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Thomas Mann, 30.4.1900 (ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv / Fotograf: Atelier Elvira / TMA_0016)

Spätere Ausflüge an den Starnberger See (1923-1927)

Thomas Mann hat seine Tagebücher der Zwanziger Jahre von 1922 bis zum 14. März 1933 im Garten seines kalifornischen Hauses am 21. Mai 1945 „in Ausführung eines längst gehegten Vorsatzes (vernichtet). Verbrennung im Ofen draußen.“[63] Somit lassen sich weitere Ausflüge Thomas Manns zum Starnberger See aus seinen eigenen Aufzeichnungen ab 1922 nicht mehr rekonstruieren. Allerdings bietet die vor kurzem abgeschlossene Edition der Tagebücher der Schwiegermutter Thomas Manns, Hedwig Pringsheim, aus den Jahren 1885 bis 1941 einige Hinweise darauf, wann und mit wem Thomas Mann noch einmal an den See gekommen ist.[64]

So ist er am 24. August 1923 (ein „[s]ehr heißer, stiller Tag“), mit seiner Frau Katia und dem Schwager Peter Pringsheim wieder einmal, wie schon vor mehr als 20 Jahren (vgl. Station 1), „nach Starnberg geradelt“.[65] Am 14. Juli 1925 hält Hedwig Pringsheim fest, dass ihr Sohn Klaus, Katia Manns Zwillingsbruder, „mit Manns nach Feldafing geautelt“, also mit dem Auto gefahren sei.[66] Etwas mehr erfährt man dann von einem weiteren Ausflug nach Feldafing am 21. Juni 1926, das Ziel ist das Haus Bruno Franks (vgl. Station 5): „Um ½ 12 mit Tommy u. Erika [Thomas Manns älteste Tochter] im offenen neuen Auto nach Feldafing gefaren, herrlich Wetter, hin u. zurück schöne Fart. Bei Bruno Franks trefflich dinirt, gut unterhalten, Mittagsruhe, tee, um ½ 8 wieder zuhaus.“[67] Der Hinweis am 9. Juni 1927 darauf, dass die Nichte Ilse Rosenberg „mit Manns in Feldafing“[68] sei, ist dann wieder eher karg.

Etwas interessanter wird es kurz darauf am 6. August 1927, da Hedwig Pringsheim auf einer Autofahrt nach Seeshaupt, vermutlich zu Hermann Ebers (vgl. Station 3), wo sie schon am 28. August 1926 einen „sehr angenehmen gemütlichen Tag“[69] verbracht hatte, wieder mit von der Partie ist: „Um 3 mit Manns schöne Autofart: über Wolfratshausen nach Seeshaupt, wo Tee; dann über Andechs, wo die Kirche besichtigt, über Herrsching u. Pilsensee um 8 Ur daheim.“[70] Man kannte sich aus, die „Lebensfrage“ wurde vertagt, und besuchsweise kehrte man gerne immer wieder an den Starnberger See zurück.

 

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[63] Thomas Mann, Tagebuch, Pacific Palisades, 21. Mai 1945. In: ders.: Tagebücher 1944-1.4.1946, hg. v. Inge Jens. Frankfurt a.M. 1986, S. 208. Mit der „Vernichtung alter Tagebücher“ hatte er bereits am 20. Juni 1944 begonnen (vgl. ebd., S. 68).

[64] Hedwig Pringsheim: Tagebücher 1885-1941. Neun Bände. Hg. u. komment. v. Cristina Herbst. Göttingen 2013-2021.

[65] Hedwig Pringsheim, Tagebuch, München, 24. August 1923. In: dies.: Tagebücher Band 7, 1923-1928, hg. u. komment. v. Cristina Herbst. Göttingen 2018, S. 91 (zur eigenwilligen Rechtschreibung vgl. Anm. 10).

[66] Ebd., S. 213.

[67] Ebd., S. 274.

[68] Ebd., S. 340.

[69] Ebd., S. 284.

[70] Ebd., S. 349.

Verfasst von: Dr. Dirk Heißerer

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