Assenbucher Str. 45: Louis Weinmann (1839-1902)
Einer der erfolgreichsten Papiererzeuger Deutschlands
Nach Hackländers Tod wurde das 14.000 m2 große Leoni-Grundstück 1877 mit Villa, Ökonomiegebäude, Bootshaus und Inselanlage vom Münchner Papierfabrikdirektor Louis Weinmann erworben.
Louis Weinmann wurde am 4. September 1839 in Wallerstein geboren, einer der bedeutendsten jüdischen Gemeinden in Bayerisch-Schwaben. Weinmann, der als junger Mann nach München zog, arbeitete zuerst als Buchhalter und Kassierer im Bankhaus Josef von Hirsch. Er heiratete die Tochter des Reichenhaller Hoteliers Josef Wassermann, Julie Wassermann (1849-1936), mit der er bald drei Söhne hatte: Rudolf, Friedrich Wilhelm und Kurt. Als der 25-jährige Louis Weinmann 1864 in die 1862 vom Münchner Ingenieur Gustav Medicus gegründete Dachauer Aktiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation (MD) in den Vorstand eintrat, hielt der Erfolg in das Unternehmen Einzug. Die MD entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Papiererzeuger Deutschlands mit Verbindungen in ganz Europa und Übersee. Doch auf Louis Weinmann gehen nicht nur wichtige Investitionen des Unternehmens zurück, er war auch der Initiator wichtiger Sozialleistungen in der von ihm geführten Papierfabrik MD. Weinmann, der soziale Verantwortung großschrieb, gründete eine Betriebskrankenkasse und Pensionskasse für die Werksangehörigen sowie einen Wohltätigkeitsfonds, mit dessen Zinsen in Not geratene Arbeiter und Beamte Unterstützung fanden; 1889 auch eine Stiftung, die Kinder von verstorbenen oder verunglückten Beschäftigten half. Um den Mitarbeitern günstigen Wohnraum in der Nähe ihres Arbeitsplatzes anbieten zu können, errichtete die MD sogar mehrere Häuser nahe der Fabrik.
Louis Weinmann wohnte mit seiner Familie damals in München, wo er in der Leopoldstraße 5, nahe des Siegestors, eine Villa erworben hatte, die zu einem der wichtigsten Künstler- und Gelehrtentreffs in München wurde. Die Familie besaß noch ein weiteres Haus in der Leopoldstraße 3.
Die Weinmanns in Leoni: Das Anwesen bekommt ein neues Gesicht
Nachdem Weinmann 1877 das Grundstück in Leoni erworben hatte, kam es auf dem Anwesen, das insgesamt über 40 Jahre, bis 1919, im Besitz der Weinmanns war, zu zahlreichen architektonischen Veränderungen.
Am 14. September 1882 wurde eine neue Villa – der Kern, das Hauptgebäude des jetzigen Hauses Buchenried – ins Grundbuch eingetragen. Weinmann ließ die neue Villa an das aus der Himbsel-Zeit stammende, obere Ökonomiegebäude anbauen: eine großzügige, bürgerliche Landhausvilla, am Hang gelegen mit Erd-, Ober- und Dachgeschoss in Ziegel- bzw. Fachwerkbau und mit einem Erker an der nördlichen Seite.
Gedächtniskapelle. Foto: Ingvild Richardsen
Doch die Weinmanns bereicherten das Leoni-Grundstück auch noch in anderer Weise. Südlich der neuen Villa, ließen sie 1903 ein im Jugendstil errichtetes Familiengrabmal mit vorgelagertem Fischteich errichten, das heute unter Denkmalschutz steht. Der Konstrukteur dieser Gedächtniskapelle, in der nach dem Tod von Louis und seinem Bruder Fritz Weinmann bis 1919 beider Urnen ihren Platz hatten, war Theodor Fischer (1862-1938), einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Auch das Hackländer Haus veränderte Weinmann: Dessen Holzbalkon ließ er durch einen großen eisernen Stahlbalkon ersetzen und zudem einen gusseisernen Springbrunnen vor die Fassade zur Seeseite hin errichten.
