegangen. Wolff trennte sich 1929 von Elisabeth Wolff, 1931 wurde die Ehe geschieden. Das Scheitern im Privaten, die Weltwirtschaftskrise und der Misserfolg seines florentinischen Pantheon Verlags ließen ihn die Hoffnung verlieren. Im Sommer 1930 zog er sich zu Freunden in Mecklenburg-Vorpommern zurück. Von dort erklärte er gegenüber dem Schriftsteller Franz Werfel, warum er nach 20 Jahren den Verlag auflösen müsse: Wolff wollte nicht durch Zahlungsschwierigkeiten in Abhängigkeit von Gläubigern, Druckern und Buchbindern geraten und zog es vor, den anhaltenden Zersetzungsprozess des Verlags, der auch sein Privatleben erfasste, definitiv zu beenden. Es war schließlich sein Schwager Peter Reinhold, der den Restbestand des Verlags 1931 übernahm und 1933 bei Produktionsbeginn nach Berlin verlegte, wo er mit dem Neuen Geist Verlag fusionierte. Dieser neue Kurt Wolff Verlag führte während der 1930er-Jahre allerdings nur noch ein bescheidenes Dasein. 1940 in Genius Verlag umbenannt, erlosch er endgültig 1946.

1931 und 1932 ging Wolff auf Reisen. Pläne, mit denen er wieder in Deutschland Fuß fassen wollte, scheiterten. Kurz nach dem Reichstagsbrand, in der Nacht zum 2. März 1933, verließ der Verleger Deutschland. Auch nach dem Krieg kehrte er nur zu Besuchen zurück.

In London heiratete er am 27. März 1933 seine zweite Frau Helen Mosel. 1938 flohen beide mit dem gemeinsamen Sohn (der Komponist Christian Wolff) nach Frankreich. Zwei Jahre später – Wolff war zwischenzeitlich auch interniert gewesen – gelang ihnen von dort in letzter Minute die Flucht in die USA, wo Wolff 1942 mit seiner zweiten Frau in New York den Verlag Pantheon Books, Inc. gründete, der schon bald sehr erfolgreich war. Auch englische Übersetzungen von deutschen Dichtern wurden hier herausgegeben. 1960 trennte Wolff sich von Pantheon Books und kehrte nach Europa zurück. Während eines Besuchs in Deutschland 1963, auf dem Weg zum Deutschen Literaturarchiv in Marbach, wurde Wolff von einem Lastwagen erfasst und erlag kurz darauf seinen Verletzungen. Er wurde in Marbach bestattet.

 


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Verfasst von: Dr. Ingvild Richardsen