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Das Leoni-Anwesen im Besitz der Weinmann-Erbengemeinschaft
Das Leoni-Anwesen mit den zwei Wohnhäusern, dem Ökonomiegebäude und der Gedächtniskapelle war bis 1919 im Besitz der Familie Weinmann. Nach Louis Weinmanns Tod im Jahr 1902 kam das Anwesen in die Hände einer Erbengemeinschaft, der Frau und den Söhnen von Louis Weinmann: Julie Weinmann, Dr. Rudolf Weinmann, Schauspieler und Regisseur in Köln, und Kurt Weinmann, Medizinstudent in München. Julie Weinmann war auch Mäzenin, wie ein an sie gerichteter Bettelbrief Rilkes vom 25. Juni 1902 belegt. Sie war eng mit Marie Haushofer, Emma Merk und Carry Brachvogel befreundet, in deren Wohnung sie 1936 auch verstarb.
In der Ära der Weinmann-Erbengemeinschaft wurde an der oberen Grundstücksgrenze eine Kegelbahn mit gemauertem Fundament und einem Holzaufbau errichtet. In ihrer ursprünglichen Form erhalten, wird sie heute vom Seminarzentrum Buchenried als Werkraum genutzt.
Kegelbahn. Foto: Ingvild Richardsen
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Zum Gästebuch der Villa Weinmann (1883-1919)
Das von mir 2016 auf der Fraueninsel wiedergefundene Gästebuch der Villa Weinmann in Leoni stellt eine bedeutende kulturhistorische Quelle da. Es belegt, dass das heutige Anwesen Buchenried während der Weinmann-Ära ein bedeutender Künstler- und Schriftstellertreff war für Gäste aus dem In- und Ausland. Es enthält Zeichnungen, Gedichte, Aquarelle, Lieder und Kompositionen damals bekannter Künstler, Schriftsteller und Gelehrter. Unter den Einträgen finden sich bekannte Namen und Münchner Familien, Künstler, Publizisten und Verleger: Max Scheler, Pilar Prinzessin von Bayern, Familienmitglieder der Rothschilds, der Verleger Hanfstaengl und Knorr & Hirth, dann auch die Rosenthals, Wassermanns, Kustermanns, Porges, Wertheimers, Franz von Pocci, der Münchner Physiker Dr. Leo Graetz, der Dichter Wilhelm Jensen oder der Schauspieler Richard Stury.
Gästebuch Weinmann. Erste Seite mit der 1882 neugebauten Villa (c) Stadtarchiv München
Einer der erfolgreichsten Papiererzeuger Deutschlands
Nach Hackländers Tod wurde das 14.000 m2 große Leoni-Grundstück 1877 mit Villa, Ökonomiegebäude, Bootshaus und Inselanlage vom Münchner Papierfabrikdirektor Louis Weinmann erworben.
Louis Weinmann wurde am 4. September 1839 in Wallerstein geboren, einer der bedeutendsten jüdischen Gemeinden in Bayerisch-Schwaben. Weinmann, der als junger Mann nach München zog, arbeitete zuerst als Buchhalter und Kassierer im Bankhaus Josef von Hirsch. Er heiratete die Tochter des Reichenhaller Hoteliers Josef Wassermann, Julie Wassermann (1849-1936), mit der er bald drei Söhne hatte: Rudolf, Friedrich Wilhelm und Kurt. Als der 25-jährige Louis Weinmann 1864 in die 1862 vom Münchner Ingenieur Gustav Medicus gegründete Dachauer Aktiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation (MD) in den Vorstand eintrat, hielt der Erfolg in das Unternehmen Einzug. Die MD entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Papiererzeuger Deutschlands mit Verbindungen in ganz Europa und Übersee. Doch auf Louis Weinmann gehen nicht nur wichtige Investitionen des Unternehmens zurück, er war auch der Initiator wichtiger Sozialleistungen in der von ihm geführten Papierfabrik MD. Weinmann, der soziale Verantwortung großschrieb, gründete eine Betriebskrankenkasse und Pensionskasse für die Werksangehörigen sowie einen Wohltätigkeitsfonds, mit dessen Zinsen in Not geratene Arbeiter und Beamte Unterstützung fanden; 1889 auch eine Stiftung, die Kinder von verstorbenen oder verunglückten Beschäftigten half. Um den Mitarbeitern günstigen Wohnraum in der Nähe ihres Arbeitsplatzes anbieten zu können, errichtete die MD sogar mehrere Häuser nahe der Fabrik.
Louis Weinmann wohnte mit seiner Familie damals in München, wo er in der Leopoldstraße 5, nahe des Siegestors, eine Villa erworben hatte, die zu einem der wichtigsten Künstler- und Gelehrtentreffs in München wurde. Die Familie besaß noch ein weiteres Haus in der Leopoldstraße 3.
Die Weinmanns in Leoni: Das Anwesen bekommt ein neues Gesicht
Nachdem Weinmann 1877 das Grundstück in Leoni erworben hatte, kam es auf dem Anwesen, das insgesamt über 40 Jahre, bis 1919, im Besitz der Weinmanns war, zu zahlreichen architektonischen Veränderungen.
Am 14. September 1882 wurde eine neue Villa – der Kern, das Hauptgebäude des jetzigen Hauses Buchenried – ins Grundbuch eingetragen. Weinmann ließ die neue Villa an das aus der Himbsel-Zeit stammende, obere Ökonomiegebäude anbauen: eine großzügige, bürgerliche Landhausvilla, am Hang gelegen mit Erd-, Ober- und Dachgeschoss in Ziegel- bzw. Fachwerkbau und mit einem Erker an der nördlichen Seite.
Gedächtniskapelle. Foto: Ingvild Richardsen
Doch die Weinmanns bereicherten das Leoni-Grundstück auch noch in anderer Weise. Südlich der neuen Villa, ließen sie 1903 ein im Jugendstil errichtetes Familiengrabmal mit vorgelagertem Fischteich errichten, das heute unter Denkmalschutz steht. Der Konstrukteur dieser Gedächtniskapelle, in der nach dem Tod von Louis und seinem Bruder Fritz Weinmann bis 1919 beider Urnen ihren Platz hatten, war Theodor Fischer (1862-1938), einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Auch das Hackländer Haus veränderte Weinmann: Dessen Holzbalkon ließ er durch einen großen eisernen Stahlbalkon ersetzen und zudem einen gusseisernen Springbrunnen vor die Fassade zur Seeseite hin errichten.
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Das Leoni-Anwesen im Besitz der Weinmann-Erbengemeinschaft
Das Leoni-Anwesen mit den zwei Wohnhäusern, dem Ökonomiegebäude und der Gedächtniskapelle war bis 1919 im Besitz der Familie Weinmann. Nach Louis Weinmanns Tod im Jahr 1902 kam das Anwesen in die Hände einer Erbengemeinschaft, der Frau und den Söhnen von Louis Weinmann: Julie Weinmann, Dr. Rudolf Weinmann, Schauspieler und Regisseur in Köln, und Kurt Weinmann, Medizinstudent in München. Julie Weinmann war auch Mäzenin, wie ein an sie gerichteter Bettelbrief Rilkes vom 25. Juni 1902 belegt. Sie war eng mit Marie Haushofer, Emma Merk und Carry Brachvogel befreundet, in deren Wohnung sie 1936 auch verstarb.
In der Ära der Weinmann-Erbengemeinschaft wurde an der oberen Grundstücksgrenze eine Kegelbahn mit gemauertem Fundament und einem Holzaufbau errichtet. In ihrer ursprünglichen Form erhalten, wird sie heute vom Seminarzentrum Buchenried als Werkraum genutzt.
Kegelbahn. Foto: Ingvild Richardsen
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Zum Gästebuch der Villa Weinmann (1883-1919)
Das von mir 2016 auf der Fraueninsel wiedergefundene Gästebuch der Villa Weinmann in Leoni stellt eine bedeutende kulturhistorische Quelle da. Es belegt, dass das heutige Anwesen Buchenried während der Weinmann-Ära ein bedeutender Künstler- und Schriftstellertreff war für Gäste aus dem In- und Ausland. Es enthält Zeichnungen, Gedichte, Aquarelle, Lieder und Kompositionen damals bekannter Künstler, Schriftsteller und Gelehrter. Unter den Einträgen finden sich bekannte Namen und Münchner Familien, Künstler, Publizisten und Verleger: Max Scheler, Pilar Prinzessin von Bayern, Familienmitglieder der Rothschilds, der Verleger Hanfstaengl und Knorr & Hirth, dann auch die Rosenthals, Wassermanns, Kustermanns, Porges, Wertheimers, Franz von Pocci, der Münchner Physiker Dr. Leo Graetz, der Dichter Wilhelm Jensen oder der Schauspieler Richard Stury.
Gästebuch Weinmann. Erste Seite mit der 1882 neugebauten Villa (c) Stadtarchiv München